Für den Präsidenten der Hochschulrektorenkonferenz, Horst Hippler, schafft der Hochschulpakt nur kurzfristig Entlastung – keine nachhaltige Finanzierung, wie er im StZ-Interview erklärt.

Stuttgart – Am Montag tagt in Nürnberg die Hochschulrektorenkonferenz (HRK). Ihr Präsident, Horst Hippler, vermisst eine zur Bildungspolitik passende Finanzpolitik. Die Ideen der Bologna-Reform seien nicht finanziert, sagt er.
Herr Professor Hippler, sind mit dem Hochschulpakt die Geldsorgen der Unis vorbei?
Ganz sicher nicht, er schafft kurzfristig eine Entlastung, mehr nicht. Es geht beim Hochschulpakt nur darum, den steigenden Studierendenzahlen Rechnung zu tragen, aber auch das nur für die nächsten zwei Jahre. Es bleibt die Frage, wie es danach weitergeht und wie wir finanzielle Nachhaltigkeit erreichen. Es sind viele Bachelor-Studienplätze geschaffen worden, aber es fehlen in einigen Fächern die entsprechenden Plätze in Masterstudiengängen. Das trifft vor allem die MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) an Universitäten. Weil man da mit dem Bachelor oft nicht das Profil erreicht, mit dem man im angestrebten Beruf bestehen könnte.

Kommen alle Länder ihrer finanziellen Verantwortung für die Hochschulen nach?
Das wird sich zeigen. Aber man darf daran zweifeln, wenn man sieht, was in Sachsen-Anhalt passiert ist. Das Land hat in der gemeinsamen Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern für den Hochschulpakt gestimmt, aber kurz danach entschieden, dass die Hochschulen viele Millionen einsparen müssen. Im Streit darum ist die Wissenschaftsministerin entlassen worden, das empfinde ich als Katastrophe für das Land. Der Bund wird sicher nicht zahlen, wenn so drastisch an den Hochschulen gespart wird.

Sie haben Kritik an der Bologna-Reform geäußert – muss nachjustiert werden?
Wir haben eine saubere Analyse der Reform gemacht und werden sie auf unserer Vollversammlung in Nürnberg vorstellen. Auf dieser Basis werden wir für die verschiedenen Akteure Empfehlungen erarbeiten. Die Bologna-Reform hat unterschiedliche Folgen für die einzelnen Fächer und Hochschularten. Allgemein gilt: Die Finanzpolitik muss der Bildungspolitik folgen. Es ist bei der Umsetzung von Bologna nicht mehr Geld ins System geflossen. Man hat eine stärker am individuellen Studierenden orientierte Lehre gewollt, was bessere Betreuungsrelationen bedeutet, aber es fehlt das Geld für das nötige Personal und die zusätzlichen Räume.