Und was halten Sie von Liebe als Sinn des Lebens?
Das ist auch eine Form der Ablenkung. Du triffst jemanden und das ist wirklich aufregend. Du kannst an nichts anderes mehr denken. Aber wenn du diesen Menschen dann näher kennenlernst, zerfällt dieser Zauber ja sehr häufig wieder. Aber selbst wenn das nicht passiert, bekommt die Liebe doch so eine säuerliche Note. Man ist verheiratet, vielleicht sogar glücklich verheiratet. Und nach dreißig Jahren findet man trotzdem diesen Schatten auf deinem Röntgenbild. Du denkst, dein Partner kann dir die Krankheit leichter erträglich machen. Aber das ist nur ein Pflaster. Auch dein Partner kann dich nicht retten, nur den Horror etwas mindern.
Ihre Hauptfigur in „Irrational Man“ begeht einen Mord, um dem Leben einen Sinn zu geben. Hätte Ihnen das vielleicht auch gut getan?
Glauben Sie mir, wenn ich angefangen hätte zu morden, dann wäre am Ende niemand außer mir übrig geblieben. Nein, mit so etwas darf man gar nicht erst anfangen. So kann man ja nicht leben. Am besten entscheidet man sich für den soliden Lifestyle der Mittelklasse. Darüber hat schon Tolstoi geschrieben. Die Mittelklasse macht das Leben erst möglich. Und er hat Recht. Man kann nicht ständig ein romantischer, theatralischer, risikofreudiger Existenzialist sein. Das ist zu nervenaufreibend. Alles andere bedeutet Wahnsinn. Und der ist weder für mich noch für den Rest der Gesellschaft sinnvoll.
Wenn es um Liebe ging, waren Sie aber immer sehr risikofreudig. Sonst wären Sie ja bis heute mit derselben Frau verheiratet.
Ich bevorzuge die Formulierung, dass ich Pech in der Liebe hatte. Risiken bin ich nicht eingegangen. Ich habe immer versucht, es so gut zu machen, wie es mir eben möglich war. Und dann hat es leider nicht funktioniert. Aber ich bin bis heute sehr gut mit dem Mädchen befreundet, das ich geheiratet habe, als ich zwanzig Jahre alt war. Sie ist dann Philosophie-Professorin geworden. Mit Diane Keaton bin ich auch immer noch sehr eng befreundet. Die einzige, mit der ich einen Konflikt hatte, war Mia Farrow. Mit allen anderen fantastischen Frauen in meinem Leben hatte ich keine Probleme, und wir haben uns nie im Schlechten getrennt. Wir haben uns freundlich auseinander gelebt.
Das Leben lässt sich nur mit Humor ertragen?
Ich glaube, der Humor ist bei mir so eine Art genetischer Defekt. Ich war schon als Kind sehr amüsant und habe keine Ahnung, woher dieses Talent kommt. Ich bin so geboren worden. Das habe ich nicht gelernt. Ich habe alles mit Humor gemacht. Wenn ich in der Schule einen Aufsatz schreiben musste, hat der Lehrer ihn immer der Klasse vorgelesen, weil er komisch war. Man hat mich schon mit sechzehn Jahren dafür bezahlt, Witze zu schreiben, die dann tatsächlich veröffentlicht wurden. Und damit habe ich damals bereits mehr Geld verdient als mein Vater. So ging es bis heute weiter. Es war pures Glück. Wenn ich dieses Talent nicht gehabt hätte, hätte ich wohl dasselbe wie mein Vater gemacht. Er war Taxifahrer, Barkeeper und Kellner. Man darf ja nicht vergessen, dass ich damals von der Schule geflogen bin. Ich war ein miserabler Schüler. Alle meine Freunde wurden Anwälte und Ärzte. Das hätte ich nie geschafft. Mein Beruf ist eher ein Unfall, weil ich nichts anderes konnte.
Was wird aus der Fernsehserie, die Sie für Amazon machen sollen?
Ich hätte nicht so gierig sein und diesem Projekt nie zustimmen sollen. Denn ich finde es unglaublich schwierig. Und es ist für mich eine gute Lektion zu sehen, was passiert, wenn ich etwas nur für das Geld mache, was ich noch nie vorher getan habe. Aber diese Leute haben mich zwei Jahre lang bedrängt und mir immer mehr Geld geboten. Und obwohl ich ihnen gesagt habe, ich hätte keine Ahnung von Fernsehen, war es ihnen egal. Am Ende hieß es: Mach, was immer du willst. Du hast sechsmal dreißig Minuten. Es ist uns völlig egal, womit die gefüllt werden, Komödie, Drama, was auch immer. Wir wollen es nicht einmal wissen. Je öfter ich ablehnte, desto höher wurde das Angebot. Irgendwann war ich mit meiner Integrität am Ende. Jeder fragte mich, wie ich so etwas ablehnen könnte. Also war ich schließlich im Boot. Und ich bereue es bitterlich. Die Hälfte der Arbeit ist geschafft, und ich hoffe inständig, niemanden zu enttäuschen und mich nicht lächerlich zu machen. Denn das ist gut möglich.
Worum wird es gehen?
Sie werden es nicht glauben, aber ich arbeite parallel an zwei Geschichten. Die erste ist die romantische Geschichte zweier junger Leute. Die zweite ist eine Comedy-Serie, in der ich mitspiele. Ich werde mich letztlich für das entscheiden, was besser wird. So etwas habe ich noch nie gemacht, und es bedeutet die doppelte Menge Arbeit. Aber ich bin so unsicher und habe keinen Schimmer, was ich da eigentlich tue. Ich hasse immer die Variante, an der ich gerade arbeite – und will die andere weiter schreiben.