Der VfB-Regisseur Alexandru Maxim spricht vor der Partie am Montag (20.15 Uhr/Sport 1) in der zweiten Fußball-Bundesliga gegen die SpVgg Greuther Fürth über die Vergangenheit und die Zukunft.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Stuttgart - Vor dem Heimspiel des VfB Stuttgart am Montag (20.15 Uhr) gegen die SpVgg Greuther Fürth nimmt sich Alexandru Maxim die Zeit für ein Interview. Schließlich gibt es über die Entwicklung ja auch einiges zu erzählen – der Rumäne Maxim tut das auf Spanisch.

 
Herr Maxim, Sie sind noch nicht einmal vier Jahre beim VfB und haben schon acht Trainer erlebt. Reicht es langsam?
Ja, sicher. Und klar ist, was diese Entwicklung zeigt: In den vergangenen Jahren ist einiges falsch gelaufen. Wobei ich vielmehr die Mannschaft als die Trainer in der Verantwortung sehe. Wir haben es nicht geschafft, unser Potenzial konstant auf den Platz zu bringen. Die Trainer waren dann oft die Leidtragenden.
Ist es noch schwierig, sich immer wieder neu auf solche Situationen einzustellen – oder schon Routine?
Es ist nicht einfach, aber es ist jeweils die Entscheidung des Clubs gewesen. Wir Spieler müssen schauen, dass wir unsere Arbeit so gut wie möglich machen.
Doch jeder Trainer kommt mit eigenen Vorstellungen und einigen Veränderungen?
Jedes halbe Jahr mit neuen Ideen, einer neuen Mentalität und einer neuen Spielphilosophie konfrontiert zu werden, ist eine Herausforderung. Man muss sein Spiel ständig anpassen.
Von außen betrachtet, sieht Ihr Spiel aber immer gleich aus: technisch versiert und mit hohem Risiko.
Ich versuche natürlich, all das umzusetzen, was die Trainer von mir verlangen, aber damit meine ich nicht, dass ich meine persönliche Art des Fußballs ändere. Die ist grundlegend und auch eine Charaktersache. Meine Art des Seins und des Spielens hat mich schließlich hierher gebracht.
Sie verändern Ihren Stil also auch nicht in der zweiten Liga?
Ich versuche, meine Stärken in die Mannschaft einzubringen und die liegen im spielerischen Bereich. Gleichzeitig versuche ich, meine Schwächen auszumerzen.
Und die liegen im Defensivbereich?
Ich bin sicher ein Spieler, der die Offensive liebt, der ständig am Ball sein will und der weniger dem Ball hinterherjagt, um ihn zu zurückzuerobern. Doch es hat noch kein Trainer von mir verlangt, dass ich mein Spiel grundlegend verändern soll, geschweige denn meinen Charakter.
Das Ganze machen Sie dann mit Ball am Fuß am liebsten aus der Mitte heraus?
Nicht unbedingt. Ich kann im Mittelfeld auf jeder Position spielen. Zum Beispiel habe ich in Rumänien ein ganzes Jahr auf dem linken Flügel gespielt, bevor ich zum VfB gewechselt bin. Dennoch weiß jeder, dass ich mich im Zentrum am wohlsten fühle.
Was bedeutet es Ihnen, die Nummer zehn zu tragen?
Das ist schön, eine Auszeichnung wenn man so will. Aber ob ich die Nummer 10 oder 44 auf dem Rücken trage, ist nicht so wichtig. Entscheidend ist meine Leistung und diesbezüglich hoffe ich, die Leute glücklich machen zu können.
Wer war Ihr Lieblingstrainer?
Das ist schwer zu sagen, weil ich zu allen Trainern ein gutes Verhältnis hatte – auch wenn es von außen nicht immer den Anschein hatte. Bruno Labbadia hat mir zum Beispiel anfangs sehr geholfen. Er war fordernd, aber er hat mich weiter gebracht.
Was macht Hannes Wolf für einen Eindruck auf Sie?
Einen sehr guten, weil er mit viel Lust und Leidenschaft agiert. Das tut uns gut. Zumal man auch merkt, dass das neue Trainerteam selbst noch lernen will – und wenn uns dieser Eifer und dieser Drang nach Perfektion als Mannschaft besser macht, umso besser.
Was zeichnet sich für eine Spielanlage ab?
Ich glaube, dass Hannes Wolf zu einer Trainergeneration gehört, die den Ball in den eigenen Reihen haben will, die offensiv denkt und schnell nach vorne kommen will. Das gefällt mir.
Ist das der große Unterschied zu seinem Vorgänger Jos Luhukay?
Nein. Sie können mir glauben, dass auch Jos Luhukay nach vorne spielen lassen wollte. Aber es ist ein riesiger Unterschied, ob wir das im Training hinbekommen oder ob es im Stadion gefordert ist. Ich sage immer, dass man da den Unterschied zwischen einem Durchschnittsspieler und einem guten Spieler sieht, aber eben auch zwischen einem guten und einem sehr guten. Der Unterschied zwischen den ersten Spielen unter Jos Luhukay und jetzt ist vielmehr, dass wir zunächst in Ballbesitz nicht so viel Selbstvertrauen hatten.
Mit Ihnen in der Startformation hätte ihr Ex-Trainer jedoch mehr Ballsicherheit haben können.
Schon, aber jeder Trainer hat eben seine eigenen Vorstellungen. Letztlich war Jos Luhukay extrem ergebnisorientiert und die Resultate haben sich nicht so eingestellt, wie es sich alle hier erhofft hatten.
Dennoch waren viele Fans und Fachleute der Meinung, dass mit ihrer Qualität die Erfolgswahrscheinlichkeit gestiegen wäre.
Natürlich war ich nicht glücklich, als er mich nicht aufgestellt hat. Doch das war ich zuvor ebenfalls nicht, wenn ich nicht auf dem Platz stand. Die Geschichte ist passé.
Ist ein weiterer Unterschied, dass jetzt viel mehr kommuniziert wird?
Da muss ich widersprechen. Jos Luhukay und vor allem seine Assistenten Remi Reijnierse und Olaf Janßen haben intern sehr viel kommuniziert. Wir hatten jede Menge Gespräche und Informationen.
Auch darüber, warum Sie nicht gespielt haben?
Ja – und trotzdem habe ich es nicht immer verstanden.
Doch jetzt wird alles besser?
Das hoffe ich sehr, da unser Selbstvertrauen größer geworden ist. Im Grunde müssten wir immer so spielen wie in der ersten Hälfte gegen Eintracht Braunschweig. Da haben wir gezeigt, dass wir ein Spiel dominieren können.
Die Begegnung mit dem Spitzenreiter hat aber auch gezeigt, dass das Niveau in der zweiten Liga nicht Furcht einflößend ist.
Natürlich ist das spielerische Niveau nicht ganz so hoch wie in der Bundesliga, aber die Intensität der Spiele ist ähnlich. Wenn Kampf gefragt ist, dann kann es in der zweiten Liga ganz schön hart werden.
Hegen Sie etwa Zweifel am Aufstieg?
Keineswegs. Nicht mit der Qualität, die wir im Kader haben. Was jedoch nicht bedeutet, dass es ein Selbstläufer wird.
Um diese Einstellungsfrage zu klären, könnten Sie gefragt sein – als Perspektivspieler, der sich zum Führungsspieler entwickelt?
Mittlerweile bin ich nach Kapitän Christian Gentner ja schon der dienstälteste Spieler. Deshalb ist es klar, dass ich mit meiner Erfahrung auf und außerhalb des Platzes mehr Verantwortung übernehmen will.
Zudem fühlen Sie sich trotz des sportlichen Auf und Ab wohl in Stuttgart.
Sehr wohl sogar. Das kann hier auch nicht anders sein. Ich kriege jetzt noch Gänsehaut, wenn ich daran denke, wie mich die Fans im Stadion empfangen haben, als ich beim Auftaktspiel gegen St. Pauli eingewechselt wurde.
Wahnsinn?
Absolut. Da hat Christian Gentner absolut Recht: 60 000 Zuschauer bei dieser Atmosphäre in Stuttgart ist Champions-League-mäßig und nicht zweite Liga.
Das Gespräch führte Carlos Ubina