Die Eislinger Band Itchy Poopzkid hat ihrem neuen Album „Six“ den Ratgeber „How to survive as a rock band“ hinzu gefügt. Mit beiden Neuerscheinungen begibt sich das inzwischen in halb Europa erfolgreiche Trio jetzt auf Tour.
Eislingen - Die lange Zeit des Wartens ist vorbei. An diesem Freitag erscheint die neue Scheibe von Itchy Poopz-kid. Die Fans der Eislinger Punkband haben gespannt darauf gewartet, und nicht minder gespannt sind Sebastian Hafner, Daniel Friedl und Max Zimmer – oder kurz: Sibbi, Panzer und Max – auf die Reaktionen. 16 Monate lang hat das Trio an seinem sechsten Album gebastelt, das schlicht den Namen „Six“ trägt. „Und da steckt natürlich nicht nur ein riesiger Haufen Arbeit, sondern auch jede Menge Herzblut drin“, erklärt Panzer.
Zweifel sind ausgeschlossen. Schließlich agiert die selbsterklärte „trendresistente Non-Hit-Wonder-Band“ gewissermaßen autark. Musik und Texte werden nicht nur im Team geschrieben und produziert. Auch der Vertrieb und das Marketing erfolgt über die eigene Plattenfirma. „Da musst du dich, zusammen mit den Leuten, die um uns rum sind, um alles selbst kümmern“, sagt Max. Klagen wolle und werde er deshalb aber nicht. „Wir haben uns das schließlich genau so ausgesucht.“
Mehr als Fun, Pogo und Hau-drauf
Das Ergebnis kann sich sehen und vor allem hören lassen. „Six“ ist ein Album aus einem Guss. Ganz gleich ob sanfte Balladen oder harte Kracher, die Songs stehen in einer Linie und haben auch textlich mehr zu bieten als Fun, Pogo oder Hau-drauf. „Dancing in the sun“ etwa hat musikalisch durchaus das Format, ein Hit zu werden, und ist dennoch ein hochpolitisches Lied. „Wir sprechen gesellschaftliche Missstände an, wie Kriege oder Hungersnöte, indem wir singen, dass die jetzt alle vorbei sind“, betont Sibbi. So habe die Sache nichts Belehrendes oder Plumpes und sei obendrein fröhlich verpackt.
Zum gewohnten Produktions-Programm haben Itchy Poopzkid dieses Mal noch ein Projekt angepackt. Die Punks sind unter die Autoren gegangen und haben einen Überlebens-Ratgeber unter dem Titel „How to survive as a rock band“ verfasst. Und genau so frisch, frech und abwechslungsreich wie ihre Musik kommt auch das Buch daher, das es vorerst für 29,99 Euro nur im Paket mit der CD zu kaufen gibt.
Auf 200 Seiten findet der Leser darin zum einen Ausschnitte der rund 800 Konzertberichte, die im Laufe von mittlerweile 14 Band-Jahren entstanden sind. Zum anderen gibt der Schmöker aber auch zahllose Hinweise darauf, welche Hürden sich einer Musiker-Karriere in den Weg stellen können und wie sich diese am besten umgehen oder überspringen lassen.
Der Doppel-Premiere folgen die Live-Acts
Nicht nur in den Kapiteln „Was Produzenten sagen und was sie meinen – Ein Übersetzungsguide“ oder „Vorher überlegen, wen man beleidigt“ kommen dabei auch all jene auf ihre Kosten, die hinter die Kulissen der Branche blicken möchten. So hat es sich als ungeschickt erwiesen, bei einem Konzert in Thüringen die Besucher dazu aufzufordern, dem Ministerpräsidenten den Stinkefinger zu zeigen. „Später ließ man uns dann wissen, dass dieser als Schirmherr der vierteiligen Veranstaltungsreihe fungierte, die für uns nach Teil eins beendet war“, erinnert sich Sibbi.
Der jetzigen Doppel-Premiere fiebern die Itchys, die sich zu ihren offenkundig ungeliebten Proben nach wie vor in Salach treffen, um so mehr entgegen. „Das Buch haben unsere Fans ebenso gefordert wie eine neue CD. Jetzt bekommen sie beides auf einmal“, betont Panzer, der sich ebenso wie seine Kollegen auf die bevorstehenden Auftritte freut. Einer bereits ausverkauften Club-Tour in den nächsten zwei Wochen folgen im Sommer rund zwei Dutzend Festivals. Von Mitte Oktober an geht es dann auf eine sechswöchige Tour durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Das Finale am 29. November steigt im LKA Longhorn in Stuttgart.
Für einen Moment wird Sibbi, der immer noch in Eislingen lebt, nachdenklich. „Es ist schon etwas seltsam, dass wir überall rumkommen, aber zwischen Stuttgart und Ulm schon seit langem nicht mehr gespielt haben“, sagt er. Sollte die Chapel im Göppinger Stauferpark jetzt wirklich saniert werden, könne sich das aber durchaus wieder ändern, ergänzt er.
Nachgefragt bei Sebastian „Sibbi“ Hafner