Von seinem Büro im obersten Stockwerk blickt Karl-Heinz Strauss auf die größte Baustelle Österreichs – den Bau des neuen Wiener Hauptbahnhofs. Auch bei Stuttgart 21 baut die Porr AG kräftig mit, vor allem die komplizierten Tunnel in Stuttgart und auf der Schwäbischen Alb. Am Freitag ist die Anschlagfeier am Albaufstiegstunnel Steinbühl – mit Strauss.
Herr Strauss, Sie haben viele persönliche Freunde in Stuttgart. Wie reagieren Sie, wenn das Gespräch auf S 21 kommt?
Mit Stolz darauf, dass wir durch unsere technische Kompetenz diese großen Projekte, den Filder- und den Albaufstiegstunnel, gewinnen konnten. Ich selbst hege große Emotionen für die Baustelle, weil ich davon überzeugt bin, dass Stuttgart von diesem Projekt stark profitieren wird. Ich glaube, man wird sich, wenn es alles fertig ist, fragen, warum es eine derart große Protestbewegung gegeben hat.

Der Protest hat in Stuttgart eine besondere Qualität. Beeindruckt Sie das nicht?
Zuerst einmal: Ich habe für jeden Protest Verständnis. Aber es gab schon Einwirkungen, die den Protest künstlich am Leben erhalten haben. Zudem glaube ich, dass beide Seiten überreagiert haben – wenn ich etwa an den Einsatz der Wasserwerfer denke, das war natürlich der völlig falsche Weg. Aber ich verstehe die Protestierenden auch nicht, wenn sich eine Mehrheit des Landes und der Stadt für das Projekt entscheidet und sie dessen ungeachtet weiterhin versuchen, ein Projekt zu stoppen.

Gab es bei Ihnen Überlegungen, sich wegen des Protests nicht zu engagieren?
Nein. Wir haben die Bahn als verlässlichen und kompetenten Auftraggeber kennen gelernt. Wir haben auch erwartet, dass in der Öffentlichkeit schließlich eine gewisse Beruhigung einkehrt.