Die D-Mark sei durch die Verbindung mit der Liberalisierung zum Erfolg geworden, sagt der Wirtschaftsprofessor Rainer Klump. Die Ideen des ersten Wirtschaftsministers der Bundesrepublik, Ludwig Erhard, seien aufgegangen.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)
Frankfurt/Main – - Herr Klump, die Einführung der D-Mark gilt als Initialzündung für das Wirtschaftswunder. Zu Recht?
Auf jeden Fall war sie eine der wesentlichen Bedingungen, in Kombination mit der Aufhebung von Bewirtschaftungsregeln und Preiskontrollen durch Ludwig Erhard, dem ersten Wirtschaftsminister der Bundesrepublik. Dadurch wurde eine Marktwirtschaft eingeführt mit stabilem Geld.
Für viele Menschen war das allerdings ein harter Schnitt, ihre Ersparnisse wurden wertlos.
Ja. Aber Erhards Idee war eben: Wenn man deutlich macht, dass man mit dem neuen Geld wirklich wieder Güter kaufen kann, macht das diesen harten Schnitt leichter und besser erträglich.
Die Folge war, dass es auf einmal wieder alles gab. Wurden vorher Waren zurückgehalten?
Es gab in der Tat wieder Güter zu kaufen, die es davor lange nicht gab. Da war sicher in Erwartung der Währungsreform vorher auch einiges nicht auf den Markt gebracht worden. Bis dann ein regulärer Produktionsprozess für alle Güter wieder angelaufen ist, hat es natürlich einige Zeit gedauert. Insofern gab es dann auch Probleme in den Folgemonaten, unter anderem einen Generalstreik. Aber die Gesamtentwicklung war positiv, auch weil dank Marshall-Plan wieder mehr Rohstoffe importiert werden konnten, um die Versorgungslage zu verbessern. Damit wurde die Integration Deutschlands in den Weltmarkt vorangetrieben. Ab Anfang der 1950er Jahre wurde schon relativ viel exportiert.
Wenn die D-Mark eine solche Erfolgsgeschichte war – war es ein Fehler, sie aufzugeben?
Nein. In dem Maße, in dem der Markt für deutsche Waren über Deutschland hinausgewachsen ist – und die Bundesrepublik ist ja ein sehr exportorientiertes Land –, ist es sehr legitim, darüber nachzudenken, ob man nicht auch den Währungsraum entsprechend gestaltet. Dass es Probleme gibt mit der Integration, dass die Stabilitätskulturen in einigen Euroländern nicht so sind wie in Deutschland, das muss man konstatieren. Aber das sollte einen nicht davon abhalten, auch an diesem Ziel zu arbeiten. Bis in die Nachkriegszeit war die Tradition auch in Deutschland eine ganz andere, mit einer Inflationspolitik und einer abhängigen Reichsbank, die den Staat finanzierte. Mit der Währungsreform 1948 wurde ein deutlicher Bruch vollzogen. Insofern können wir aus unserer Erfahrung sagen: Es ist möglich, sich auf eine Stabilitätspolitik einzulassen. Insbesondere dann, wenn sie wie bei Erhard mit einer wirtschaftspolitischen Liberalisierung verbunden ist.
Mit anderen Worten: Eine Währungsreform allein würde einem Land wie Griechenland auch nicht den Durchbruch bringen?
Eine Abwertung oder ein Austritt aus der Eurozone würde Ländern, die in Schwierigkeiten sind, kurzfristig möglicherweise Erleichterungen bringen. Aber langfristig löst das die Probleme nicht. Strukturreformen wird man sich nicht entziehen können.