Der Smartphone-Roboter Romo ist ein witziges Kerlchen. Seine Stärken zeigt er vor allem bei der Jagd auf die Sneakers des Bürokollegen. Doch das Spielzeug mit den Kulleraugen ist ein teurer Spaß, der nach ein paar Stunden schon wieder nachlässt.

Digital Desk: Jörg Breithut (jbr)

Stuttgart - Da ist es wieder passiert. Wir haben Romo nur einen kurzen Augenblick aus den Augen gelassen, da heult schon wieder der Kettenantrieb auf. Romo gibt Gas und rast umgebremst auf den Abgrund zu. Im letzten Moment können wir den Kamikaze-Roboter davon abhalten, sich über die Tischkante hinweg in die Tiefe zu stürzen. Man möchte ihn beschimpfen und ihm ordentlich Stubenarrest verpassen. Aber dann rollt das kleine Kerlchen so niedlich mit den Augen. Auch wenn er etwas unbeholfen durch die Welt rast: man kann Romo einfach nicht böse sein.

 

Dabei verkauft das Unternehmen Romotive eigentlich nur den fahrbaren Untersatz. Die Schaltzentrale muss man selbst mitbringen. Romo erwacht erst dann zum Leben, wenn man ein iPhone oder einen iPod Touch an das Gehäuse anstöpselt, das aussieht wie ein bunter Spielzeugpanzer. Sobald die Romo-App installiert ist, grinst der Roboter auf dem Display und schneidet Grimassen.

Am Anfang beherrscht Romo nur sehr wenige Bewegungen. Aber das haben die Entwickler ganz bewusst so eingestellt. Die Idee dahinter: das Herrchen bringt dem Roboter nach und nach alle Aktionen bei. Wenn der Roboter erfolgreich eine Aufgabe gemeistert hat, wird eine neue Fähigkeit freigeschaltet. Das ist vor allem für Kinder unterhaltsam, weil die Aufgaben sich sehr leicht per Touchscreen erledigen lassen. Ein paar Level später kann Romo dann in alle Richtungen fahren, mit dem Kopf – also mit dem iPhone – wippen und Bälle verfolgen. Wenn man den Burschen auf die Sneakers des Kollegen abrichtet, dann fährt Romo auch gerne den bunten Schuhen hinterher.

Der Lärm verhindert den Lauschangriff

Richtig Spaß macht es aber erst, wenn man Romo wie einen Überwachungsroboter durch die Gänge lenkt. Mit einem zweiten Apple-Gerät oder im Browserfenster des Computers lässt sich Romo bequem aus der Ferne steuern. Die Frontkamera überträgt ständig, was im Sichtfeld des Roboters passiert, das Mikrofon überträgt den Ton. Romo setzt die Tastaturbefehle über den Browser rasch um, Verzögerungen stellen wir in unserem Test kaum fest.

Als heimlicher Beobachter eignet sich Romo jedoch nicht wirklich. Der Kettenantrieb ist so laut, dass der Roboter immer ziemlich schnell entdeckt wird. In solchen Momenten hilft nur noch ein Klick auf das Gesten-Menü: sofort setzt Romo sein schönstes Lächeln auf und färbt die Bäckchen rot ein. Damit verzückt Romo jeden noch so überraschten Kollegen.

Der Romo in unserem Test ist bereits die dritte Generation des Smartphone-Roboters, dessen erste Version mit Hilfe eines Crowdfunding-Projekts im November 2011 finanziert worden ist. Die Romotive-Entwickler sammelten damals bei Kickstarter mehr als 110.000 Dollar und bastelten mit diesem Startkapital den ersten Romo. Mittlerweile gibt es den Roboter in zwei Varianten, um einerseits Apple-Geräte mit dem älteren 30-Pin-Anschluss zu verwenden und außerdem Geräte mit dem Lightning-Adapter anzuschließen, der seit dem iPhone 5 und dem iPod Touch der fünften Generation verbaut wird.

Neben neuen Funktionen hat sich vor allem die Ausdauer des Roboters verbessert. Die Entwickler haben einen Akku mit 2000 mAh in das aktuelle Gehäuse gepackt, der die beiden Gummiketten und den Neigungsmotor bis zu zwei Stunden im Dauerbetrieb mit Energie versorgt. Die Batterie lässt sich per USB-Kabel aufladen. Doch die Technik hat auch ihren Preis: der Romo kostet etwa 180 Euro.

Fazit

Romo macht Spaß. Zumindest ein paar Stunden lang, während man den rollenden Roboter auf die Sneakers des Kollegen ansetzt und ihn per Fernsteuerung um Bürostühle kreisen lässt. Für einen bisschen Unterhaltung am Sonntagnachmittag sorgt Romo auf alle Fälle. Der Spielspaß am iPhone mit Rollen lässt allerdings sehr schnell nach, dafür beherrscht Romo einfach zu wenige Funktionen. Für Kinder gilt das nicht. Das kleine Kerlchen fordert mindestens so viel Aufmerksamkeit wie ein Tamagotchi. Doch für ein Spielzeug ist der kleine Roboter mit einem Kaufpreis von 180 Euro etwas zu teuer. Vor allem, wenn man den Preis für ein iPhone oder einen iPod Touch noch hinzurechnen muss.