Die USA bombardieren weiter Stellungen der IS-Extremisten bei Kobane. Ob die Angriffe die Extremisten von einem weiteren Vorrücken in die Stadt abgehalten haben, blieb unklar.

Washington/Ankara - Zur Unterstützung der erbittert kämpfenden Kurden haben die USA weitere Stellungen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) nahe der nordsyrischen Stadt Kobane bombardiert. Neun Ziele im Norden und Süden seien am Donnerstag beschossen worden, teilte das Zentralkommando des US-Militärs in Tampa (Florida) am späten Abend mit. Dabei seien unter anderem mehrere von der IS genutzte Gebäude sowie Panzer der Terrormiliz zerstört worden. Ob die Angriffe die Extremisten von einem weiteren Vorrücken in die Stadt abgehalten haben, blieb zunächst unklar.

 

Trotz erbitterter Gegenwehr und US-Luftangriffen hatten die Dschihadisten zuletzt im Häuserkampf weitere Viertel erobert. Die Regierung in Ankara sprach sich dennoch gegen einen Alleingang mit Bodentruppen gegen die Extremisten im Nachbarland aus.

Der IS-Sondergesandte der USA, John Allen, betonte bei einem Besuch in Ankara, dass sofortige Schritte nötig seien, um den IS militärisch zu schwächen und diesen daran zu hindern, die Region weiter zu bedrohen. Zudem kündigten die USA intensivere Gespräche beider Länder auf militärischer Ebene an.

Die EU-Innenminister vereinbarten derweil in Luxemburg, künftig verstärkt gewaltbereite Europäer, die sich etwa der IS-Terrormiliz anschließen wollen, an den Außengrenzen der EU zu stoppen. So sollen bestimmte Reisende - etwa alle Passagiere eines Flugzeugs aus einer kritischen Region - ab sofort wieder systematisch an der Grenze kontrolliert werden. Dabei sollen Zöllner die Pässe elektronisch mit der europaweiten Fahndungsbank SIS sowie der Interpol-Datenbank überprüfen, um potenzielle Terroristen zu entdecken.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sagte: „Wir wollen nicht, dass aus Europa, aus Deutschland Terror exportiert wird. Und wir wollen erst recht nicht, dass ausgebildete Kämpfer nach Europa und Deutschland zurückkehren und gegebenenfalls hier Anschläge planen.“

Die Türkei, die Panzerverbände in Schuss- und Sichtweite von Kobane an ihrer Südgrenze stationiert hat, ist trotz des drohenden Falls der Stadt nicht bereit, allein gegen die Terroristen vorzugehen. „Dass nur die Türkei ganz alleine eine Bodenoperation unternimmt, ist kein realistischer Ansatz“, sagte Außenminister Mevlüt Cavusoglu nach einem Treffen mit dem neuen Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Ankara. Das internationale Bündnis gegen den IS müsse sich auf eine gemeinsame Strategie einigen.

Cavusoglu betonte, Teil der internationalen Strategie gegen den IS müsse der Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad sein. Solange das Assad-Regime an der Macht sei, würden Blutvergießen und Massaker in Syrien andauern. Bei Protesten von Kurden in der Türkei gegen die abwartende Haltung der Regierung starben seit Dienstag nach neuen Angaben mindestens 24 Menschen.

Die Militärchefs der Koalition zum Kampf gegen IS wollen bei einem Treffen auf höchster Ebene am kommenden Montag und Dienstag über ihre Strategie im Irak und in Syrien diskutieren. Sollten die IS-Dschihadisten Kobane erobern, hätten sie einen durchgängigen Grenzstreifen zur Türkei unter ihrer Kontrolle. Bei einem Luftangriff der syrischen Luftwaffe in der Nähe der Hauptstadt Damaskus starben derweil am Donnerstag nach Angaben der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mindestens 25 Menschen. Zahlreiche weitere seien schwer verletzt worden. Die Kampfjets der Luftwaffe von Machthaber Baschar al-Assad hätten bei mehreren Angriffen ein von Rebellen kontrolliertes Gebiet bombardiert.