Erster Blockchain-Hackathon in Stuttgart: Anfang Februar sollen junge Programmierer innovative Ideen rund um die Technologie entwickeln, die unter anderem hinter der Kryptowährung Bitcoin steht. Unterstützt wird das von großen Firmen aus der Region.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Stuttgart - Drei Tage lang, vom 2. bis zum 4. Februar, wetteifern an der Merz-Akademie Teams um Preise im Wert von bis zu 15 000 Euro. Die unterstützenden Firmen Daimler, Bosch und die LBBW Landesbank Baden-Württemberg erhoffen sich dafür Anregungen, wie diese Technologie zu ihrem Geschäft passen könnte. In der Jury sitzen IT-Experten, und auch Vertreter von Blockchain-Entwicklungsfirmen werden den Teams beistehen. Erwartet werden gut hundert internationale Teilnehmer – Ausschreibung und Programm sind auf Englisch.

 

Entworfen wurde die Blockchain vor rund zehn Jahren für die Online-Währung Bitcoin. Im Prinzip handelt es sich um eine dezentral organisierte Datenbank, bei der jede Veränderung von allen Teilnehmern überprüft werden kann. Dazu werden Informationen in Blöcken abgespeichert, die aneinandergehängt werden. So entsteht eine Kette von Blöcken – auf Englisch: Blockchain. Damit können Transaktionen verlässlich verifiziert und authentifiziert werden. Neben Zahlungsströmen können in einer Blockchain auch andere Vorgänge protokolliert werden.

Blockchain-Hackathon in Stuttgart mit konkreten Aufgaben

Am weitesten bei dem Thema ist bisher die Finanzbranche. Das Thema Krypto-Währungen hat die dahinter stehende Blockchain-Technologie ins Rampenlicht gebracht. Doch sie ist auch für Fragestellungen im Bereich des Internet der Dinge und der Industrie 4.0 interessant – überall dort, wo zwischen einer Vielzahl von Geräten und Akteuren sicher kommuniziert und gesteuert werden muss. „Wir wollen die Region Stuttgart mit dem Event auch stärker im Bereich IT profilieren und klar machen, dass es hier nicht nur um die Autoindustrie geht“, sagt die Sprecherin Elisabeth Meyer von der Wirtschaftsinitiative Bwcon. Die Firmen-Partner für das Event kommen deshalb aus der Region. Drei Unternehmen haben für den Blockchain-Hackathon in Stuttgart konkrete Herausforderungen formuliert.

Daimler beispielsweise sucht Antworten auf die Frage, wie autonome Fahrzeuge miteinander kommunizieren können und wie ein Blockchain-System dabei helfen könnte. Eine weitere Herausforderung betrifft autonome Lastwagen, die nicht nur selbstständig fahren, sondern mithilfe einer digitalen Identität auch das Auftanken, Mautzahlungen oder andere Transaktionen organisieren.

Die LBBW sucht Impulse für ein neues digitales Ökosystem für Finanztransaktionen – etwa eine vollautomatische Plattform für Privatinvestoren, auf der Anleihen platziert und abgewickelt werden können. An einem solchen Projekt arbeitet die Bank bereits. Oder es geht um ein System für Onlineverkäufe, wo von der Bestellung über das Einfordern von Außenständen bis zur Quittung alles vollautomatisch abläuft.

Und Bosch interessiert sich zum Beispiel für Anwendungen in einer digitalen Fabrik. Wie kann die Verlässlichkeit von hunderten von Sensordaten geprüft und gewährleistet werden? „Die Herausforderung hier ist es zu wissen, wann die Daten von einem spezifischen Lieferanten oder Gerät kommen (Vertrauen in den Urheber), und wann die Daten, die man hat, verlässlich sind (Vertrauen in die Genauigkeit)“, schreibt Bosch.

Impuls von einer Stuttgarter Initiative von Blockchain-Fans

Ein Impulsgeber für das Projekt war vor einem halben Jahr die Stuttgarter Initative Blocklab. Dies ist ein Zusammenschluss von Blockchain-Enthusiasten, Geschäftsleuten und Hackern, der schon seit einiger Zeit Veranstaltungen rund um das Thema in der Region organisiert.

Als man auf die Unternehmen in der Region zuging, sei das Echo groß gewesen, sagt Sprecherin Meyer „Die Firmen wissen, da passiert etwas – aber sie wissen oft noch nicht genau, was sie mit der Technologie genau machen können.“ Genau dies ist die Phase, wo offene Kreativitätswettbewerbe wie der Blockchain-Hackathon in Stuttgart besonders interessant sind.

Auch bei den Anmeldungen war die Resonanz groß. Ohne dass groß die Trommel gerührt wurde, waren die etwas mehr als hundert Plätze binnen zwei Wochen besetzt. Es gibt nur noch Plätze auf der Warteliste. „Es hat sich sogar ein Team aus Indien angemeldet“, sagt Meyer. Viele Teilnehmer sind aber auch Studenten aus der Region. Der Blockchain-Hackathon in Stuttgart soll zu einer regelmäßigen Einrichtung werden und künftig zumindest einmal jährlich stattfinden.