In wenigen Monaten soll es losgehen mit den Bauarbeiten. Beim Waiblinger Bahnhof will die Ahmadiyya-Gemeinde eine Moschee bauen.

Waiblingen - Anfang des kommenden Jahres werde es wohl endlich losgehen mit den Bauarbeiten an der neuen Moschee beim Waiblinger Bahnhof, sagt Qamar Ahmad Zafar von der muslimischen Ahmadiyya-Gemeinde. Rund 400 Gläubige sollen einmal in der Moschee mit Anbau, Dachterrasse und kleinem Minarett Platz finden. Seit der Grundsteinlegung für das Gebäude im Dezember 2016 hat sich auf dem Gelände jedoch nichts mehr getan.

 

„Wir haben alle Genehmigungen für den Bau bei der Stadt eingeholt und warten jetzt noch auf den Startschuss unserer Zentrale“, erklärt Zafar, dessen Religionsgemeinschaft langfristig das Ziel verfolgt, 100 Moscheen in Deutschland zu bauen. Mehr als 50 sind bereits vollendet. Bei der Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ), die sich als islamische Reformgemeinde versteht, ist der 37-jährige Mathematiker für den Bereich interreligiöser Dialog zuständig. Keine Frage also, dass Zafar am bundesweiten Tag der offenen Moscheen, dem 3. Oktober, in der Moschee seiner Gemeinschaft parat und Besuchern Rede und Antwort steht.

Scharia und Gesetz sind zwei Dinge

Ihren Sitz hat die Ahmadiyya-Gemeinde derzeit noch in einem schmucklosen Zweckbau im Waiblinger Industriegebiet Ameisenbühl. Zwei Gebetsräume sind dort untergebracht, einer für Frauen, einer für Männer. In letzterem ist ein großer Tisch zur Bewirtung aufgebaut, auf dem Getränke, ein Käse- und ein Streuselkuchen stehen. An den Wänden hängen Banner, auf denen die Grundüberzeugungen der Religionsgemeinschaft zu lesen sind, die im Rems-Murr-Kreis nach eigenen Angaben rund 250 Anhänger hat. Diese machen vor allem mit einer Aktion alle Jahre wieder auf sich aufmerksam: An Neujahr säubern sie die Straßen von Böllern, Raketen und sonstigen Resten der Silvesterpartys.

„Die Scharia und das Gesetz sind zwei getrennte Dinge“, erläutert Zafar einen Grundsatz seiner Religionsgemeinschaft, die in Hadhrat Mirza Ghulam Ahmad, ihrem Begründer, den verheißenen Messias sieht. Das hat ihr den Vorwurf der Häresie eingebracht, in manchen Ländern, etwa Pakistan, würden Ahmadi-Muslime verfolgt, sagt Qamar Ahmad Zafar, der selbst vor zehn Jahren von dort nach Deutschland gekommen und mit einer Deutschen verheiratet ist. Er erklärt, egal, in welchem Land seine Glaubensbrüder und -schwestern sich neu niederließen, gelte stets die gleiche Devise: „In dem Land, in dem man lebt, muss man alle Pflichten erfüllen und die Regeln einhalten.“ Dazu gehöre auch, die jeweilige Sprache rasch zu lernen und natürlich die Kinder in den Kindergarten und die Schule zu schicken.

Ein Flyer hat ihn hergelockt

Wie Qamar Ahmad Zafar stammt die große Mehrheit der Mitglieder der Waiblinger Gemeinde aus Pakistan. „Wir haben aber auch einige türkischstämmige Mitglieder“, sagt Zafar, der sich darüber freut, „dass jedes Jahr mehr Besucher zu unserem Tag der offenen Moschee kommen“. Einer von ihnen ist Holger Thorein aus Fellbach. „Am Samstag auf dem Wochenmarkt hat mir jemand einen Einladungsflyer in die Hand gedrückt, dadurch bin ich neugierig geworden und heute hergekommen.“ Ihn interessiere speziell die Frage, wie sich ein harmonisches, gutes Zusammenleben von religiösen und nicht religiösen Menschen erreichen lasse, sagt Thorein, der sich als Humanist bezeichnet. Die Ahmadi-Muslims halte er da für „eine interessante Entwicklung im Islam und einen guten Dialogpartner“.