Schwarz-Gelb regiert nach der Bundestagswahl weiter, sagt Wolfgang Kubicki, FDP-Fraktionschef in Schleswig-Holstein, im StZ-Interview voraus – aber mit verkleinerter FDP-Fraktion und einer entspannteren CDU.

StuttgartWolfgang Kubicki, FDP-Fraktionschef in Schleswig-Holstein, gehört zu den gut vernehmbaren Stimmen der Liberalen. Nun will er in den Bundestag. Falls Schwarz-Gelb keine Mehrheit erhalte, warnt er, werde die SPD ein rot-rot-grünes Bündnis schmieden.
Herr Kubicki, als Sie zu Beginn dieses Jahres gefragt wurden, warum Sie für den Bundestag kandidieren, war die Antwort: „Ich will nicht zusehen, wie meine Partei vor die Hunde geht.“ Ist die Gefahr inzwischen gebannt?
Die Befürchtung, dass die FDP vor die Hunde geht, habe ich nicht mehr. Vor einem Jahr ging es uns miserabel. Nach den Wahlerfolgen von Christian Lindner in Nordrhein-Westfalen und von mir in Schleswig-Holstein haben viele gesagt, dass wir auch stärker auf den Kurs der Bundespartei einwirken sollen. Christian Lindner hatte seinen Wählern versprochen, dass er in Nordrhein-Westfalen bleibt. Da ich nicht noch einmal als Spitzenkandidat zu einer Landtagswahl antrete, habe ich mich für die Kandidatur zur Bundestagswahl entschieden.

Wir haben Sie richtig verstanden: nur Lindner und Kubicki können die FDP retten?
Nicht nur. Es ging insgesamt um ein besseres Erscheinungsbild der FDP auf Bundesebene . . .

Wo allerdings Philipp Rösler und Rainer Brüderle weiter an der Spitze stehen?
Ja, aber die Diadochenkämpfe sind entschieden. Die Formation steht. An der wird sich in den nächsten zwei Jahren auch nichts ändern.

Sie haben sich stets als „Sozialliberaler“ charakterisiert. Mit Peer Steinbrück könnten Sie sofort koalieren. Warum tun sie es nicht?
Peer Steinbrück ist ein vernünftiger Ökonom. Achtzig Prozent von dem, was er denkt, kann ich unterschreiben. Wir haben ja zusammen in Kiel studiert. Als er Minister in Schleswig-Holstein war, war er häufiger bei mir als bei seinen Genossen. Wir kennen uns seit langem und könnten uns sicher schnell einigen. Aber mit der SPD und ihrem heutigen Programm ist eine Koalition ausgeschlossen.