Der neue Flughafen in Istanbul kämpft schon jetzt mit technischen Mängeln und logistischen Problemen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte daran große Hoffnungen geknüpft.

Istanbul - Endloses Anstehen bei der Passkontrolle, überfüllte Warteräume, verspätete Starts: Daran wird sich für Flugreisende in der Bosporusmetropole Istanbul auch 2019 vorerst nichts ändern. Denn der zum Jahreswechsel geplante Umzug der Fluggesellschaften vom hoffnungslos überlasteten Atatürk-Airport zum neuen Großflughafen nordwestlich der Metropole verzögert sich.

 

Der neue Airport kämpft mit Problemen. Es sollte ein großer Wurf werden: Innerhalb von 48 Stunden wollte man an Silvester und Neujahr den kompletten Flugbetrieb vom Atatürk-Flughafen zum neuen Istanbul International Airport an der Schwarzmeerküste verlegen. Doch in der Branche war es seit Wochen ein offenes Geheimnis: Der Termin ist nicht zu halten.

Unbekanntes Datum

Ilker Ayci, Chef der staatlich kontrollierten Fluggesellschaft Turkish Airlines, die in Istanbul ihr Drehkreuz betreibt, erklärte schon im November, der Umzug bereite ihm Kopfschmerzen. Lange hüllten sich die offiziellen Stellen in Schweigen.

Erst jetzt bestätigte das türkische Verkehrsministerium in einer vage formulierten Mitteilung, der Umzug des Flughafens werde allmählich umgesetzt. Turkish Airlines spricht davon, dass die Verlagerung des Flugverkehrs zum neuen Airport auf ein späteres Datum verschoben werden, nennt aber keinen Termin. Die Nachrichtenagentur DHA meldet, man plane den Umzug nun für März.

Größer als Atlanta, USA

Die Verzögerung ist ein Politikum. Der neue Istanbuler Flughafen ist ein Prestigeprojekt des Staatschefs Recep Tayyip Erdogan. In nur 42 Monaten Bauzeit hatten 35 000 Arbeiter den Airport aus dem Boden gestampft. Er soll im Endausbau für jährlich 200 Millionen Passagiere ausgelegt sein – fast doppelt so viele wie der heute weltgrößte Flughafen Atlanta in den USA abfertigt.

Eigentlich sollte der Betrieb bereits am 29. Oktober beginnen, dem türkischen Nationalfeiertag. Präsident Erdogan hielt an dem Eröffnungstermin fest und weihte den Mega-Airport vor Tausenden Ehrengästen ein.

Eröffnung im März fraglich

Weil aber vieles noch nicht fertig war, nahm Turkish Airlines zunächst nur eine Art symbolischen Betrieb mit einem Dutzend Flügen pro Tag auf. Noch immer sind die Arbeiten nicht abgeschlossen. Als es im Dezember heftig regnete, standen Teile des Parkplatzes meterhoch unter Wasser. Erhebliche Probleme gibt es, so berichten Insider, auch mit der Datenverarbeitung und den logistischen Abläufen. Die Inbetriebnahme könne deshalb nur schrittweise über einen längeren Zeitraum erfolgen.

Über dem geplanten Umzug im März schwebt deshalb ein großes Fragezeichen. Möglicherweise müssen beide Flughäfen noch lange parallel betrieben werden. Erdogans Projekt ist von politischen Kontroversen begleitet. Während der Bauarbeiten kamen 52 Arbeiter bei Arbeitsunfällen ums Leben.

Streikende verhaftet

Als Tausende Beschäftigte im September gegen mangelnde Sicherheitsvorkehrungen und katastrophale Hygienebedingungen in den Unterkünften auf der Baustelle demonstrierten, setzte die Regierung die Polizei im Marsch. Über 500 Streikende wurden festgenommen, 31 kamen in Untersuchungshaft. Auf sie wartet jetzt ein Prozess wegen eines „Umsturzversuchs“.