Wer gewinnt das Finale – Dortmund oder Bayern? Der Trainer Ottmar Hitzfeld hat mit beiden Vereinen in der Königsklasse triumphiert und analysiert im Interview die Stärken und Schwächen der zwei Mannschaften.

Stuttgart - Wer gewinnt das Finale – Dortmund oder Bayern? Der Trainer Ottmar Hitzfeld hat mit beiden Vereinen in der Königsklasse triumphiert.

 

Herr Hitzfeld, wer ist besser – der FC Barcelona oder Real Madrid?
Ich denke, Barcelona, aber nur wenn Lionel Messi in Topform ist. Das war er in den Halbfinalspielen gegen die Bayern nicht. In diesem Fall halte ich dann Real für stärker.

Also ist Borussia Dortmund jetzt im Finale der Champions League gegen München der Favorit, weil sich die Elf im Halbfinale gegen Real Madrid durchgesetzt hat?
Diese Logik stimmt so nicht. Schließlich muss man auch sehen, wie sich die beiden Mannschaften für das Finale qualifiziert haben – und eindrucksvoller als das den Bayern gegen Barcelona gelungen ist, geht es ja gar nicht. Zudem lagen sie in der Bundesligatabelle am Ende 25 Punkte vor der Borussia. Das ist eine aussagekräftige Zahl.

Die was genau belegt?
Dass die Bayern insgesamt mehr Qualität im Team besitzen als Dortmund. Und dass sie auch in der Breite besser aufgestellt sind und die bessere Ersatzbank haben.

Sehen Sie weitere Vorteile bei den Münchnern?
Sie wirken stabiler und treten kompakter auf als die Borussia. Die Abwehrreihe ist überragend. Außerdem haben sie viele Spieler, die wissen, wie man Tore schießt: Arjen Robben, Franck Ribéry, Thomas Müller, Mario Mandžuki oder Mario Gomez. Dortmund ist da mehr von Robert Lewandowski abhängig.

Also ist die Borussia chancenlos?
Natürlich nicht. In 90 Minuten ist alles möglich. Beide Mannschaften haben sich in den letzten Jahren ja schon viele heiße Gefechte geliefert. Dortmund hat oft gewonnen. Ein Zufall war auch das nicht.

Es ist auch ein Duell der Trainer – bei Bayern Jupp Heynckes, bei der Borussia Jürgen Klopp. Vergleichen Sie die beiden einmal.
Klopp ist jünger und wirkt schon von daher anders auf sein Team. Er ist emotionaler als der souveräne Heynckes. Vor beiden ziehe ich den Hut.

Zuletzt haben die Bayern zwei Endspiele in der Champions League verloren – gegen Inter Mailand und den FC Chelsea. Würde eine dritte Niederlage den Verein in seinen Grundmauern erschüttern?
Das glaube ich nicht. Sicher wäre es fatal, aber die Mannschaft ist auch nach der Niederlage vor einem Jahr gegen Chelsea wieder aufgestanden und stärker denn je zurückgekommen. Das würde ich ihr auch dieses Mal wieder zutrauen.

Zwei deutsche Clubs bestreiten jetzt das Finale in der Königsklasse. Was bedeutet das für den Stellenwert der Fußball-Bundesliga?
Dass sie im Vergleich zu den anderen großen Ligen in Europa mächtig aufgeholt hat – sportlich und wirtschaftlich. Ich denke, dass man da nun schon von einer gewissen Wachablösung sprechen kann. Die Bundesliga ist auf jeden Fall ganz vorne dabei.

Wirkt sich das auch auf die Nationalelf aus?
Natürlich, sie ist ja abhängig von den Vereinen. Der Bundestrainer Joachim Löw wird das wohlwollend verfolgen, denn auf diesem höchsten Niveau der Champions League entwickeln sich die Spieler weiter.

Also ist das Ende der spanischen Dominanz bei Welt- und Europameisterschaften nahe?
Möglicherweise. Die Köpfe der spanischen Nationalmannschaft wie Xavi und Andrés Iniesta haben auf Grund ihres Alters den Zenit ihrer Laufbahn sicher etwas überschritten. Deshalb sehe ich bei der WM 2014 gute Chancen für Deutschland.