Baden-Württembergs Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) hofft auf zehn bis 14 Eliteuniversitäten in Deutschland. Im StZ-Interview erklärt sie, dass das ganz im Sinne der baden-württembergischen Universitäten ist.

Frau Bauer, wie bewerten Sie die Ergebnisse des Gutachtens?
Ich begrüße die Empfehlungen. Sie bieten eine sehr sinnvolle und hilfreiche Grundlage, auf der Bund und Länder bis zum Sommer verbindliche Beschlüsse zur Verstetigung der bisherigen Exzellenzinitiative treffen können. Ich bin sehr froh über die Grundphilosophie und die Herangehensweise der Imboden-Kommission. Die Vorschläge geben unseren Universitäten starken Rückenwind. Durch die beiden Förderlinien Exzellenzcluster und Exzellenzprämie können die Universitäten das Bewährte fortführen und gleichzeitig Freiräume schaffen.
Der Gutachter regt eine Exzellenzprämie an. Entspricht das Ihrem Vorschlag eines Exzellenzbonus?
Der Vorschlag deckt sich weitgehend mit dem, was ich im September als Überlegung vorgestellt habe. Ich halte die Prämie für sehr sinnvoll. Sie ermöglicht es, neben der Herausbildung von Forschungsspitzen auch die Universitäten als Ganzes zu fördern. Über die Prämien können die Universitäten eigene Schwerpunkte setzen.
Politisch wurde darum gestritten, nur vier Eliteuniversitäten zu fördern.
Es ist richtig, sich nicht auf vier oder fünf Eliteunis zu beschränken.Das lehnt auch Imboden ab. Unsere Spitzenliga ist breiter aufgestellt. Wir denken an zehn bis 14 Standorte.
Erhöht das die Chancen der baden-württembergischen Universitäten?
In der Tat. Bisher waren die baden-württembergischen Universitäten die erfolgreichsten im Bundesländervergleich. Mit diesen neuen Formaten werden forschungsstarke Universitäten auch in Zukunft hervorragend aufgestellt sein.
Wie stark soll die Politik bei den Entscheidungen mitreden?
Beide Komponenten, Cluster und Prämie, sind sehr stark wissenschaftsgeleitet. Sie eröffnen eigentlich keine Spielräume für politische Einflussnahme. Aber sie geben der Politik die nötigen Möglichkeiten, die Leitplanken sinnvoll aufzusetzen, damit sich die Universitäten unterschiedlich aufstellen können.
Die finanzielle Beteiligung der Länder schien unklar. Wie sollte sie aussehen?
Imboden plädiert sehr deutlich dafür, dass auch in Zukunft 75 Prozent vom Bund und 25 Prozent von den Ländern kommen sollen. Es geht also nicht um vier sondern um fünf Milliarden über zehn Jahre. Ich halte den Vorschlag für sinnvoll und unterstütze das genau so.
Die Antragsverfahren wurden als zu aufwendig kritisiert. Hat das Gutachten Auswirkungen auf die künftigen Verfahren?
Die Förderzeiträume sollten korrigiert werden. Exzellenzcluster sollten für sieben bis acht Jahre bewilligt werden, bisher sind es fünf. Auch die Prämien sollten auf sieben bis acht Jahre angelegt werden um risikofreudiges Verhalten und Denken in längeren Horizonten zu ermutigen. Dennoch soll nichts zementiert werden, das ist wichtig. Es soll auch in Zukunft Aufsteiger und Absteiger geben können. So kann sich die gesamte universitäre Forschungslandschaft verändern.
Wann muss die Entscheidung fallen?
Die Wissenschaftler und die Universitäten müssen wissen, woran sie sind. Wir haben mit dem klaren Signal, die Exzellenzinitiative zu verstetigen einen eindeutigen Auftrag, den Plan umzusetzen, den Bund und Länder im Grundsatz ja schon beschlossen haben. Bis Sommer 2016 sollten wir alles unter Dach und Fach haben. Dann muss klar sein, welche Förderlinien und Finanzvolumina es gibt und über welche Zeiträume wir reden. Ich werde alles dafür tun, dass das gelingt. Bis Sommer muss auch die Ministerpräsidentenkonferenz ihren Beschluss gefasst haben. Die Förderformate selber können durchaus erst im Jahr 2020 starten, damit genügend Zeit bleibt für die gründliche Vorbereitung der nächsten Ausschreibungsrunde. Das halte ich für einen klugen Vorschlag.