Ein Investor möchte das Kallenberg’sche Gelände bebauen. Das kommt der Stadt zwar gelegen, damit aber sind die Pläne für eine Grüne Brücke in die Weststadt für den Papierkorb.

Ludwigsburg - Der Name kündet von großer Geschichte: auf dem Kallenberg’schen Gelände in Ludwigsburg befand sich einst ein imposantes Industriegebäude. Geblieben ist davon nichts, die Fläche wird von der Bundesbahn als Parkplatz genutzt. Stadtplaner Martin Kurt hat jetzt daran erinnert, als er im Bauausschuss die Pläne der Firma D-Quadrat vorstellte. Die Investorengesellschaft, die auch das Bleyle-Areal auf der gegenüber liegenden Gleisseite bebaut hat, möchte auf dem Kallenberg’schen Gelände ein Ärztehaus samt Hotel und Café errichten. Erst vor wenigen Monaten hatte die Stadt das Konzept einer sogenannten Grünen Brücke vorgestellt – eine Verlängerung der Leonberger Straße bis in die Weststadt. Das Kallenberg’sche Gelände wäre in diesem Fall einer Rampe zum Opfer gefallen.

 

Kinderwunschzentrum will expandieren

Das 2010 gegründete Kinderwunschzentrum an der Pflugfelder Straße in Ludwigsburg ist sehr erfolgreich. Mittlerweile hat es sich zu einem der größten in Deutschland entwickelt. Außerdem ist die Einrichtung seit Kurzem – neben den Unikliniken Heidelberg und Freiburg – auch als Zentrum für genetische Präimplantationsdiagnostik (PID) zugelassen, was die Nachfrage weiter erhöhen dürfte. Darum denken die Verantwortlichen an Expansion. Am bisherigen Standort nördlich der MHP-Arena gibt es kaum Erweiterungsmöglichkeiten, weshalb Andreas Ott, der Leiter des Zentrums, neu bauen möchte – und dafür das Kallenberg’sche Gelände ins Auge gefasst hat.

„Das ist ein Rückschlag für unsere Planungen zum Zentralen Omnibusbahnhof“, sagte Stadtrat Reinhold Noz (CDU). Die Idee einer Grünen Brücke habe seiner Fraktion sehr gut gefallen. „Ein Verzicht auf diese Querung der Bahn fällt uns schwer.“ Auch Markus Gericke (Grüne) verwies darauf, dass die neu vorgelegten Baupläne von D-Quadrat sehr stark in die Konzepte für eine Stadtbahn, aber auch für eine Radler- und Fußgängerbrücke eingriffen. „Es ist schwierig, einen Baustein aus einem laufenden Verfahren herauszubrechen“, meinte auch Dieter Juranek (SPD). Man müsste sehr viel mehr Zeit haben, um all die dadurch aufgeworfenen Fragen durchzudiskutieren.

Aber, auch das hatten die Investoren von D-Quadrat klargemacht, das Bauvorhaben müsse mit viel Tempo vorangetrieben werden. Die Rede ist von einem Baubeginn im Jahr 2019. Sollte er jedoch nicht bald grünes Licht bekommen, werde sich Ott nach einem anderen Standort umschauen.

Anders als Juranek möchte er nicht von einem Herausbrechen aus einem Konzept sprechen, sagte der Stadtplaner. Stattdessen sehe er darin eine Entwicklung, die etwas zum großen Ganzen führe. „Wir haben einen Investor, das passt gut rein“, sagte Kurt. Im übrigen sei mit hochwertiger Bauweise zu rechnen, die dem Busbahnhof einen optischen Abschluss gebe. Denn um ein gutes Konzept zu bekommen, solle ein Architektenwettbewerb ausgelobt werden.

Mehr Nach- als Vorteile

Im Übrigen habe man die als Grüne Brücke konzipierte Verlängerung der Leonberger Straße noch einmal genauer untersucht und sei zu dem Schluss gekommen, dass sie mehr Nach- als Vorteile biete, sagte Kurt. Zum einen müsse die Steigung schon sehr früh ansetzen, um auf die erforderliche Höhe zu kommen. Zum anderen sei selbst dann nicht gewährleistet, dass Krümmung und Radius für ein Stadtbahn ausreichten – auch nicht für eine in Niederflurvariante.

Am Ende waren die Ausschussmitglieder davon überzeugt, dass die Grüne Brücke nicht realisierbar sei und begrüßten die Baupläne für ein Kinderwunschzentrum mit integriertem Fachärztehaus. Einzig die Freien Wähler taten das ohne Bauchschmerzen: „Uns war sowieso schon immer klar, dass die Grüne Brücke nicht machbar ist“, sagte Gabriele Moersch.