Ab wann ist man eigentlich reich – und wer zählt laut Statistik wirklich zur Oberschicht? Eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft liefert konkrete Zahlen und zeigt, wie hoch das Einkommen sein muss, um als reich zu gelten – und wo die Grenzen zwischen Armut, Mitte und Reichtum verlaufen.
Was bedeutet es eigentlich, reich zu sein – und ab welchem Einkommen gehört man statistisch zur Oberschicht? Diese Frage beschäftigt viele Menschen, vor allem vor dem Hintergrund wachsender sozialer Ungleichheit.
Das IW Köln (Institut der deutschen Wirtschaft) hat dazu eine aktuelle Studie veröffentlicht. Sie zeigt nicht nur, wer zur Mittelschicht zählt oder als arm gilt – sondern vor allem auch: Ab wann ist man reich in Deutschland? Die Antwort basiert auf konkreten Einkommensgrenzen und berücksichtigt die Größe des Haushalts sowie das verfügbare Nettoeinkommen.
Ab wann ist man reich?
Laut IW-Studie beginnt Reichtum in Deutschland dort, wo das monatliche Haushaltsnettoeinkommen bei mehr als 250 Prozent des mittleren Einkommens (Median) liegt. Für Alleinstehende entspricht das einem Nettoverdienst ab 5.780 Euro pro Monat. Paare ohne Kinder gelten ab etwa 8.670 Euro, Familien mit zwei Kindern ab 12.140 Euro monatlich als reich.
Diese Schwellen beziehen sich auf das sogenannte Nettoäquivalenzeinkommen – das verfügbare Einkommen eines Haushalts, gewichtet nach Anzahl und Bedarf der Personen, die davon leben. Dadurch werden unterschiedliche Haushaltsgrößen vergleichbar.
Wie viele Menschen sind in Deutschland wirklich reich?
Nur rund vier Prozent der Bevölkerung erreichen laut der IW-Studie diesen Einkommensreichtum. In der öffentlichen Wahrnehmung wird dieser Anteil allerdings deutlich überschätzt. Viele Menschen glauben, dass etwa ein Viertel der Bevölkerung zur Oberschicht zählt. „Reich sind in der eigenen Wahrnehmung zumeist die anderen“, erklärt Studienautorin Judith Niehues.
Wer gehört zur Mittelschicht – und wo beginnt Armut?
Um die Frage „Ab wann ist man reich?“ einordnen zu können, hilft der Blick auf die gesamte Verteilung:
- Mittelschicht: Wer zwischen 80 und 150 Prozent des Medianeinkommens verdient, gilt laut IW zur gesellschaftlichen Mitte. Für Singles beginnt die Mittelschicht bei etwa 1.850 Euro netto, für eine vierköpfige Familie bei 3.880 Euro.
- Armutsgefährdet ist, wessen Einkommen unter 60 Prozent des Medianwerts liegt – also unter 1.390 Euro für Alleinstehende und unter 2.910 Euro für eine vierköpfige Familie.
Die Studie berücksichtigt dabei nicht nur Löhne, sondern auch Renten, Kapitalerträge und Vorteile aus selbstgenutztem Wohneigentum.
Einkommensgrenzen nach Haushaltstyp, in Haushaltsnettoeinkommen:
Singles | Alleinerziehende mit 1 Kind unter 14 Jahren | Paare ohne Kinder | Paare mit 2 Kindern unter 14 Jahren | |
---|---|---|---|---|
Relativ Arm | bis | bis 1.800 € | bis 2.080 € | bis 2.910 € |
Mittelschicht | 1.850 bis 3.470 € | 2.400 bis 4.510 € | 2.770 bis 5.200 € | 3.880 bis 7.280 € |
Relativ Reich | ab 5.780 € | ab 7.510 € | ab 8.760 € | ab 12.140 € |
Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft
Zwischen der Gruppe der relativ Armen und der Mittelschicht liegt noch die sogenannte Untere Mitte. Zwischen der Mittelschicht bzw. der „Mitte im engeren Sinne“ und den relativ Reichen liegt die obere Mittelschicht.
Einkommensrechner: Wo stehe ich?
Wer wissen möchte, ob er oder sie statistisch gesehen als reich gilt, kann den Einkommensrechner des IW nutzen. Durch Eingabe des eigenen Haushaltsnettoeinkommens und der Haushaltsgröße zeigt das Online-Tool, wie das eigene Einkommen im Vergleich zur Gesamtbevölkerung einzuordnen ist.
Zusätzlich lassen sich Filter nach Alter, Region oder Geschlecht setzen, um die eigene Einkommenssituation noch differenzierter zu analysieren.
So kam die Studie zustande
Die Zahlen in der Studie beruhen auf Daten aus dem Jahr 2023, die Einkommen aus dem Jahr 2022 abbilden. Dabei wird das Einkommen eines Haushalts nach Abzug von Steuern und Abgaben betrachtet – also das, was tatsächlich zum Leben bleibt.
Neben Löhnen und Gehältern fließen auch Renten, Kapital- und Vermögenseinkommen sowie Vorteile aus selbstgenutztem Wohneigentum mit ein. Um Haushalte fair vergleichen zu können – etwa Singles mit Familien – wird das Einkommen mit der sogenannten modifizierten OECD-Skala angepasst.
Diese berücksichtigt, dass mehrere Personen in einem Haushalt gemeinsam wirtschaften.
Reichtum ist relativ – aber statistisch klar definiert
Die Frage „Ab wann ist man reich?“ lässt sich anhand der IW-Studie eindeutig beantworten. Reich ist, wer ein Haushaltsnettoeinkommen von mehr als 250 Prozent des Medians erzielt – angepasst an die jeweilige Haushaltsgröße. Tatsächlich erreichen nur wenige diese Schwelle. Während viele sich selbst als Teil der Mittelschicht empfinden, zeigt die Statistik: Die echte Oberschicht ist klein – und Reichtum bleibt für die Mehrheit unerreichbar.