Mit dem Modellprojekt Islamunterricht sind noch immer rechtliche Hürden verbunden. Beim christlichen Religionsunterricht sind beide großen Kirchen als staatlich anerkannte Glaubensgemeinschaften die Träger des Unterrichts. Also sind sie für den Bildungsplan und die Auswahl der Lehrer mit verantwortlich. Auf Seiten der Muslime fehlt bislang ein staatlich legitimiertes Pendant. Als Religionsgemeinschaft im Land anerkannt sind bisher nur die Aleviten, die deshalb auch Träger des alevitischen Religionsunterrichts sind.

 

Von sunnitischer Seite liegen dem Kultusministerium zwei Anträge vor. Die Türkisch-Islamische Anstalt für Religion (Ditib) und der Verband Islamischer Kulturzentren (VIKZ) haben jeweils einen Antrag gestellt, bekenntnisorientierten Religionsunterricht erteilen zu dürfen. Die Antworten stehen noch aus. Die rechtliche Prüfung sei noch nicht abgeschlossen, heißt es aus dem Ministerium. Yavuz Kazanc vom VIKZ hofft auf eine positive Entscheidung: „Wir wollen eine Anerkennung, irgendwann muss der Islamunterricht aus der Projektphase heraustreten.“

Fachleute schlagen einen Rat der Muslime vor

Der islamische Theologe Ourghi allerdings warnt vor einer Anerkennung der Verbände als Religionsgemeinschaften. „Sie vertreten nur 25 Prozent der Muslime, und sie stehen für einen Importislam aus ihren jeweiligen Herkunftsländern.“ Er fordert stattdessen die Einrichtung eines Rats der Muslime, der mit hier geborenen Muslimen besetzt werden soll, die einen europäischen Islam vertreten. Sein Kollege Jörg Imran Schröter von der PH in Karlsruhe hält es für notwendig, dass sich die Dachverbände zusammentun: „Die Verbände geben sich einer Illusion hin, wenn sie denken, den Islamunterricht alleine stemmen zu können.“ Auch Schröter plädiert für die Einrichtung einer Schura, eines Rates also, dem neben den Vertretern der muslimischen Verbände auch Wissenschaftler und Lehrer angehören sollen, die am Modellprojekt seit Jahren mitwirken.

An der Stuttgarter Friedensschule weiß der Islamlehrer Hüseyin Ceylan (Name geändert) um die rechtlichen Probleme. Trotzdem hofft er darauf, dass der islamische Religionsunterricht bald flächendeckend angeboten wird. „Viele Schüler prahlen damit, Muslim zu sein, ohne zu wissen, was das eigentlich heißt. Sie müssen ein Verständnis für ihre Religion haben, nur dann können sie entscheiden, was richtig und falsch ist.“