Für den Architekten Christoph Mäckler werden die Stadtzentren immer trister und hässlicher. In der Ausstellung „Plätze in Deutschland 1950 und heute“ vergleicht er die Bausünden der vergangenen Jahrzehnte mit dem früheren Zustand. Nun kommt die Ausstellung nach Stuttgart.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)
Stuttgart – - Das Prinzip der Ausstellung ist ganz einfach: Auf jeweils zwei Fotos werden Plätze in Deutschland gezeigt, wie diese in den 1950er Jahren ausgesehen haben und wie sie heute aussehen. Das Ergebnis ist meist deprimierend: viel Beton, wenig Geist. Christoph Mäckler hat die Ausstellung, die vom 1. Juli an im Haus der Architekten in Stuttgart zu sehen sein wird, konzipiert – er ist Architekt mit einem Büro in Frankfurt und Lehrprofessor an der TU Dortmund. Sein Credo: weg von den großen architektonischen Klötzen, hin zu lebendigen Orten.
Herr Mäckler, Ihre Ausstellung hat in Berlin, Köln und Dortmund einigermaßen Furore gemacht, obwohl sie eher unscheinbar daherkommt. Wie erklären Sie sich den Erfolg?
Erstens gibt es zu den Fotos keine langen Erklärungen – die Gegenüberstellung der alten und neuen Platzsituationen öffnet den Leuten unmittelbar die Augen. Ich muss ehrlich sagen: Ich habe selbst einen Schreck bekommen bei dem einen oder anderen Vergleich. Zweitens sind die alten Fotos aus den 1950er Jahren. Mit der Ausstellung wird deutlich, dass viele Orte erst nach dem Krieg zerstört worden sind. Das ist das Unbegreifliche.
Ist Ihr Befund tatsächlich so schlimm?
Die 1950er Jahre hatten architektonisch teilweise große Qualitäten. Man baute viel handwerklicher als heute. Aber die Planer begannen die Stadträume kaputt zu machen, etwa mit riesigen Autotrassen. Richtig schlimm wurde die Zerstörung in den 1970er und 1980er Jahren. Zum Beispiel hat man in Köln direkt vor dem Domplatz ein Parkhaus gebaut. Stellen Sie sich vor, so etwas würde man vor Notre-Dame in Paris oder vor dem Münster in Straßburg machen. Undenkbar. So etwas passierte in einer Zeit, in der das Auto dominierte, in der für das Auto die verkehrsgerechte Stadt gebaut wurde. Und so etwas muss einfach wieder weg.
Stuttgart gilt ja fast als Paradebeispiel für die autogerechte Stadt. Welche Note geben Sie der baden-württembergischen Kapitale?
Die großen Verkehrsbauwerke in Stuttgart werden irgendwann zurückgebaut werden, da bin ich mir sicher. Denn die Bevölkerung will das. Man ist im Moment in Stuttgart noch zurückhaltender als in anderen Städten, weil bei Ihnen die Automobilindustrie stark ist. Es geht mir aber auch gar nicht darum, den Autoverkehr einzudämmen, sondern darum, ihn einzufügen in den Stadtraum. Stuttgart hat dabei Nachholbedarf – aber man muss auch sagen, dass es die Stadt mit ihrer Kessellage besonders schwer hat.
Sind solche Trassen nicht einfach der unvermeidliche Tribut an die mobile Gesellschaft?
Nein. Schauen Sie sich die Avenue des Champs-Elysées in Paris an. Die Straße hat zehn Spuren und riesigen Verkehr. Sie ist trotzdem eine Stadtstraße, an der Sie ins Restaurant zum Essen gehen, und zwar draußen sitzend auf dem Boulevard. Es geht also auch ganz anders. Wir müssen weg von den Verkehrstrassen hin zu belebten Stadtstraßen.