Aus Angst vor weiteren Beben schlafen Italiener in der Region Molise draußen. Eine Erschütterung der Stärke 5,1 in Zentralitalien vom Donnerstagabend steckt vielen in den Knochen. Größere Schäden gab es offenbar aber nicht.

Rom/Campobasso - Binnen zwei Stunden haben mindestens neun Erdbeben den Süden Italiens erschüttert. Das heftigste ereignete sich am Donnerstag um 20.19 Uhr bei einer Stärke von 5,1, wie die nationale Erdbebenwarte bekanntgab. In der Region von Campobasso und Molise folgten acht weitere Erschütterungen, die kräftigste von ihnen mit einer Stärke von 4,4. Der Zivilschutz meldete, ein Junge sei leicht verletzt worden, als er aus Angst von einem Balkon sprang.

 

Epizentrum Montecilfone

Das stärkste Beben war auch in Rom und Neapel zu spüren. Der Gouverneur von Molise, Donato Toma, sagte, einige unbewohnte Gebäude seien eingestürzt. Zuvor hatte er gesagt, es sei zwar zu Rissen an einigen Häusern gekommen. Es habe aber keine größeren Schäden gegeben. Toma bat die Anwohner, trotz anfangs berechtigter Ängste schnell wieder zu Ruhe zu finden.

Das Epizentrum war Montecilfone, eine Kleinstadt in der Provinz Campobasso. Auch Touristen an der Adria wurden durch die Erschütterung in Angst und Schrecken versetzt, wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa meldete.

Erinnerung Giuliano di Puglia

Die Erschütterung in Molise rief traurige Erinnerungen an ein Beben der Stärke 5,4 in der Stadt San Giuliano di Puglia wach. 2002 war damals eine Schule eingestürzt, 27 Menschen, darunter die gesamte erste Klasse der Stadt, starben.

Erdbebenregion Italien

Italien wurde schon oft von heftigen Erdstößen erschüttert. Das mittlere Italien ist zum Beispiel eine derjenigen Regionen in Europa, die besonders häufig heimgesucht werden. Dort starben bei einem verheerenden Beben vor zwei Jahren fast 300 Menschen rund um die Stadt Amatrice. In den Folgemonaten kam die Region nicht zur Ruhe, die Erde bebte immer wieder.

Nur etwas weiter südlich hatten im Jahr 2009 Erdstöße die Stadt L’Aquila teils verwüstet, es gab mehr als 300 Tote. Das Zentrum ist auch fast zehn Jahre später größtenteils unbewohnt und gleicht einer Baustelle.

Grund für die Beben sind riesige Spannungen, die sich im Untergrund aufbauen. Denn der „Adriatische Sporn“ – ein Anhängsel der afrikanischen Erdplatte – reibt sich hier an der eurasische Platte. Auch deshalb haben sich Italiens Mittelgebirge aufgefaltet. Die enormen Energien können sich entladen.