Die Ahmadiyya-Gemeinschaft vertritt weltweit einen toleranten Reform-Islam und wird dafür in manchen islamischen Ländern verfolgt. Gesellschaftliches Engagement nicht nur für Muslime, wie es auch die Esslinger Gemeinde pflegt, gehört zum Glaubensverständnis.

Auf dem Banner prangt „Liebe für alle, Hass für keinen“. Ein allzu frommer Spruch? In ihrem kleinen Gebetsraum in Deizisau bemühen sich drei Vertreter der Esslinger Ahmadiyya-Muslim-Gemeinde, Zweifel zu zerstreuen. Was für ihre Glaubwürdigkeit spricht, ist die historische Wahrheit. Der indische muslimische Prediger Mirza Ghulam Ahmad, der in den 1880er Jahren die Ahmadiyya-Bewegung gründete, hat Religionsfreiheit, Gleichberechtigung von Mann und Frau sowie absoluten Gewaltverzicht – außer in Fällen unmittelbarer Notwehr – verkündet. Und sich damit wahrlich nicht nur Freunde im Islam gemacht. Was für Ahmadiyya und ihre lange Geschichte der Verfolgung und Diskriminierung bis heute gilt. In Pakistan, wo die Gemeinschaft relativ viele Angehörige hat, wurde sie 1974 sogar per Parlamentsbeschluss für „unislamisch“ erklärt. Auch außerhalb des Landes wird ihr von manchen Muslimen die Zugehörigkeit zum Islam abgesprochen. „Dabei haben wir denselben Koran, dasselbe Glaubensbekenntnis, denselben Ramadan“, sagt Nooruddin Ashraf, der Imam der Esslinger Gemeinde. Unterschiede resultierten aus der Überzeugung, dass Mirza Ghulam Ahmad der Mahdi sei, ein messianischer Reformer des Islams. Ghulam Ahmad zufolge hat Jesus – für Muslime ein wichtiger Prophet – die Kreuzigung überlebt, ist nach Indien emigriert und dort eines natürlichen Todes gestorben. Der Glaube an die Wiederkehr Jesu, den der Islam mit dem Christentum teilt, wird von Ahmadiyya abgelehnt.