Führt die Spur des Terrors auch in den Raum Ulm? Die Polizei hat dort drei mutmaßliche Terrorunterstützer festgenommen. Die Männer sollen Geld an Mitglieder des Islamischen Staates transferiert haben.

Politik/Baden-Württemberg: Rüdiger Bäßler (rub)

Ulm - Polizeikräfte haben am Sonntag drei mutmaßliche Terrorunterstützer aus dem Raum Ulm festgenommen. Die Männer im Alter von 20 bis 25 Jahren stehen laut der Staatsanwaltschaft Stuttgart im Verdacht, Geld an Mitglieder des Islamischen Staates transferiert zu haben. Ein Richter hat die Untersuchungshaft angeordnet. In den Fokus der Polizei waren die Verdächtigen unter anderem durch wiederholte Koranverteilungsaktionen in der Donaustadt geraten. Die Vorermittlungen, so hieß es am Mittwoch, seien umfangreich und intensiv gewesen.

 

Die Sicherheitsbehörden wollen Hinweise darauf haben, dass die Männer kurz davor standen, in den bewaffneten Krieg zu ziehen. Noch am Sonntag kam es zu Wohnungsdurchsuchungen, ein Ergebnis steht aus. Die Männer kommen aus Ulm, Blaustein (Alb-Donaukreis) und dem bayerischen Senden (Kreis Neu-Ulm). Zwei Verdächtige sind türkischer Nationalität, einer besitzt einen deutschen Pass.

Gab es ein Unterstützernetzwerk an der Donau?

Nach Angaben eines Sprechers des Polizeipräsidiums Schwaben mit Sitz in Kempten ist die Staatsanwaltschaft München I in die Ermittlungen einbezogen. Das Verfahren führt jedoch zentral die Staatsanwaltschaft Stuttgart.

Die Verhaftungen werfen ein neues Licht auf die Frage, ob die Attentäter von Paris und Brüssel ein Netzwerk von Unterstützern an der Donau gehabt haben könnten. Die Bundesanwaltschaft hat mittlerweile bestätigt, dass der Mitte März in Brüssel gefasste Pariser Terrorverdächtige Salah Abdeslam vom 2. auf den 3. Oktober 2015 in Ulm gewesen ist; mutmaßlich, um weitere Terroristen aus einem Hotel abzuholen. Nach Angaben der Ulmer Polizei von der vergangenen Woche könnte es sich um syrische Staatsangehörige gehandelt haben, die mit falschen Pässen als Flüchtlinge eingereist waren. Genannt wurden die Namen Naim Al Hamed und Monir Alhaj Ahmed. Letzterer ist im März gemeinsam mit Abdeslam gefasst worden. In der vergangenen Woche haben belgische Behörden noch einen weiteren Namen im Zusammenhang mit Ulm genannt: Osama K. Auch er steht im Verdacht, an der Vorbereitung der Anschläge von Paris am 13. November 2015 beteiligt gewesen zu sein und soll ebenfalls in Ulm zu Abdeslam ins Auto gestiegen sein.

Ulm hat eine jahrelange Vorgeschichte als Rekrutierungsort und Drehscheibe für Terroristen. Unter anderem hatte sich hier vor 2007 unter Anführung des Konvertiten Fritz G die Sauerland-Gruppe gebildet, deren Ziel es war, US-Soldaten in Deutschland zu töten. Wie der Ulmer Kripochef Bernd Hummel kürzlich sagte, gebe es bis heute eine kleinere bekannte Szene von radikalen Islamisten in der baden-württembergisch-bayerischen Grenzregion.