Regelmäßig erstattet das Landeskriminalamt Bericht über die verschiedenen Felder der Kriminalität, die zu bearbeiten waren. Wirtschaftsdelikte sind oft unspekakulär, aber folgenschwer. Schlagzeilenträchtig wird es meist bei der Kinderpornografie.

Stuttgart - Das Leben ist eine gefährliche Angelegenheit; eh man sich’s versieht, ist man in eine Straftat verwickelt. Zum Beispiel, weil man bei einer Mitfahrzentrale als Transporteur hinterlegt ist, und bei einer Fahrt unwissend zum Schleuser wird, weil der Fahrgast ein illegal Einreisender ist. Die Inanspruchnahme von Mitfahrzentralen ist eine neue Technik von Schleuserbanden, wie die Polizei herausgefunden hat. Und da ist der Kühlschrank, der über einen Internetanschluss verfügt und – zum Beispiel – Milch ordern soll, wenn sie knapp wird. Dummerweise haben Cyberkriminelle das Gerät in ein so genanntes Botnetz integriert, in dem es ganz andere Dienste verrichtet, als man denkt. Auch so was passiert. Das ist der Rückschau des Landeskriminalamtes auf Geschehnisse des Jahres 2013 zu entnehmen.

 

Das Spektakuläre und das Effektive sind meist nicht deckungsgleich. So hat es etwa im Vorjahr einen spürbaren Rückgang der Fälle von Wirtschaftskriminalität im Land gegeben. 2013 wurden 8445 Delikte zu den Akten genommen; 2012 waren das noch 10 339. Nur 1,5 Prozent am gesamten Aufkommen von Straftaten in Baden-Württemberg sind Wirtschaftsstraftaten zuzurechnen. Der dabei angerichtete Schaden macht mit 508 Millionen Euro freilich 58,5 Prozent der gesamten durch gesetzwidrige Aktivitäten verursachten Schäden aus.

Wirtschaftsdelikte am folgenschwersten

Wirtschaftskriminalität ist zuerst Betrug; dann sind es Unregelmäßigkeiten mit Arbeitsverhältnissen oder Insolvenzstraftaten. Es ist aber auch das Skimming. Heimlich eingebaute und nicht sichtbare Kartenlesegeräte und kleinste Videokameras spähen an Geldautomaten die Datensätze auf EC-Karten und die PIN der Bankkunden aus. Damit können meist im Ausland operierende Banden gefälschte Karten produzieren, mit denen sie an Geldautomaten im Ausland Geld abheben.

Im vergangenen Jahr wurden an 64 Geldautomaten Manipulationen festgestellt, heißt es im LKA-Bericht. „Regionale Schwerpunkte waren die Städte Mannheim und Heidelberg im Rhein-Neckar-Kreis sowie Heilbronn.“ 2012 wurden noch 98 manipulierte Automaten enttarnt. Der deutliche Rückgang zeige, „dass die Weiterentwicklung der Sicherheitstechnik positive Wirkung entfaltet“.

Gewaltige Datenmengen

Das gilt mitnichten für jede technische Entwicklung. Davon könnten die Ermittler berichten, die sich dem Kampf gegen die Kinderpornografie widmen – ein eher spektakuläres Delikt. Das kriminelle Tun auf diesem Feld bewege sich mit fast 700 Fällen „auf gleichbleibendem Niveau der Vorjahre“. Die Datenmengen, mit denen es die Ermittler zu tun bekommen, wachsen dagegen dramatisch. Wurden ihnen 2009 erst 646 Bilder angeliefert, waren es 2013 mehr als 1,3 Millionen. Die Zahl der Videos, mit denen sich die „Ansprechstelle Kinderpornografie“ beschäftigen musste wuchs im gleichen Zeitraum von 106 auf 30 000.

Zugenommen haben, und das seit Jahren, auch die Verdachtsmeldungen von Geldinstituten. Wenn bei einer Finanztransaktion der Verdacht aufkommt, dass die fraglichen Vermögenswerte mit Geldwäsche in Zusammenhang stehen könnten, muss der Finanzdienstleister unabhängig von seiner Höhe das Geschäft „unverzüglich“ dem Bundeskriminalamt melden. 1700 solcher Meldungen wurden 2013 im Südwesten getätigt, 300 mehr als im Jahr zuvor, fast 700 mehr als noch 2009.

Wo geht’s zur Geldwäsche?

Privatbanken waren mit 540 Meldungen die eifrigsten Geschehensbeobachter. Sparkassen wurden 460 Mal, Genossenschaftsbanken 315 Mal vorstellig. Immerhin sechsmal kam der Hinweis von einer Spielbank. Am Ende weist die Kriminalstatistik für 2013 lediglich, aber doch immerhin 680 Fälle von Geldwäsche aus. Bei Vermögenstransfers ins Ausland gaben meist Geschäfte mit der Türkei den Ausschlag für die Verdachtsmeldung, gefolgt von China und Rumänien. Wollte das Geld ins Land, war sein Ursprung meist in der Schweiz, in Russland oder in der Türkei.

Und noch ein Bereich ist stark gewachsen, das Schleusen. Das LKA berichtet von einer Zunahme der Fallzahlen um 44,6 Prozent auf 305 Fälle. Die Aufklärungsquote gehe in dem Bereich zurück. 212 Personen, die damit ihr Geld verdienten, konnten allerdings dingfest gemacht werden. Am meisten Deutsche, fast ebenso viele Syrer, etwas weniger Eritreer, Iraker, noch etwas weniger Tschechen, Serben, Pakistani und Türken. Insgesamt tummelten sich auf diesem globalen Feld Täter aus 20 Nationen.