Geschichtsunterricht langweilig? Von wegen! In diesen Städten können Kinder viel lernen.

Neapel - Forschungsreisende haben es zuweilen schwer. Etwa, wenn sie einen Vulkan erklimmen müssen. So ergeht es Michi (15) und Simon (10), als wir vom Parkplatz die letzten 280 Höhenmeter den rutschigen Pfad hinaufsteigen, um dem berühmtesten Vulkan der Welt in den Schlund zu schauen.

 

„Da unten liegen die Reste einer Stadt, die nicht dieses Glück hatte“

Wir treffen unsere Führerin Giulia, die in Mainz aufwuchs und gut Deutsch spricht. „Wisst ihr, dass der Vesuv ein Doppelvulkan ist? Sein Kegel ragt aus den Resten vom älteren Monte Somma.“ Das konnten wir schon erkennen, als wir die Küstenstraße entlangfuhren. Beim Blick in den Krater nennt Giulia seine Maße: 650 Meter breit und 230 Meter tief. Simon würde gerne zu Lavaspalten hinabklettern, aus denen Wasserdampf und Gase dringen. „Früher haben Besucher Spiegeleier auf den heißen Steinen gebraten. Heute ist das nicht mehr erlaubt“, erzählt Giulia. Zum letzten Mal brach der Vulkan 1944 aus. Und er wird wieder explodieren, wissen Geologen. Nur wann, kann keiner sagen. „Was passiert dann?“, will Simon wissen. „Die Regierung würde die Bevölkerung evakuieren lassen“, erklärt Giulia. „Da unten liegen die Reste einer Stadt, die nicht dieses Glück hatte.“ Wir schauen über die Bucht von Neapel, im Dunst sind die Umrisse von Pompeji zu erkennen, verschüttet beim legendären Ausbruch 79 nach Christus. Unserem Forscherteam ist klar: Da müssen wir hin!

Dem Straßenpflaster sind die jährlich zwei Millionen Besucher nicht anzumerken

Am Eingang zur Ausgrabungsstätte wartet Laura. Nach dem Studium von Germanistik und Kunstgeschichte hat sie sich auf Führungen in antiken Stätten spezialisiert. Sechs Stunden streifen wir mit ihr durch die Ruinen. Den Jungs ist keine Sekunde langweilig - so fasziniert sind sie von den Geschichten, die Laura erzählt: „Pompejaner badeten nicht zu Hause, da gab’s bloß eine Katzenwäsche.“ Das gefällt Simon. „Man ging in die öffentlichen Thermen.“ An einer Straßenecke zeigt Laura ein Thermopolium, eine gemauerte Theke mit Öffnungen für Gefäße und eine Feuerstelle: „Das war ein Schnellimbiss, es gab Bohnensuppe und warmen Wein.“ Selbst schlichte Entdeckungen beeindrucken: Dem Straßenpflaster sind die jährlich zwei Millionen Besucher nicht anzumerken - wohl aber die 2000 Jahre alten Wagenspuren. Zum Abschied verrät Laura, dass noch ein Drittel der Stadt ausgegraben werden soll. „Dann kommen wir wieder!“, versprechen die Jungs.

Weiter geht es zur über 100 Kilometer langen Küste des Cilento zwischen Paestum und Sapri, mit wildromantischem Hinterland und Bergen bis 1900 Meter Höhe. In Ogliastro Marina beziehen wir Quartier, im Hotel da Carmine direkt am Strand. Michi und Simon stürzen sich ins Wasser, die Eltern genießen einen Cappuccino, serviert von Großmutter Caterina, deren Söhne das freundliche Familienhotel führen.

Immer wieder gehen Köder verloren und müssen neu ausgeworfen werden

Am nächsten Morgen gehen wir mit meiner Schulfreundin Birgit und ihrem Mann Mario angeln. Vor 20 Jahren zogen die beiden aus dem Ruhrgebiet in seinen Heimatort, das benachbarte Hafenstädtchen Santa Maria di Castellabate, wo beide an der Hafenpromenade eine Pizzeria betreiben. Ein einsamer Kiesstrand breitet sich am Kap Licosa vor einem Pinienwald aus. Marios Lieblingsplatz zum Fischen. Er zeigt den Jungs, wie die Angelschnur mit Brotköder ausgeworfen wird. „Heute ist das Wasser trüb durch den Seegang. Das ist gut. Die Fische sind nicht blöd, im klaren Wasser sehen sie die Leine und beißen nicht an.“ Immer wieder gehen Köder verloren und müssen neu ausgeworfen werden, bis es an Simons Haken ruckelt. Souverän kurbelt er eine Meeräsche aus dem Wasser, die ihm Birgit gebraten in der Pizzeria auftischt - der erste Fisch mit Gräten, den Simon klaglos verdrückt.

„Das schmeckt ja viel besser, als die Büffel riechen!“

Nach ein paar Tagen ziehen wir weiter in den Süden. Zwei Autostunden die Panoramastraße entlang am Meer. Idyllische Bergdörfer und Fischerorte ziehen vorüber. Acciaroli, wo Hemingway einen Sommer verbrachte, Pioppi mit seinem Meeresmuseum, Pisciottas mittelalterliche Kulisse. Dann kilometerlange Strände und die großartige Szenerie von Kap Palinuro, das wie eine Hand ins Meer greift. In Marina di Camerota lassen wir uns nieder. Der Ort hat Charme: eine Uferpromenade am Hafen, verwinkelte Gassen, eine beschauliche Piazza und nette Lokale. Unser Domizil ist eine Ferienwohnung der Villa Torre delle Viole, mit Blick auf den Strand. Dort ist der Sand fein, das Wasser glasklar. Ideal zum Schnorcheln, was Michi und Simon auskosten. Auf einem Bootsausflug erleben wir die imposante Felsküste östlich des Ortes. Kalksteinwände ragen aus dem Wasser, immer wieder öffnen sich neue Höhlen.

Forschungsreisende müssen auch Spezialitäten verkosten. Wie gut, dass die Büffelfarm Tenuta Vannulo auf dem Heimweg liegt, in Capaccio Scalo. Aus der Büffelmilch wird nicht nur der bekannte Mozzarella produziert, sondern auch Butter, Sahne, Pudding, Joghurt und sogar Eis. Das probieren wir in der „Yogurteria“. Michi ist entzückt: „Das schmeckt ja viel besser, als die Büffel riechen!“ Simon tut es leid, dass er schon aufgeben muss nach zwei Schokopuddings. Franco hinter dem Tresen sieht das ein: „Hier hast du noch zwei, für unterwegs.“ Forschungsreisender muss man eben sein.

Infos zu Pompeji

Anreise
Z. B. mit Air Berlin oder Lufthansa nach Neapel. Weiter per Mietwagen, etwa von Auto Europe, www.autoeurope.de oder Sunny Cars, www.sunnycars.de.

Veranstalter
Cilentano, Telefon 09 41 / 5 67 64 60, www.cilentano.de, ab 245 Euro. Italimar, Telefon 02 21 / 4 24 94 22, www.italimar.com, ab 210 Euro. Italia Casale, Telefon 030 / 30 82 04 08, www.italia-casale.de, ab 200 Euro. Alle Preise beziehen sich auf Wohnungen für vier Personen pro Woche.

Ausflüge
Vesuv: www.parconazionaledelvesuvio.it.
Pompeji: www.pompeiisites.org. Angeltour am Kap Licosa: Birgit Amatruda, Telefon 00 39 / 338 / 1 70 75 38. Bootstour Marina di Camerota: Am Infostand von La Cooperativa Cilento Mare am Hafen zu buchen.

Buch-Tipps
„Neapel, Pompeji & Amalfi-Küste“, Dorling Kindersley, 22,95 Euro: tolle Farbfotos und 3-D-Zeichnungen. Im Cilento wird kaum Englisch gesprochen. Es lohnt sich, ein Italienisch-Wörterbuch dabeizuhaben.

Allgemeine Informationen
Italienisches Fremdenverkehrsamt, www.enit.de.