Am St. Patrick’s Day feiern die Iren wie wild. Wer in Dublin den Ausnahmezustand erleben will, muss schnell sein und jetzt schon buchen.

Dublin - John Kennedy blickt auf das blinkende Riesenrad am Ufer der Liffey und zuckt mit den Schultern: „Früher war der St. Patrick’s Day einer der langweiligsten Tage des Jahres. Vormittags ging’s in die Kirche, und das war’s dann.“ Heute steppt am 17. März, dem Gedenktag des Heiligen, in ganz Irland der Bär oder - genauer gesagt - der Leprechaun, schmücken sich doch alljährlich aus Anlass des Feiertags viele mit dem hohen Hut der grün gekleideten Märchenfigur. Unweit des Riesenrads herrscht unterdessen reges Treiben. In den Katakomben des Rotunda-Hospitals arbeiten Maskenbildner und Requisiteure. Wer fertig geschminkt ist, huscht sofort hinaus zum Sammelplatz der großen St. Patrick’s Parade in den North Parnell Square: als Meerjungfrau, Gnom, Schmetterling, Ritter oder Straußenvogel.

 

Während der schlaksige Fremdenführer und Gälisch-Lehrer Kennedy Besucher durch das wild gewordene Dublin lenkt, sinniert er über den Grund des Wandels vom Heiligen- Gedenktag zum Nationalfeiertag nach: „Meines Erachtens ist das so eine Art Re-Import. Für die vielen Auswanderer, die sich auch in der Fremde noch als Iren sahen, war der St. Patrick’s Day eine willkommene Gelegenheit, sich an die alte Heimat zu erinnern.“ Lange bevor der St. Patrick’s Day in Irland als rauschendes Fest mit Konzerten, Ausstellungen und Paraden begangen wurde, luden die Iren in den USA und auf dem europäischen Festland ihre Mitbürger ein, mit ihnen bei Guinness, Folk und Tanz die Grüne Insel zu feiern.

„Let’s Make History“

Karen und Fiona verlassen gerade das Rotunda-Hospital, fertig geschminkt und gekleidet als Korallen. Sie begleiten bei der großen St. Patrick’s Parade einen fünf Meter hohen Pappmaché-Leuchtturm und gehören zu einer rund 100-köpfigen Gruppe aus der Grafschaft Donegal. Die Gruppe hat sich die Sagenwelt der Wassermänner und Meerjungfrauen als Thema gewählt. Das aktuelle Motto des Dubliner Festumzugs ist sogar auf drei Jahre angelegt: „Let’s Make History“. Diesmal war die Vergangenheit dran, 2015 beschäftigt man sich mit der Gegenwart, um sich im übernächsten Jahr von den Zukunftsideen der teilnehmenden Gruppen überraschen zu lassen, die sich meist aus Schulen, Vereinen oder Straßentheater-Kompanien rekrutieren.

2014 waren es acht Gruppen mit acht unterschiedlichen Themen, darunter sogar ein Zitat des Dramatikers und Philosophen Samuel Beckett: „Was der Vogel Strauß im Sand sieht“ - wahrlich ein bunter Zug. Unterdessen hat John Kennedy die Besuchergruppe in die Docklands gelotst, jene einst verrufene Gegend, die in der wirtschaftlichen Blütezeit des sogenannten Celtic Tiger (zwischen 1992 und 2007) in großen Teilen einer grundlegenden Sanierung unterzogen wurde, nicht immer stilgetreu, aber immer mit einem gewissen Flair. Besonders gut gelungen ist der Umbau des ehemaligen Stack-A-Warenhauses zum CHQ Building. Heute dient es als Veranstaltungsplattform für Messen oder Events aus den Bereichen Ernährung und Lifestyle. Während des St. Patrick’s Festivals gastiert dort der Irish Craft Beer and Food Market, der zu einem kulinarischen Streifzug durch die grüne Insel einlädt, begleitet von Life-Gigs namhafter Bands.

Schließlich hat Kennedys Touristenschar einen Platz an der Route des Festumzugs ergattert. Ein Ohren- und Augenschmaus ist der Vorbeizug der Themengruppen sowie der zahlreichen Marching Bands. Die meisten der bis zu 100-köpfigen Blaskapellen kommen aus den USA. Auch hier rekrutieren sich die Teilnehmer aus Schulen und Universitäten. Angeführt wird die Parade von St. Patrick selbst, genauer gesagt von einem jungen Laienschauspieler in grüner Robe, mit Bischofsstab und Mitra. Teilweise oder ganz in Grün sind auch die Zuschauer gekleidet, und wenn man als Tourist nicht auffallen will, ist es durchaus ratsam, wenn schon keinen Leprechaun-Hut, so doch wenigstens einen grünen Schal zu tragen.

Dass die Pubs am 17. März alle geöffnet haben, versteht sich von selbst. Nach Hause geht es dann im Dunkel, vorbei an vielen ganz in Grün angeleuchteten Gebäuden. Ein Brauch, der mittlerweile weltweit gepflegt wird. So erstrahlten bereits die Oper in Sydney, die Pyramiden von Gizeh, der Schiefe Turm von Pisa oder die Münchner Allianz-Arena in Grün - St. Patrick sei Dank.

Infos zu Dublin

Anreise
Mit Aer Lingus Direktflüge nach Dublin von Stuttgart oder Frankfurt ( www.aerlingus.com ). Mit Ryanair von Frankfurt-Hahn nach Dublin ( www.ryanair.com ). Mit dem Auto per Nachtfähre von Cherbourg nach Roscoff-Rosslare ( http://www.directferries.de /irland.htm)

Unterkunft
Eine rechtzeitige Reservierung ist ratsam! The Croke Park Hotel, DZ ab 109 Euro. http://the-croke-park-dublin.hotel-rez.com

Radisson Blu Hotel, DZ mit Frühstück ab 209 Euro. www.radissonblu.ie/royalhotel-dublin

The Clarence, DZ ab 290 Euro. http://theclarence.ie

St. Patrick’s Festival
Das Festival findet zum 20. Mal statt, und zwar von Freitag, 13. März, bis Dienstag, 17. März 2015. Infos: www.stpatricksfestival.ie

Allgemeine Informationen
Urlaubsberatung und Informationsbroschüren über die gesamte Insel erhältlich bei Irland Information, Gutleutestraße 32, 60329 Frankfurt am Main, Telefon 069 / 66 80 09 50, www.irland.com

Tourismusbüros am Dublin Airport, Arrivals Hall, Terminal 1. Hier bekommt man auch Tickets für den Hop-on-hop-off-Bus. Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 8 bis 21.30 Uhr, sonntags 10 bis 17.30 Uhr. www.visitdublin.com

Empfehlenswert ist der Dublin-Pass. Er bietet freien Eintritt ohne Wartezeit für zahlreiche Sehenswürdigkeiten wie: Guinness Storehouse, Kilmainham Gaol, Wax Museum, Zoo, St. Patrick’s und Christ Church Cathedral. Preise für Erwachsene: zwischen 39 Euro (Ein-Tages-Ticket) über 71 Euro (drei Tage) bis 106 Euro (sechs Tage). www.dublinpass.ie/default.aspx

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