Freuen Sie sich eigentlich auf das TV-Duell mit der Kanzlerin?
Ja klar.
Haben Sie keinen Bammel?
Überhaupt nicht. Ich bin ja nicht erst seit vorgestern auf der Rennbahn.
Steinbrück ist vor dem TV-Duell nicht nervös. Foto: Michael Steinert
Bei diesem Fernsehauftritt schauen alle zu!
Frau Merkel wollte nur ein Duell – ich hätte gerne zwei gehabt. Dass sie einen Kontrahenten wie mich weit von sich weist, ist aber nachvollziehbar. Das mache ich 2017 mit meinem CDU-Herausforderer auch!
Ihre Frau rät Ihnen, sich nicht provozieren zu lassen. Schaffen Sie das?
Das Zitat ist zutreffend, und ich werde ihrem Rat folgen.
Ist es schwierig für einen Mann gegen eine Frau anzutreten? Wie viel Kavallerie können Sie sich erlauben?
Die Frage beschäftigt mich. Klar ist, dass ich nicht als Randalierer auftrete. Ich muss das vom Gesprächsverlauf abhängig machen. Dass mitteleuropäische Verhaltensnormen eingehalten werden, garantiere ich gerne.
Wenn die Zuschauer Sie und Frau Merkel so nebeneinander sehen, könnte mancher denken: vielleicht ist eine Neuauflage der großen Koalition gar nicht so schlecht.
Inzwischen ist Frau Merkel ja eine Liebesheirat mit der FDP eingegangen. Da hat zwar ein paar Mal der Scheidungsanwalt heftig an die Tür geklopft. Aber mein Bemühen wird es sein, den Stillstand und die Folgenlosigkeit dieser Liebesheirat deutlich zu machen.
Raten Sie Ihrer Partei , Schwarz-Rot zu machen, wenn es für Rot-Grün nicht reicht?
Darüber spekuliere ich nicht. Wer sich mit Ausweichszenarien beschäftigt, kann keinen Wahlkampf machen. Die SPD muss für die Wähler kalkulierbar bleiben.
Sie haben sich schon zu mancher Lernkurve bekannt. Wie hat sich Ihr Verhältnis zur Linkspartei entwickelt?
Gar nicht. Die sind nicht koalitionsfähig, weil sie aus drei Flügeln besteht: den ostdeutschen Pragmatikern, der kommunistischen Plattform und den Sektierern hier im Westen.
Teilt Sigmar Gabriel die Analyse, dass mit den Linken nichts geht?
Ja. Die Auffassung zur Linkspartei ist in der SPD-Führung einheitlich. Es bedeutet nicht, dass sie für alle Zeiten koalitionsunfähig ist – aber jetzt geht nichts.
Würden Sie – wenn die Entscheidung heute fallen würde – noch einmal als Kanzlerkandidat antreten?
Ich würde noch einmal antreten, aber für einen anderen Vorlauf sorgen. Keiner bestreitet, dass die Form meiner Nominierung einen Steinschlag ausgelöst hat. Wir waren unzureichend vorbereitet.
Ist dieser Wahlkampf die härteste Zeit Ihres politischen Lebens?
Insgesamt ja – auch wenn es in früheren Ämtern schon Stress gegeben hat.
Das Gespräch führten Bärbel Krauß, Rainer Pörtner und Matthias Schiermeyer.