Für welche anderen Branchen ist eine Personal Data Economy noch interessant?
Ein Energieversorger könnte beispielsweise anbieten, dass er die Daten eines Haushalts in anonymisierter Form für weitere eigene Zwecke wie statistische Erhebungen verwenden möchte. Dafür darf er bei dem Haushalt Messungen durchführen. Im Gegenzug erfährt der Kunde, wie effizient seine Geräte sind. Sollte sich etwa der Kühlschrank als ineffizient herausstellen, informiert der Versorger den Kunden und legt drei Angebote für effizientere Lösungen vor, verbunden mit einer Berechnung, bis wann sich eine Neuanschaffung amortisiert hätte. So würde für jeden Kunden aus seinen Daten ein echter Mehrwert generiert. Der Verbraucher ist dabei völlig wahlfrei, ob er solche Dienste in Anspruch nehmen möchte oder nicht.
Eine solche Veräußerung meiner Daten setzt ja aber immer voraus, dass sie nicht mehr anonymisiert sind.
Nicht unbedingt. Ich glaube, dass es zukünftig Datenverwalter geben wird, also vertrauenswürdige Firmen, die mit den persönlichen Daten handeln. Jeder selbst kann dabei jederzeit entscheiden, welche Daten anonymisiert weitergegeben werden sollen und welche nicht.
Birgt nicht genau das die Gefahr eines Missbrauchs?
Fast überall, wo es wirtschaftlichen Nutzen gibt, gibt es auch immer Kriminalität. Dass es Missbräuche geben wird, ist sehr wahrscheinlich. Die gibt es heute auch. Wenn aber die personenbezogenen Daten als Wert angesehen werden, dann sollte überprüft werden, ob der Sanktionskatalog im Gesetz nicht überdacht werden muss. Es wird Regularien geben müssen, die einen Kontrollmechanismus festlegen.
Und wie soll eine solche Überprüfung funktionieren?
Hier sehe ich die Datenschützer in einer neuen Rolle. Ich kann mir vorstellen, dass sie zu Beratern und Überwachern der angebotenen Services werden. Sie werden prüfen, ob die Vereinbarungen zwischen demjenigen, der die Daten generiert hat, und den Firmen, die mit den Daten handeln, eingehalten werden.