Ihre Kritik zielte in erster Linie auf den Bachelor-Abschluss.
Da muss man genau hinschauen und zwischen den Fächern differenzieren. Mit einem an der Universität erworbenen Bachelor in Physik oder Chemie können Sie nicht viel anfangen, mit einem Bachelor von der Fachhochschule als Physik- oder Chemietechniker aber schon. Der Bachelor im Ingenieurwesen von einer Universität hat ein ganz anderes Profil. Es kann nicht sein, dass Universitäten das Gleiche machen wie die Fachhochschulen, von denen zwei Drittel aller Ingenieure kommen. Ein Drittel kommt von den Universitäten, und dort müssen wir das höchste wissenschaftliche Potenzial sichern.

2017 endet die Exzellenzinitiative, die einzelne Unis herausgehoben hat. Was schlägt die HRK vor?
Es wird Spitzenuniversitäten geben müssen. Die Frage ist nur, wie kommen wir dahin und wie viele sollen es sein. Die Hochschulrektorenkonferenz hat sich noch nicht klar positioniert. Aber es ist wohl Konsens, dass wir herausragende Universitäten nur über Wettbewerb auswählen können und nicht über eine Nominierung – die wäre fatal. Das Wettbewerbsprinzip ist mit der Exzellenzinitiative schon eingeführt worden, doch ich würde künftig nicht von Exzellenzuniversitäten, sondern von Spitzenuniversitäten sprechen. Deutschland braucht zweierlei: Wir brauchen Universitäten, die flächendeckend gute Forschung machen und damit im internationalen Wettbewerb bestehen. Und wir brauchen Spitzenuniversitäten, die auf ein oder zwei Forschungsfeldern herausragen.

In Mathe- und Technikfächern wirft fast jeder zweite Student das Handtuch oder wechselt. Was kann dagegen getan werden?
Die Eingangsphase ist die kritischste, wenn die jungen Leute von der Schule auf die Universität kommen. Wenn es im ersten Semester hakt und man da examensrelevante Prüfungen versemmelt, hat man es wirklich schwer, den Anschluss zu schaffen. Wir brauchen ein Orientierungsjahr, um die Studienanfänger darauf einzustellen, was auf sie zukommt. Einen ersten Ansatz gibt es in Baden-Württemberg. Das Land hat gemeinsam mit der Universität Stuttgart und dem KIT das MINT-Kolleg Baden-Württemberg geschaffen, das den Studierenden ein Jahr lang erlaubt, ihre Kenntnisse wo nötig zu verbessern, um danach zügig zu studieren. Dieses Jahr kommt zur Regelstudienzeit im Bachelor hinzu und ist nicht BAföG-schädlich. Das ist ein echter Fortschritt.

Wie wichtig ist eine BAföG-Reform?
Man muss das BAföG an die Bedürfnisse der Studierendenschaft anpassen. Wenn wir über lebenslanges Lernen reden, müssen wir dies den Menschen auch ermöglichen. Wenn junge Leute ihren Bachelor gemacht haben, dann in den Beruf gehen und später ihren Master machen wollen, muss man überlegen, wovon die leben sollen. Es wird über die Altersgrenze diskutiert, die beim Master bei 35 liegt. Man wird darüber nachdenken müssen, wie Teilzeitstudierende durch BAföG finanziert werden.