Obwohl die Taliban und die Anhänger des Islamischen Staates einige Werte und Ansichten teilen, sind die beiden Gruppen dennoch verfeindet. Woran liegt das? Eine Erklärung.

Sowohl der Islamische Staat als auch die Taliban sind sunnitische Extremisten. Sie verbindet ihre fundamentale Zurückweisung weltlicher Werte und das politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Handeln nach der Scharia. Wie das Attentat am Kabuler Flughafen zeigt, herrscht trotz dieser Gemeinsamkeiten eine extreme Feindschaft zwischen den beiden Gruppen. Doch aus welchem Grund?

 

Die Gruppen unterscheiden sich unter anderem in religiösen und strategischen Fragen. Die Taliban beschränken sich einzig auf Afghanistan und grenznahe Gebiete in Pakistan. Erstmals in Erscheinung traten sie bereits im Jahr 1984. Von September 1996 bis Oktober 2001 beherrschten sie erstmals große Teile Afghanistans. Ihr Ziel ist ein Gottesstaat für die Paschtunen. Sie haben demnach im Gegensatz zum IS keine globalen Ambitionen.

Der Islamische Staat hingegen sieht sich selbst als globales Weltreich der Muslime und somit als Kalifat. Die Gruppe ist aus einem Ableger von Al-Kaida im Irak hervorgegangen. Im Vergleich zu den Taliban sei der IS „durch eine viel größere Gewalttätigkeit“ gekennzeichnet und sei eine transnationale Organisation, so die Islamwissenschaftlerin Susanne Schröter zur Nachrichtenagentur dpa. Ziel sei die islamische Weltherrschaft. Das klinge absurd, sei aber der Grund, warum überall auf der Welt Anschläge stattfinden. Nach dem Terroranschlag von Kämpfern des IS-Ablegers befürchtet die Islamwissenschaftlerin nun „bürgerkriegsähnliche Zustände“ in Afghanistan. In Erklärungen des IS wurden die Taliban als „Abtrünnige“ bezeichnet.

Beide Gruppen führten schon blutige Kämpfe gegeneinander, aus denen die Taliban weitgehend als Sieger hervorgingen.