Die Einwanderung biologischer Arten gilt weltweit als eine Ursache für Artenschwund. Neben ökologischen Schäden verursacht sie laut einer Studie auch ökonomische Folgen in Milliardenhöhe.
Kiel - Aus anderen Erdregionen eingeschleppte Tiere und Pflanzen können Schäden in Milliardenhöhe verursachen. Das gelte vor allem dann, wenn sie kommerziell genutzte Arten verdrängen oder Krankheiten beim Menschen verursachen, berichtet ein internationales Forscherteam unter Leitung des Kieler Geomar Helmholtz-Zentrums.
Demnach summierten sich die wirtschaftlichen Schäden durch invasive aquatische Arten allein im vergangenen Jahr weltweit auf mehr als 20 Milliarden US-Dollar (knapp 17 Milliarden Euro).
Invasive Muscheln verstopfen Rohre
Bislang untersuchten Wissenschaftler vor allem die ökologischen Folgen von invasiven Tieren und Pflanzen, schreiben die Forscher in der Fachzeitschrift „Science of the Total Environment“. In der nach eigenen Angaben ersten globalen Datenanalyse stellten die 20 Wissenschaftler aus 13 Ländern nun die ökonomischen Kosten zusammen, die speziell durch aquatische Invasoren verursacht werden – also durch Wasserbewohner.
„Wir kommen zu dem Ergebnis, dass invasive aquatische Arten, die sich in ihren neuen Lebensräumen etabliert haben, seit den 1970er Jahren mindestens 345 Milliarden US-Dollar gekostet haben“, sagt der Kieler Forscher Ross Cuthbert. So können etwa invasive Muscheln die Einlassrohre von Fabriken, Kraftwerken oder Wasseraufbereitungsanlagen verstopfen. Oder gebietsfremde Parasiten könnten „katastrophale Einbrüche in der kommerziellen Fischerei verursachen“.
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900 gebietsfremde Arten in Deutschland
Für die Studie nutzte das Team Fälle, die in der Literatur dokumentiert wurden, und erstellte daraus eine Datenbank. In Gewässern verursachten demnach wirbellose Tiere mit 62 Prozent den größten Anteil der ermittelten Kosten. Wirbeltiere waren für 28 Prozent verantwortlich, Pflanzen für sechs Prozent. Die größten Kosten wurden in Nordamerika (48 Prozent) und Asien (13 Prozent) gemeldet.
Nach Angaben des Bundesamts für Naturschutz haben sich in Deutschland in den v
ergangenen 500 Jahren rund 900 gebietsfremde Tier- und Pflanzenarten in der Natur dauerhaft etabliert und ausgebreitet. Dazu kommen rund 1640 gebietsfremde Pflanzen-, 38 Pilz- und 460 Tierarten, die bislang nur vereinzelt nachgewiesen wurden.
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Invasionsbiologie
Das Einrücken von sogenannten Neobiota in ein artfremdes Territorium hat etwas von einer feindlichen Übernahme. Neobiota sind Arten, die es sich ohne Einfluss des Menschen in einem Gebiet etablieren, in denen sie ursprünglich nicht heimisch sind. Invadierende Pflanzen heißen Neophyten, Tiere Neozoen. Zu den erfolgreichsten Neozoen gehört die Wanderratte (rattus norvegicus).
Der britische Zoologe Charles Sutherland Elton (1900-1991) war der erste, der 1958 von einer Invasionsbiologie sprach.
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Invasive Spezis: Kaninchen
Wenn invasive Spezies von sich aus vordringen, handelt es sich um einen natürlichen Prozess, den Mutter Natur schon irgendwie regelt. Zum Problem werden Bioinvasionen erst dann, wenn der Mensch seine Finger im Spiel hat. Seine Versuche Schöpfer zu spielen enden meist im Öko-Desaster.
Ein Beispiel: Seit der Entdeckung Australiens durch Europäer wurden 2500 Arten eingeführt. 1788 kam das Kaninchen nach Down Under. Die 24 süßen Nager vermehrten sich angesichts fehlender Fressfeinde so fleißig, dass ihr Bestand heute auf mehr als 300 Millionen Tiere geschätzt wird. Heimischen Arten fressen die Langohren die Haare vom Kopf und lassen den Boden durch ihre unterirdischen Bauten erodieren.