16.07.2013 - 15:50 Uhr
Macht Ihnen der Gipskeuper Angst?
Nein, das ist eine uns bekannte Thematik. Bei einer Tunnelbaustelle ist es immer so, dass wir trotz sorgsamer Planungen und Erkundungen immer damit rechnen müssen, auf etwas zu stoßen, was zunächst nicht erkennbar war. Deshalb ist es wichtig, eine sehr erfahrene Tunnelmannschaft zu haben. Die Porr und die anderen Firmen der ARGE haben dieses Team. Man muss als Mineur genau schauen und hören, was kommt vom Berg zurück. Es kommt auch darauf an, wie die Mannschaft vor Ort unter Tage zusammenarbeitet. Das ist Erfahrungssache und mitentscheidend für den Erfolg.
In Deutschland gibt es eine Debatte um die finanziell aus dem Ruder gelaufenen Großprojekte, wozu auch Stuttgart 21 gehört . . .
. . . ich glaube, bei S 21 muss man unterscheiden. Es gab vor Baubeginn eine überaus lange Phase, eine Berg- und Talfahrt, und das macht sich bei den Kosten bemerkbar. Aber man hat jetzt eine exakte Planung und eine gute Abschätzung der Kosten. Grundsätzlich wird leider mehr über die Projekte mit signifikanter Budgetüberschreitung gesprochen als über die 97 Prozent mit einem erfolgreichen Abschluss.
Der Tunnelbau wird also nicht teurer als die in der Ausschreibung genannten Zahlen?
Bei einem Tunnel kann man das nie genau sagen. Auch wenn Sie sorgfältig planen, können Dinge eintreten, die zu erhöhten Kosten führen. Aber dahinter steckt dann auch ein höherer Aufwand. Ich hoffe natürlich, dass es im Rahmen bleibt. Aber jede weitere Verzögerung führt zu Mehrkosten, und derjenige, der dies herbeiführt, sollte sie auch tragen.
Wenn es Mehrkosten gibt, droht ein Prozess zwischen der Bahn und ihren Projektpartnern Land und Stadt, wer zahlen muss. Haben Sie Angst, Ihr Geld nicht zu bekommen?
Deutschland ist ein Rechtsstaat, und man ist hier vertragstreu. Wir vertrauen auf diese Eigenschaften und darauf, dass die Firmen unter solchen Auseinandersetzungen, selbst wenn sie länger dauern, nicht leiden. Es gibt einen gekoppelten Zeit- und Zahlungsplan, jede Zahlungsverzögerung ist mit einer Pönale versehen. Dann läuft der Zinsticker.
Gibt es auch eine Pönale, wenn Sie nicht rechtzeitig fertig werden?
Natürlich. Auch wir bekennen uns dazu, dass wir eine Leistung, die wir versprochen haben, einhalten.
Im Spiegel-Interview haben die drei Architekten Christoph Ingenhoven (Stuttgarter Tiefbahnhof), Meinhard von Gerkan (Berliner Flughafen) und Pierre de Meuron (Elbphilharmonie Hamburg) beklagt, dass neben jeder Baustelle ein Rechtsanwalt stehe, um Nachforderungen zu begründen . . .
. . . ich habe das Interview gelesen. Ich kann mich mit vielem, was die Herren sagen, nicht identifizieren.
Womit zum Beispiel?
Die Aussage, dass die Eigenwilligkeit der Architektur Vorrang habe vor pragmatischen Vertragsthemen, hat mit Partnerschaft nichts zu tun. Wir machen Verträge, die alles regeln, wir unterschreiben sie und dann sperren wir sie weg. Wir arbeiten nach der guten Tradition einer Partnerschaft, weil bei einem großen Projekt Flexibilität nötig ist. Ich erwarte, dass mein Auftraggeber technisch gebildet ist und sich zu entscheiden traut, und dass er sich nicht hinter Paragrafen versteckt. Rechtsanwälte haben auf einer Baustelle nichts verloren.