Für den klassischen Mittelständler ist es oft ein Kraftakt, die notwendigen Investitionen in die Digitalisierung zu stemmen. Die L-Bank bietet jetzt nicht nur Kapital, sondern auch die passende Unterstützung. Und sie holt Partner mit ins Boot.

Stuttgart - Kleine und mittlere Unternehmen, die sich internationaler aufstellen wollen oder den Umbau zur intelligenten Fabrik anpacken wollen, tun sich mit der Finanzierung oftmals schwer. Genau diese Zielgruppe mittelständischer Unternehmen bis 100 Millionen Euro Umsatz hat die L-Bank mit ihrem neuen Mittelstandsfonds im Fokus.

 

Das Besondere am neuen Fondskonzept ist das „doppelte Netzwerk“, erklärt Sebastian Müller, Geschäftsführer der Managementgesellschaft LEA Partners, die den Fonds verwaltet: Die L-Bank stellt das Fondskapital erstmals gemeinsam mit Finanzierungspartnern bereit und die Unternehmen erhalten nicht nur Beteiligungskapital sondern auch Know-How. „Wir haben uns in den letzten zehn Jahren ein enges Netzwerk von erfahrenen Leuten aufgebaut, die uns in verschiedenen Funktionen unterstützen“, erläutert der Fonds-Geschäftsführer.

Es sind langjährige Geschäftspartner der L-Bank aus dem Banken und Versicherungsbereich, die sich an diesem Fondsgeschäft beteiligen. Zu den Gründungspartnern gehören beispielsweise die Südwestbank-Gruppe, die größte baden-württembergische Sparkasse, die Sparkasse Pforzheim-Calw, die Sparkasse Karlsruhe, die Volksbank Offenburg und die BGV-Versicherung. „Mit dem neuen Fondskonzept bündeln wir Finanzierungskraft aus Baden-Württemberg für den Mittelstand in Baden-Württemberg“, sagt L-Bank-Chef Axel Nawrath.

Industrie 4.0 führt bei Wirtschaft zu einem enormen Investitionsbedarf

„Die im Hinblick auf Digitalisierung und Industrie 4.0 erforderlichen Umstellungen ganzer Geschäftsmodelle der heimischen Wirtschaft führen zu enormem Investitionsbedarf, den wir aktiv begleiten möchten“, sagt Südwestbank-Chef Wolfgang Kuhn.

LEA Partners strebt ein Fondsvolumen von 100 Millionen Euro an. Das soll für 10 bis 15 Unternehmen reichen, die aus dem neuen Fonds unterstützt werden können. „Wir wollen einen substanziellen Beitrag leisten, um die Unternehmen besser, größer und erfolgreicher zu machen“, betont Müller.

Der Fokus des neuen Mittelstandsfonds liegt auf zwei Segmenten: auf Industrie-Unternehmen und auf IT- und Software-Unternehmen. Der Schwerpunkt ist so gewählt, weil die LEA in Karlsruhe sitzt und damit mitten in einem Spitzencluster für IT. In der Region sind über 3000 IT-Unternehmen angesiedelt, darunter zahlreiche Marktführer. „Wir wissen, was Softwareentwicklung heißt, wo ein Unternehmen Entwicklerkapazitäten findet und wie Software zu vertreiben ist“, zählt Müller mögliche Hilfestellungen aus dem Beraternetzwerk auf.

Gerade Unternehmen, die ein internetbasiertes Geschäftsmodell verfolgen oder deren Geschäftsmodell stark auf Software oder IT beruht, tun sich schwer, eine klassische Bankfinanzierung zu erhalten. „In der Regel steigt hier eine Bank aus, weil es ihr zu riskant wird.“ Anders als bei Investitionen in Gebäude oder Maschinen, die der Bank als Sicherheit dienen, fehlen bei einer Softwareentwicklung die Sicherheiten.

Beteiligungskapital ist gefragt, wenn inhabergeführte Firmen wachsen wollen

Digitalisierung sei gerade für den klassischen Mittelständler mit hohen Zusatzinvestitionen verbunden, sagt L-Bank-Chef Nawrath, „die vielfach nur durch einen guten Finanzierungsmix aus Kreditfinanzierung und Eigenkapitalfinanzierung gestemmt werden können.“

Der Fonds will auch kleinen und mittleren Firmen Lösungen an die Hand geben, um die Probleme bei der Internationalisierung zu bewältigen. „Eine Firma mit 30 bis 50 Millionen Euro Umsatz tut sich schwer, wenn sie beispielsweise in China ein Konto eröffnen will“, sagt Müller. „Sie braucht Kontakte vor Ort und eine Infrastruktur. Wir versuchen das bereitzustellen.“ LEA Partners greift hier auf ein Netzwerk von strategischen Partnern zurück.

„Wir beteiligen uns, um als aktiver und unternehmerischer Partner Wachstum zu generieren“, sagt Müller. „Wir unterstützen damit die Entwicklung des Unternehmens zur Marktführerschaft.“

Beteiligungskapital ist gefragt, wenn ein Konzern einen Geschäftsbereich, der nicht mehr zum Kerngeschäft passt, an eigene Manager verkauft. Beteiligungskapital ist auch dann gefragt, wenn eine inhabergeführte Firma wachsen will oder, wenn in einem Familienunternehmen die verschiedenen Gesellschafterstämme unterschiedliche Vorstellungen von der Zukunft der Firma haben und ein Gesellschafter ausbezahlt werden möchte. „Wir entwickeln ein System der unternehmerischen Zellteilung“, sagt L-Bank Chef Axel Nawrath.

Das Besondere am Ansatz von LEA Partners ist, dass zum Kapital auch unternehmerische Erfahrung beigesteuert wird. „Kapital gibt es an allen Ecken“, sagt Müller. „Aber einen Partner zu haben, der die richtigen Leute zusammenbringt, dafür treten wir an.“ LEA Partners sieht sich einerseits als Sparringspartner für Unternehmen, will aber als Investor auch rentabel arbeiten. „Wir gehen ins Risiko und packen als Gesellschafter mit an. Das muss sich auch entsprechend in der erzielbaren Rendite niederschlagen.“

Experte für begleitende Maßnahmen von der Landesregierung

Das Fondskonzept kann helfen, eine „positive unternehmerische Kultur“ zu schaffen, sagt der Hohenheimer Wirtschaftsprofessor Hans-Peter Burghof. „Baden-Württemberg ist sehr innovativ, die Innovationen finden aber sehr stark in etablierten Märkten statt.“ In anderen Ländern baue der Innovationsprozess stark auf die Gründung junger Firmen. „Hier passiert in Stuttgart zu wenig“, sagt Burghof. Bei EDV-basierten Gründungen habe deutschlandweit Berlin die Nase vorn.

Aus Sicht des Ökonomen ist das Angebot der L-Bank, das nicht nur Beteiligungskapital bereitstellt, sondern stark auf die Unterstützung junger Unternehmen setzt, „genau richtig und wird helfen, den Markt stärker zu beleben“. Es wäre schön, meint Burghof, wenn die neue Landesregierung begleitende Maßnahmen fördern würde wie ein Netzwerk von Finanziers.