In den vergangenen Jahren haben bereits einige Internetfirmen Milliarden an der Börse kassiert. Nicht alle konnten dabei die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen.

Stuttgart - Der Börsengang von Facebook könnte alle Rekorde schlagen, heißt es. Doch gleichzeitig werfen Experten auch die Frage auf, ob dieser Wettlauf nach immer höheren Bewertungen der Internet-Firmen zu einer neuen Blase führen könnte. Erinnerungen an die Zeit der Jahrhundertwende werden wach, als viele junge Firmen an die Börse strebten, deren Gründer vor allem Visionen hatten, aber nicht auf wertbeständige Sachanlagen oder Ähnliches verweisen konnten. Der Ausgang ist bekannt: Die so genannte Dot.com-Blase platzte, zig Milliarden Euro an Anlagegeldern gingen verloren, der Schock saß tief.

 

Doch die Internetgemeinde konnte das nicht lange beeindrucken. Spätestens im Spätsommer 2004, als die Suchmaschine Google den Gang aufs Parkett wagte und 1,9 Milliarden Dollar einsammelte, fanden auch private Anleger wieder Gefallen an dem Börsenspiel mit der Zukunft. Die Bewertungen, die bei den neuen Börsenlieblingen zugrunde gelegt werden, sind nach Ansicht vieler Analysten nicht mit normalen Maßstäben zu messen.

Linkedin auf Erfolgskurs

So brachte es das Netzwerk Linkedin schon kurz nach seinem Debüt im vergangenen Mai mit einem Kurs von 120 Dollar je Aktie auf einen Unternehmenswert von zehn Milliarden Dollar – das war mehr als etwa die Commerzbank den Anlegern wert ist. Dabei kam Linkedin damals gerade auf einen Umsatz von 243 Millionen Dollar und 15 Millionen Gewinn. Der Konkurrent Xing aus Hamburg, seit 2006 an der Börse notiert, brachte es dagegen zu der Zeit gerade auf einen Wert von knapp 270 Millionen Euro.

Auch die führende russische Suchmaschine Yandex sorgte kurz darauf für einen Hype bei der Internetgemeinde. 1,3 Milliarden Dollar sammelten die Russen vor allem bei amerikanischen Anlegern ein – und die Aktie startete mit einem Kursgewinn von 55 Prozent in den Handel. Der Online-Spieleanbieter Zynga brachte es auf gut eine Milliarde Dollar und das Schnäppchenportal Groupon konnte sich über 700 Millionen Dollar Einnahmen freuen.

Beobachter sind skeptisch

Viele Beobachter sind allerdings skeptisch, ob diese Börsengänge wirklich dazu dienen, das weitere Wachstum der oft jungen Firmen zu finanzieren. Bei Groupon etwa hätten vor allem die Alteigentümer Kasse gemacht, meinen sie und fragen, ob das ein Zeichen dafür sei, dass sie nicht an eine erfolgreiche Zukunft ihres Unternehmens glauben. Die Zukunft jedoch ist der eigentliche Wert, der an der Börse gehandelt wird. Während Google dank anhaltenden Wachstums seinen Aktienkurs seit dem Börsengang in etwa verfünffacht hat, dümpeln die Kurse von Zynga oder Groupon derzeit unter ihrem Ausgabekurs vor sich hin.

Schwergewichte wie Microsoft, Apple, Amazon oder Yahoo haben über Jahre hinweg bewiesen, dass sie nachhaltig wachsen und mit den Schwankungen der Aktienkurse gut leben können. Das müssen sich viele junge Internet-Börsenstars erst noch erarbeiten. Nicht in allen Bereichen seien die Wachstumsaussichten gleich, warnen Experten – das gilt für das Internet ebenso wie in den „klassischen“ Industrien.