Die Geschäftsführung der Messegesellschaft spricht vom „besten ungeraden Jahr“ in der Unternehmensgeschichte. Für 2016 werden neue Rekorde beim Umsatz und Ergebnis sowie bei Besuchern und Ausstellern angepeilt.

Leinfelden-Echterdingen - Die Landesmesse Stuttgart peilt für das Jahr 2016 neue Rekorde bei Besuchern und Ergebnis an. Messechef Ulrich Kromer erklärte am Donnerstag bei der Jahresbilanzpressekonferenz der Messegesellschaft, er rechne mit einem Erlös von rund 140 Millionen Euro sowie einem Ergebnis vor Steuern und Pacht von rund 20 Millionen Euro. Damit würde das bisherige Topresultat aus dem Jahr 2014 übertroffen: Damals verzeichnete die Landesmesse Gesamterträge von knapp 138 Millionen sowie ein Ergebnis von 15 Millionen Euro.

 

Im abgelaufenen, ungeraden und daher wegen des zwei- und dreijährigen Turnus’ vieler Messen traditionell eher schwächeren Geschäftsjahr musste das Unternehmen freilich kleinere Brötchen backen. Der Umsatz lag bei 115 Millionen Euro, der Ertrag vor Steuern und Pacht bei acht Millionen Euro. Rund 93 Prozent davon muss die Betreibergesellschaft an die in der Projektgesellschaft Neue Messe (PNM) repräsentierten Eigner Stadt und Land abführen, sodass unter dem Strich nur ein geringer Realgewinn verbleibt. Die PNM finanziert aus der Pacht unter anderem Instandhaltungsmaßnahmen und Investitionen.

Geschäftsführung dennoch ausgesprochen zufrieden

Gleichwohl sprachen Kromer und sein Co-Geschäftsführer Roland Bleinroth vom bisher „besten ungeraden Jahr“ in der Unternehmensgeschichte. Die nackten Zahlen geben diese Interpretation zumindest teilweise her: Im Vergleichsjahr 2013 lag der Gesamterlös mit 96,5 Millionen noch unter der 100-Millionen- Euro-Marke, das Vorsteuerergebnis allerdings bei 9,6 Millionen, also 1,6 Millionen höher als 2015. Bei der Zahl der Aussteller (knapp 19 900) sowie den Besuchern (rund 1,28 Millionen) konnte die Messe 2015 einen Zuwachs verzeichnen. Im zurückliegenden Vergleichsjahr 2013 waren noch etwas über 18 000 Aussteller sowie rund eine Million Messebesucher registriert worden. Bleinroth wies darauf hin, dass sich die ungeraden Jahre wegen des dreijährigen Rhythmus’ der Rollladenmesse R+T nur bedingt vergleichen ließen.

Die von der Geschäftsführung vorgelegten Zahlen beziehen sich ausschließlich auf das Messewesen am Standort Stuttgart. Der noch nicht erstellte Konzernabschluss, den es für 2015 erstmals geben wird und der auch die Messe-Auslandsgesellschaften in China, in der Türkei, den USA sowie der Schweiz beinhaltet, wird den Ertrag nach Angaben von Bleinroth vermutlich nochmals um rund 12 Millionen Euro steigen lassen.

Als einen Hauptgrund für das Wachstum trotz des turnusgemäß schwachen Jahres 2015 hat Kromer die Internationale Fachmesse für Werkzeug-, Modell- und Formenbau (Moulding Expo) ausgemacht, die erstmals in einem ungeraden Jahr stattfand. Zu ihrem Debüt kamen rund 14 000 Besucher. Zudem hätten laut Bleinroth die bereits etablierten Veranstaltungen auf den Fildern allesamt zulegen können. Das gelte etwa für die Messe „Veggie & frei von“, die sich an die Anhänger einer tierproduktfreien Ernährungsweise richtet, aber auch den Messeherbst sowie insbesondere für die R+T. Neben dem Messeflaggschiff – der Touristikmesse CMT – waren die bislang neun Messehallen auch bei der Blechexpo, der Motek sowie der Oldtimermesse Retro Classics voll ausgelastet. Bleinroth hob auch auf den sogenannten Hallenumschlagsfaktor ab, eine interne Kenngröße im Messegeschäft, die die Auslastung der Ausstellungsflächen anzeigt. In Stuttgart liegt der Faktor bei 13,9, für Bleinroth ein „hervorragender Wert.“ 2014, im bisherigen Rekord- und Jubiläumsjahr der Messe, hatte der Wert 14,6 betragen.

Am Standort und im Auslandsgeschäft Wachstumschancen

Beim Auslandsgeschäft hat die Landesmesse zwar ebenfalls zulegen können, schreibt aber dort laut Geschäftsführer Bleinroth noch rote Zahlen. Dennoch gehen 2016 in Brasilien mit der R+T, der Bildungsmesse Education in China, der Solar Plus in der Türkei sowie der Maschinen- und Anlagenbaumesse AMB im Iran vier neue Messen an den Start.

Bleinroth kommt regelrecht ins Schwärmen, wenn er von der Internationalisierung des Messegeschäfts spricht. Und dabei hat er durchaus auch die Auswirkungen auf die Fildermesse im Blick: Der Anteil ausländischer Aussteller ist seit der Inbetriebnahme der neuen Hallen am Flughafen nach seinen Angaben um rund 29 Prozent gestiegen, die Zahl der ausländischen Besucher hat im gleichen Zeitraum sogar um 52 Prozent zulegen können.

Zum Jahreswechsel 2017/2018 hoffen die Messegeschäftsführer auf erneute Zuwächse in allen Bereichen. Grund dafür ist die neue Messehalle 10, für die sich der Werkzeughersteller Paul Horn aus Tübingen die Namensrechte gesichert hat und für die – trotz des Baubeginns bereits im November 2015 – am Abend der symbolische Spatenstich stattfinden wird. Die Messe erweitert damit ihre Ausstellungsfläche von 105 000 auf 120 000 Quadratmeter. Der dafür entfallende Parkplatz P 25 wird unter anderem durch die Schaffung von Parkplätzen auf der Nordseite der Halle 9 kompensiert. Das Hallendach kann laut Projektleiter Thomas Glawa von der PNM ebenfalls mit Solarzellen bestückt werden.