Der Jagdhundefriedhof Lobenrot bei Aichwald ist mehr als 100 Jahre alt und damit einer der ältesten in ganz Europa. Hier begruben Förster einst ihre treuen Gefährten. Denn die waren mehr als nur Jagdhunde. Manchmal verteidigten sie des Försters Leben.

Aichwald - Ihre Gräber liegen mitten im Wald. Manche gibt es hier fast so lange, wie die alten Douglasien, Roteichen und Thujen, die sie umsäumen, alt sind. Mitten an einer Wegkreuzung im Esslinger Stadtwald Ettenfürst, unweit des Aichwalder Teilorts Lobenrot gelegen, wecken die 13 Ruhestätten zwangsläufig die Neugier des ahnungslosen Spaziergängers.

 

Wolle und Lisel waren ihrem Besitzer lieb und teuer. So sehr, dass Friedrich Wilhelm Hohl seine beiden Jagdhunde 1912 nicht irgendwo vergrub. Der Forstwart im Revier Lobenrot, der seit 1896 im Dienst des württembergischen König Wilhelm II stand, legte mit den ersten beiden Gräbern den Jagdhundefriedhof Lobenrot an. Seine Nachfolger taten es ihm in den Folgejahren gleich. Und so fanden auch Senta, Schlupf und Maus und acht weitere Jagdhunde hier nicht nur ihre letzte Ruhe, sondern bleiben bis heute in Erinnerung.

Schutz des Herrchens vor Gefahren

Das jüngste und damit letzte Grab stammt aus Anfang der 1970er Jahre. „Wann genau, kann ich leider sagen, weil man es nicht mehr erkennen kann“, sagt der heute zuständige Revierleiter, Ingo Hanak. Regen und Umweltbelastungen haben dem Sandstein zugesetzt. Was Hanak aber weiß, ist, dass der Jagdhundefriedhof Lobenrot ein ganz außergewöhnlicher Ort ist. „Die Lobenroter Gräber sind nur 13 Jahre jünger als der älteste Tierfriedhof Europas“, sagt er. Dieser stammt aus dem Jahr 1899 und liegt in Asnières-sur-Seine bei Paris. „Doch hier begruben wohl besser situierte Leute ihre Hunde“, erklärt Hanak. Der Cimetière des chiens liegt am nordwestlichen Ufer der Seine. Rund 100 000 Tiere sind bis heute dort begraben worden.

Im Gegensatz zu den Schoßhündchen der feinen Gesellschaft hatten die Hunde eines Försters mehrere Aufgaben. Neben der Jagd schützten sie ihr Herrchen auch in gefährlichen Situationen. Denn Begegnungen mit Holzdieben und Wilderern konnten auch mal tödlich enden. So weiß Ingo Hanak von dem Forstanwärter Wilhelm Klingler aus Plattenhardt am Betzenberg, der 1913 von zwei Wilderern erst angeschossen und dann erschlagen worden war. Ein ähnliches Schicksal ereilte auch den Forstwart Friedrich Stotz, der 1919 im Schurwald bei Hegenlohe bei einem Schusswechsel ums Leben gekommen war.

Heute darf man seinen Hund nicht im Wald vergraben

„Die eingravierten Namen lassen auf die Größe des Hundes schließen“, sagt Hanak. Während Schlupf und Maus wohl obligatorische Försterdackel gewesen sein dürften, deutet Priska auf ein größeres Exemplar hin. Ein genauer Blick auf die Steine verrät aber noch mehr als Name, Geburts- und Todesjahr. Jeder Grabstein ist aus einem alten Grenzstein gearbeitet. „Auf der Rückseite ist das noch zu sehen“, sagt Hanak.

Heute kann man seinen Hund nicht einfach so im Wald begraben. Wohl ein Grund, warum die Tradition im Esslinger Stadtwald vor 45 Jahren ein jähes Ende fand. Aber auch so muss sich der Stadtförster Ingo Hanak keine Gedanken darüber machen, wo er seinen Jagdhund begraben kann. Er hat keinen.