Meterhohe Wellen, „Land unter“ auf einigen Halligen, heulender Wind: Sturmtief „Xaver“ tobt sich im Norden Deutschlands aus. Die Sylterin Katrin Emde erzählt im StZ-Interview, wie sich die Insulaner auf den Ausnahmezustand vorbereitet haben.

Stuttgart - Sturmtief „Xaver“ tobt im Norden Deutschlands. Die Sylterin Katrin Emde sagt im Interview, die Insulaner haben sich auf den Ausnahmezustand vorbereitet.

 
Frau Emde, wie erleben Sie den Sturm?
Man hört das Heulen des Windes, der Regen fällt waagerecht und die Deckenlampen in meiner Wohnung schwanken. Ich hoffe nur, dass Strom und Internet nicht wie damals bei Sturmtief „Christian“ im Oktober ausfallen. Richtig gefährlich wird es aber eigentlich erst bei einer Springflut. Dann heißt es gerade auf den Halligen schnell „Land unter“. Auf Sylt ist besonders die Promenade in Westerland gefährdet. Außerdem tragen Fluten gerade in Hörnum oft Land ab. Dem versucht man im Sommer mit Sandvorspülungen vorzubeugen.
Wie gehen die Menschen auf der Insel Sylt mit der Situation um?
Die Sylter haben sich auf mehrere Tage Ausnahmezustand vorbereitet. Am Mittwoch waren die Supermärkte bereits völlig überlaufen. Die Leute haben sich mit Lebensmitteln sowie Kerzen und Feuerzeugen eingedeckt, das waren regelrechte Hamsterkäufe. Außerdem wurde die Weihnachtsdekoration in Westerland vorsorglich abmontiert, damit sie nicht durch die Gegend fliegt. Ansonsten weiß jeder Sylter, dass man während eines Sturms einfach nicht vor die Tür gehen darf. Untereinander verabschiedet man sich mit: „Komm gut durch“.
Halten sich alle daran, nicht hinaus zu gehen?
Nein, es gibt immer ein paar Touristen, die unbedingt am Strand „Sturmgucken“ wollen. Aber das ist viel zu gefährlich, man könnte von einem herumfliegenden Gegenstand getroffen werden. Im Oktober hat Sturm „Christian“ sogar große Abfallcontainer aus Metall durch die Gegend gewirbelt. Und Menschen, die in der Stadt unterwegs waren, sind regelrecht durch die Fußgängerzone geflogen.
Gibt es von offizieller Seite irgendwelche Maßnahmen zum Schutz vor dem Sturm?
Die Grundschule, an der ich arbeite, bleibt am Donnerstag und Freitag geschlossen, die Eltern müssen selbst für die Betreuung ihrer Kinder sorgen. Gleiches gilt für Kindergärten. Es wäre einfach zu gefährlich im Moment mit dem Auto zu fahren. Für meine Schüler ist das Ganze ein großes Abenteuer, sie freuen sich über zwei Tage schulfrei.
Kommt man derzeit noch nach Sylt oder von dort weg?
Nein, im Moment sind der Zug-, Fähr- und Flugverkehr zwischen Sylt und dem Festland eingestellt. Am Mittwoch fuhr der Sylt-Shuttle noch, allerdings durften nur noch Autos mit dem Zug transportiert werden. Hohe Fahrzeuge wie Lkw, Busse und Autos mit Dachboxen waren auch da schon tabu. Seit Donnerstagvormittag fährt der Zug nun gar nicht mehr. Jetzt sind wir abgeschnitten.
 

 

Katrin Emde (30) arbeitet als Grundschullehrerin in Tinnum auf Sylt. Foto: StZ

Ein Youtube-Video von Sylt TV zeigt die ersten Ausläufer des Sturms Xaver.