In welchen Ländern der Welt ist die Lage derzeit am kritischsten?
Mein Hauptsorgenland im asiatischen Raum ist Pakistan. Dort haben wir neben der Not genau wie in Afghanistan ganz große Sicherheitsprobleme auch für unsere Mitarbeiter. Ich denke aber, die Zukunft des Hungers in der Welt wird sich in Afrika entscheiden. Dort haben wir mit den unterschiedlichsten Problemen zu kämpfen. Nehmen sie beispielsweise Mali. Dort macht die politische Entwicklung gerade bisherige Fortschritte zunichte. Ich war dort vor zwei Jahren, damals stellte sich eher die Frage, wann wir uns zurückziehen können. Jetzt weiß niemand, wie das alles weitergehen wird.

Gibt es auch Fortschritte?
In vielen lateinamerikanischen und asiatischen Ländern hat sich die Situation verbessert. Zum Beispiel in Kambodscha, Laos oder Vietnam. Es gibt auch positive Entwicklungen in Kenia oder Ruanda. Uganda galt vor 20 Jahren noch als verlorenes Land, da gibt es jetzt viel Hoffnung.

Dürfen wir auch anderswo auf Fortschritte hoffen?
Zunächst müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass die Menschen in den Entwicklungsländern nicht ruhig sitzen bleiben und hinnehmen, dass sie in Armut leben. Die Jugend ist dank Internet gut informiert und sieht die Unterschiede in der Welt dadurch viel klarer. Hunger ist immer noch ein Armutsproblem. Wer in Somalia Geld hat, kann sich auch dort noch Essen kaufen. 930 Millionen Menschen hungern, obwohl in der Welt genug produziert wird, um sie zu ernähren. Dieses Verteilungsproblem ist und bleibt ein Skandal.

Wir können doch nichts dafür, dass wir hier im Westen genug zu essen haben.
Aber wir müssen uns darüber im Klaren sein, wie wir mit Lebensmitteln umgehen, und was für Ressourcen dafür verbraucht werden. Nur zwei Zahlen: für die Herstellung von einem Kilo Rindfleisch werden 15 000 Liter Wasser benötigt. Und jeder Deutsche schmeißt pro Jahr Lebensmittel im Wert von 230 Euro in den Müll.