Viele Olympioniken schwören auf die blauen, schwarzen oder pinkfarbenen Kinesiotapes. Der Stuttgarter Orthopäde und VfB-Arzt Raymond Best erklärt, wie die Streifen wirken sollen und ob sie tatsächlich den Sportlern auf die Sprünge helfen.

Stuttgart – Viele Olympioniken schwören auf die blauen, schwarzen oder pinkfarbenen Kinesiotapes. Raymond Best, Facharzt für Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie an der Stuttgarter Sportklinik erklärt im Gespräch mit Christine Pander, was es mit dem pflasterartigen Klebeband auf sich hat.
Herr Best, hilft das Tape überhaupt?
Wissenschaftlich bewiesen ist die Wirksamkeit von Kinesiotapes nicht hinlänglich, obwohl es bereits einige Studien dazu gibt. Man müsste den Beleg dafür zum Beispiel in einer sogenannten Doppelblindstudie erbringen, in der weder Testpersonen noch Tester wissen, ob sie es mit dem zu prüfenden Stoff oder einem Placebo zu tun haben. Sie können das Tape aber niemanden aufkleben, ohne dass er weiß, dass es aufgeklebt wird. Zudem wäre es schwer festzumachen, woran sich die Besserung tatsächlich messen lässt. Es wird also schwierig, den Beweis zu erbringen.

Aber es gibt Indizien, dass es hilft?
Ja, die Wirkweise der Tapes ist weitgehend hinterlegt. Es muss in der Sportmedizin nicht alles zu hundert Prozent belegt sein. Medizin ist nicht erst gut, wenn sie zweifelsfrei bewiesen ist. Das gilt auch für Akupunktur und Chirotherapie – alles nach streng wissenschaftlichen Kriterien nicht zweifelsfrei bewiesen. Vieles davon ist trotzdem hilfreich.

Welche Untersuchungen gibt es?
Es gibt beispielsweise sehr schöne Bildversuche, wo man das Kinesiotape auf großflächige Blutergüsse aufgeklebt hat. Nach wenigen Tagen war der Bluterguss unter den Kinesiotape-Streifen weg. Wo keine Streifen klebten, war er noch da. Das ist ein visueller Beleg dafür, dass der Flüssigkeitstransport durch die Spannungsveränderung der Haut verbessert wurde. Das Tape hilft aber auch gegen Verspannungen.

Und deshalb wenden es so viele Sportler an?
Das Tape ist ein Instrument des Physiotherapeuten. Der will den Sportler natürlich optimal auf den Wettkampf vorbereiten. Wenn der Sportler angibt, er fühle sich mit einem Kinesiotape über einer speziellen Muskelgruppe besser, dann wird das aufgeklebt. Ob es für das Erbringen von Höchstleitungen zwingend notwendig ist, sei einmal dahingestellt.

Benutzen Sie das Tape gerne?
Ich selber benutze es gar nicht, aber als VfB-Mannschaftsarzt kommt es schon vor, dass ich mit den Physiotherapeuten den Einsatz als sinnvoll bespreche, um gewisse Beschwerden oder Verletzungen positiv zu beeinflussen.

Was hat es denn mit den Farben auf sich?
Es gibt anscheinend Zug- und Kompressionsunterschiede von rosa, blau, schwarz und Hautfarben. Ob diese aber tatsächlich einen großen Unterschied machen, scheint zumindest fraglich. Jeder Physiotherapeut würde hier sicherlich anders antworten.