Der Künstler Jack White möchte, dass die Fans seine Musik ohne Ablenkung genießen. Deshalb untersagt er ihnen nun, dass sie ihre Handys bei Konzerten benutzen dürfen.

Freizeit & Unterhaltung: Anja Wasserbäch (nja)

Stuttgart„ - Endlich packt‘s mal einer an“, schreibt Bela B, Schlagzeuger der Ärzte, im Netz. Darunter teilt er ein Foto von Jack White, Solokünstler und früher Frontmann der White Stripes, der auf seinen Konzerten künftig Smartphones untersagt. Er lässt aber nicht nur einen Zettel aufhängen, auf dem das steht, die Fans müssen beim Einlass ihr Gerät abgeben. Das ist neu! Wie auch die Taschen namens Yondr. So funktioniert es angeblich: Wenn man die Halle betritt, steckt man das Smartphone in die Hülle, diese verschließt sich und blockiert auch die Mobilfunkübertragung. Nur an ausgewiesenen Basisstationen außerhalb des Konzertraums ist die Entsperrung der Tasche möglich.

 

Die Stuttgarter Konzertveranstalter sind ob der Handynutzung bei Konzerten keineswegs überrascht, sehen das Ganze aber in der Umsetzung skeptisch. „Klar, bei manchen Konzerten ist das durchaus störend“, sagt Hans-Peter Haag, Geschäftsführer vom Konzertbüro Musiccircus.

Anfragen von Influencern

Aber: „Es geht manchen Fans etwa bei Hip-Hop-Konzerten darum zu dokumentieren, wo sie gerade sind.“ Es soll gar Youtuber und Instagram-Popstars geben, deren Karriere auf Fan-Postings gründet. Matthias Mettmann, Geschäftsführer von Chimperator Live und des Wizemann, bestätigt: Es gebe inzwischen schon Anfragen von Influencern und Models nach Gästelisten-Plätzen, gekoppelt an das Versprechen, dass sie etwa ein Bild posten. Ob minutenlange Videoaufnahmen archiviert werden wie früher Konzerttickets, sei fraglich. Jack Whites Idee, die Fans zu reglementieren, stößt bei den Stuttgarter Veranstaltern nicht auf Begeisterung.

„Das bedeutet einen Mehraufwand. Was macht man, wenn ein Fan zwei Handys dabeihat? Wie will man das alles kontrollieren?“, fragt Haag. Er hoffe auf die Einsicht des Publikums. So erinnert sich Haag an einen Auftritt von King Crimson 2016 in der Liederhalle, bei dem absolutes Handy- und Videoverbot kommuniziert wurde – via Aushänge und Durchsagen. Überraschung: Das Publikum hat sich bis auf wenige Ausnahmen daran gehalten. Die Regelbrecher wurden von den Sicherheitsmännern und den anderen Gästen ermahnt.

Fotos mit Pocketkameras

Vor bald zwanzig Jahren gab es übrigens die „Methode Freddy Quinn“, als noch Pocketkameras mit Blitzlicht en vogue waren. Quinn stellte sich kurz an den Rand der Bühne, ließ alle fotografieren – und fertig.

Mettmann würde sich übrigens privat das Handy auf Konzerten nicht verbieten lassen. Seinen Grund können Eltern gut nachvollziehen: „Was ist, wenn mich der Babysitter erreichen muss?“