Sind Sie wegen Ihres Mannes zum Islam konvertiert?
Natürlich nicht. Wir haben acht Jahre als Eheleute zusammengelebt, ohne dieselbe Religion zu haben. Mein Mann hätte es auch akzeptiert, wenn ich weiterhin in der katholischen Kirche geblieben wäre. Ich habe aus freien Stücken Moscheen besucht, im Koran, aber auch in der Bibel gelesen, mich mit Muslimen über ihre Religion unterhalten und irgendwann gemerkt, dass ich mich im Islam zuhause fühle.
Was hat den Islam für Sie attraktiver gemacht als das Christentum?
Im Islam gibt es den reinen Monotheismus. Die Gottes-Sohnschaft im Christentum ist mir immer fremd gewesen. Im Islam empfinde ich eine größere Klarheit. Islam und Christentum sind Schwesterreligionen mit sehr vielen Gemeinsamkeiten. Jesus zum Beispiel wird als großer Prophet verehrt. Das hat mir bei meinem Übertritt geholfen.
Wie hat Ihre Familie reagiert?
Für meine Mutter war es schlimm, sie hat ihre Kinder im katholischen Glauben erzogen und ist immer davon ausgegangen, dass sie diesem auch treu bleiben. Aber Jahre später hat sie zu mir gesagt, dass sie sieht, wie gut mir der Islam tut. Meine Eltern haben einiges mitgemacht. Sie müssen sich vorstellen, ich habe 1976 in Ellwangen standesamtlich einen Palästinenser aus Syrien geheiratet, damals gab es in Ellwangen weder Muslime noch Palästinenser. Der Standesbeamte hat mich ein Dokument unterschreiben lassen, in dem festgehalten war, dass er mich darüber informiert habe, dass mein Mann im Islam vier Frauen heiraten dürfe. Nicht nur die Religion meines Mannes war Stein des Anstoßes, sondern auch seine Herkunft. Unsere Heirat war vier Jahre nach den Anschlägen auf das Olympiastadion in München, damals waren Palästinenser in den Augen vieler Deutscher per se Terroristen.
Hat sich Ihre Familie abgewandt?
Meine Familie hat immer zu mir gestanden. Mein Mann hat sich schnell zum Liebling meiner Eltern entwickelt. Araber bringen den Eltern immer viel Respekt entgegen, er würde ihnen bei einer Diskussion am Tisch nie offen widersprechen. Seine Meinung sagt er bei anderer Gelegenheit, auf eine Weise, die nicht verletzt. Als mein Vater gestorben ist, war es mein Mann, der mehrere Tage bei meiner Mutter eingezogen ist und sie versorgt hat. Auch meine Tante im Kloster hat meine Konversion und die Religionszugehörigkeit meines Mannes immer respektiert. Meine Erfahrung ist, dass die Menschen, die selbst fest im Glauben verankert sind, den Glauben der anderen respektieren.