Etwa 14 Stunden steht Dagmar Ragoßnig täglich an ihrem Obst-und Gemüsestand in der Stuttgarter Markthalle. Die meisten ihrer Kunden kennt sie mit Namen. Ganz wichtig: ein Schwätzchen beim Einkauf.

Lokales: Sybille Neth (sne)
Stuttgart – - Der älteste Stand in der Markthalle ist der von Dagmar und Heribert Ragoßnig. Im Jahr 1961 eröffnete Herbert Ragoßnig seinen Stand mit Obst und Gemüse. Schwiegertochter Dagmar Ragoßnig und Sohn Heribert Ragoßnig haben ihn vor 13 Jahren übernommen. Ihr Stand ist eine Institution in der Markthalle.
Müssen Sie die Konkurrenz der Lebensmittelmärkte fürchten?
Früher haben nur die Reichen hier gekauft. Heute ist die Markthalle nicht mehr so teuer, sodass sich das jeder leisten kann. Im Supermarkt kostet der Salat 1,29 Euro, bei uns 1,50 Euro. Dafür ist der so groß und fest, dass man zweimal daran essen kann.
Haben Sie viele Stammkunden?
Wir haben auch Laufkundschaft. Aber wir haben ein gutes Gedächtnis. Wenn jemand zwei- oder dreimal da war, fragen wir nach dem Namen und notieren ihn auf der Kundenliste, die an der Säule hängt. Wer bei uns kauft, will mit Namen angesprochen werden und auch ein Schwätzle halten – eigentlich schwätzen wir den ganzen Tag.
Müssen Sie von Ihrer leicht verderblichen Ware viel wegwerfen?
Nein. Wir kaufen nur kistenweise ein. Aber Salate und Beeren müssen wir natürlich abends wegtun. Die bekommen dann zwei Frauenhäuser oder die Schwäbische Tafel.
Hat sich das Kaufverhalten verändert?
Es wird viel weniger gekauft, dafür täglich. Früher wurde einmal in der Woche ein Großeinkauf gemacht. Die Kunden legen großen Wert auf den Geschmack. Und das, was gerade reif ist, schmeckt immer am besten. Deshalb haben wir im Sommer sehr viele regionale Produkte. Im Winter überwiegt natürlich importierte Ware.
Kommen viele Touristen in die Markthalle?
Das hat sehr zugenommen. Ganze Busladungen kommen hier durch. Manche, zum Beispiel Musicalbesucher, kommen vor der Abreise extra her und kaufen ein.