Im Geschäftsbericht 2011 steht schwarz auf weiß, der WMF-Vorstand halte weniger als ein Prozent der Aktien.
Genau das zweifle ich entschieden an. Ich habe den Vorstand mehrfach um Auskunft in dieser Sache gebeten. Bis heute habe ich keine Auskunft bekommen.

Was würde es bedeuten, wenn Sie recht behielten?
Der ganze Vorgang erscheint spätestens mit dem Verkauf an KKR plötzlich in einem neuen Licht. Der Vorstand, der von Capvis beteiligt wurde und jetzt die Weitergabe der Anteile an den US-Finanzinvestor KKR begrüßt, hätte von den Entscheidungen persönlich finanziell stark profitiert.

Können Sie das beziffern?
Wenn der Verkaufspreis von 238 Millionen Euro an Capvis laut Ihrer Zeitung stimmt, würde der Vorstand rund 20 Prozent vom Capvis-Ertrag erhalten.

Dann würde der Vorstand also rund 40 Millionen Euro an dem Deal verdienen?
Diesen Anschein hat es. Im Übrigen haben sich die WMF-Vorstandsvergütungen nach Einstieg von Capvis verdreifacht. Ein bemerkenswerter Vorgang.

Sie haben bei der Hauptversammlung im Juni dem Vorstand und Aufsichtsrat die Entlastung verweigert. Warum?
Der Eindruck, der sich aufdrängt, ist, dass die Beteiligung des Vorstandes und die deswegen verschobenen Präferenzen vertuscht werden sollen. Ich will in diesem Punkt Transparenz, und zwar uneingeschränkt.

Jetzt ist KKR Mehrheitseigentümer.
Ja, ich habe zwar um die WMF-Anteile mitgeboten, aber der Capvis-Partner, Herr Daniel Flaig, hätte an jeden anderen verkauft, nur nicht an mich; das ist zumindest mein Eindruck. Damit kann ich leben. Und der Vorstand um Herrn Klapproth anscheinend auch sehr gut. Ich habe ja nichts dagegen, wenn Manager mit einem Schlag zu Multimillionären werden. Ich denke nur, man sollte mit offenen Karten spielen. Der Vorstand eines Unternehmens sollte die Mitarbeiter, die Märkte, die Innovationen und vieles andere mehr wesentlich stärker im Fokus haben als den Verkaufsprozess eines 52-prozentigen Anteiles.

Vermuten Sie beim neuen Mehrheitseigentümer KKR dasselbe wie bei Capvis?
Ich habe auch hier schon eine Anfrage gestellt, in welchem Umfang der Vorstand auch jetzt wieder am Unternehmen beteiligt worden ist. Ich warte noch auf eine Antwort.

Warum trennen Sie sich jetzt tatsächlich nicht von Ihren Aktien? Oder versuchen Sie gerade nur noch, den Verkaufspreis noch nach oben zu treiben?
Nein, der Preis, den KKR bezahlt hat und allen anderen Aktionären anbietet, ist wirklich schon äußerst ambitioniert, da gibt es nichts mehr nach oben zu optimieren. Ich empfinde den Preis offen gestanden für die WMF momentan sogar als zu hoch. Aber wie gesagt: ich denke überhaupt nicht ans Verkaufen, ich glaube an die WMF, ich habe in meinem Leben erst einmal eine Beteiligung veräußert und das hatte persönliche Gründe.

Sie haben als Minderheitsaktionär wenig Einflussmöglichkeit, Sie sitzen nicht einmal im Aufsichtsrat. Was haben Sie mit Ihren Anteilen vor?
Das ist richtig: Viel mitzureden habe ich bei der WMF leider nicht. Aber in allen wesentlichen Fragen wie etwa einer Kapitalerhöhung muss man auch die Minderheit von 25 Prozent fragen. Mit meinem Paket kann ich so wenigstens verhindern, dass die Finanzinvestoren die WMF mit Schulden aus ihrem Kaufpreisen belasten. Das werde ich auch im Fall von WMF tun! Da die üblichen „Optimierungsmaßnahmen“ gegen 37 Prozent nicht beschlossen werden können, werde ich warten, wie sich KKR mir gegenüber positioniert.