Geschäftsführerin Gabriele Frenzel und der Regisseur Ralph Sun vom Friedrichsbau sind skeptisch, was ein zweites Varieté in der Stadt angeht.

Stuttgart – Im März teilte der Düsseldorfer Projektentwickler PDI – Property Development Investors GmbH – per Pressemitteilung mit, er werde für die Sanierung der Villa Berg samt dem ehemaligen SWR-Sendesaal viele Millionen investieren und warb um „unbürokratische Unterstützung“. Das Konzept: eine Varieténutzung mit integrierter Gastronomie. Konkreter will man sich in Düsseldorf nicht äußern. Im Gespräch sagen die Macher des Friedrichsbau-Varietés, wie viel Show die Stadt verträgt.
Frau Frenzel, Herr Sun, wurden Sie auch von den Plänen für ein Varieté in der Villa Berg überrascht?
Frenzel Mich hat die Nachricht im Urlaub erreicht, aber ich habe gleich gedacht: reden kann man viel. Dann habe ich mich ein bisschen umgehört und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass das eine Luftblase ist.

Aber die PDI sagt, sie habe schon einen Betreiber.
Frenzel Die hat keinen Betreiber, definitiv nicht. Ich stehe in gutem Kontakt zur GOP. Die Entertainment-Gruppe hat fünf, sechs Varietés und schaut sich viele Locations an, weil sie wahnsinnig viel angeboten bekommt. Auch Stuttgart hat sie sich angeschaut, einfach so aus Interesse, und gesagt: Das ist ein schönes Haus, von außen – und ansonsten ist da nichts passiert. Die Einzigen, die noch infrage kommen könnten, wären die Spiegelzelte. Aber die haben keine festen Häuser und auch kein Interesse daran. Und im Übrigen auch nicht das Geld, um das zu stemmen.

Sun Bliebe noch der Herr Feucht.
Frenzel Ach so, an den habe ich auch kurz gedacht, aber gleich wieder verworfen.

Zumal es ihm schon nicht gelungen ist, das Dinnerspektakel „Pomp, Duck and Circumstance“ dauerhaft in Stuttgart zu installieren. Gibt es noch Luft für ein zweites Varieté?
Frenzel Überhaupt keine.

Sun Es gibt nur eine Stadt in Deutschland, in der zwei Varietés mehr schlecht als recht nebeneinander existieren, das ist Berlin. Wenn man ein Potenzial von 3,5 Millionen Menschen 600 000 gegenüberstellt . . .
Frenzel Und der Wintergarten war schon zweimal insolvent. Also zwei Varietés, da weiß jeder, der das mal vernünftig durchdenkt, dass die Rechnung nicht aufgeht. Es heißt ja, der Saal solle für 200 bis 300 Leute sein. Wir haben 369 Plätze, und damals haben die Deag und die L-Bank schon gerechnet, dass das unter Umständen nicht wirtschaftlich sei. Deswegen haben wir eine Kooperation mit der L-Bank, die uns fördert, indem wir zum Beispiel nur eine geringe Pacht zahlen.

Sie meinen also, das Volumen des alten Sendesaals reiche für einen Varietébetrieb gar nicht aus?
Sun Entweder müsste man in der Villa Berg zwei Shows pro Tag laufen lassen, oder man müsste das Niveau einstampfen und sich entscheiden: Setzen wir auf Gastronomie und ein bisschen Tingeltangel nebenher. Aber eine Show, die im internationalen Vergleich bestehen kann? Wenn man das vergleichen will, muss man sagen, dass zum Beispiel die GOP ihre Wirtschaftlichkeit durch Expansion erzielt. Die Gruppe mit ihren vielen Häusern hat viel härtere Verhandlungen und sagt: Wenn du das für diesen Preis machst, dann bieten wir dir einen Vertrag für ein Jahr an.

Frenzel Außerdem eröffnet die GOP im Herbst 2013 ein Haus in Bremen und würde das ohnehin nicht machen: sich uns vor die Nase setzen.