Die Geschichte der Bürgerbeteiligung ist bei Stuttgart 21 eine Geschichte des Scheiterns. Befürworter und Gegner stehen sich unversöhnlich gegenüber. Beide feuern aus ihren Schützengräben mit x-mal ausgetauschten Argumenten.


Wir brauchen einen Neuanfang. Ich glaube, man hat die Chancen einer Bürgerbeteiligung von Anfang an völlig unterschätzt und nicht wahrhaben wollen.

Vielleicht, weil man befürchtet hat, dass mehr Mitsprache das ganze Projekt noch mehr erschwert hätte.


Mag sein. Aber es gibt genügend Beispiele dafür, dass das nicht stimmt. Ich erinnere mich beispielsweise an das Dick-Areal in Esslingen. Im Vorfeld gab es Ärger - manche Leute befürchteten, dass es im Umfeld des Kinos Lärm und Radau durch die Besoffenen geben würde. Die wollten lieber Kinderspielplätze. Wir von der Universität haben das moderiert, Ängste angesprochen, Vorbehalte abgebaut, die Anwohner und die Architekten miteinbezogen.

In Stuttgart wurde diese Chance verspielt.


Deshalb sollte sie möglichst bald neu ergriffen werden. Jetzt nach dem Baustart brauchen wir eine gemeinsame Perspektive, die den Frieden in die Stadt zurückbringt.

Dann sagen Sie uns doch bitte, wie diese Perspektive aussehen soll.


Das Allerwichtigste sind ehrliche Spielregeln. Am Anfang einer Bürgerbeteiligung müssen Bahn und Stadt klar sagen, was noch zu verhandeln ist und welche Teile des Projekts unumstößlich feststehen.

Wer gehört ihrer Meinung nach an den Runden Tisch?


Völlig verschiedene Gruppen. Zunächst die informellen Meinungsträger wie die Architektenkammer, die kulturelle Szene und einige Experten, die fundiertes Wissen besitzen. Vor allem aber würde ich ganz normale Bürger miteinbeziehen, die in einem Umkreis von zwei Kilometern rund um die Baustelle wohnen. Das ist die Gruppe der direkt Betroffenen - ihre Meinung besitzt eine hohe Legitimationskraft.