Während die Bankenbranche stagniert, hat die Südwestbank im vergangenen Jahr in allen Bereichen kräftige Zuwächse verbucht. Trotzdem reagiert das Institut jetzt auf die Niedrigzinsen.

Stuttgart - Die Südwestbank reagiert auf die anhaltende Niedrigzinsphase. Das Kreditinstitut zahlt Unternehmen mit Einlagen von mehr als zehn Millionen Euro – sofern sie keine Stammkunden sind – künftig keine Zinsen mehr, sondern verlangt ein Entgelt. Dies kündigte Vorstandssprecher Wolfgang Kuhn an. Die Änderung soll im April oder im Mai umgesetzt werden. Für institutionelle Kunden, also professionelle Anleger, sei dies bereits gängige Praxis, sagte er. Privatkunden sollen nach seinen Angaben aber von Strafzinsen weiterhin verschont bleiben.

 

Die Entwicklung der Privatbank im zurückliegenden Jahr war aus Kuhns Sicht deutlich positiver als der Trend bei anderen Instituten. „Während die Branche bestenfalls stagniert, konnten wir bessere Kennzahlen in allen Bereichen erwirtschaften“, sagte Kuhn. Mit 7,1 Milliarden Euro erreichte die Südwestbank die höchste Bilanzsumme in ihrer Geschichte. Die Summe stieg im Vergleich zum Vorjahr um 18,3 Prozent. Als beeindruckend bezeichnete Kuhn die Entwicklung des Betriebsergebnisses vor den Steuern, das von 25,2 Millionen Euro im Vorjahr auf 63,9 Millionen Euro zunahm.

Als „tollen Vertrauensbeweis“ sieht der Vorstand die Erhöhung der Kundeneinlagen auf 5,4 (Vorjahr: 4,2) Milliarden Euro. Allerdings habe dieses Wachstum die Bank zugleich „überrollt“. Um die Liquiditätsvorschriften leichter einhalten zu können, hat die Bank vermehrt Einlagen mit einer Laufzeit von etwas mehr als 30 Tagen hereingenommen, weil sie nicht als täglich fällig betrachtet werden.

Gewinn konnte die Südwestbank insbesondere mit einem erhöhtem Zinsüberschuss verbuchen. Während die Privatbank 2014 nur 88,0 Millionen Euro erzielt hatte, kam sie ein Jahr später auf 129,2 Millionen Euro. Dieser Sprung sei durch Ausschüttungen von Private Equity Fonds in Höhe von 26,0 Millionen Euro entstanden. Die Südwestbank-Eigner, die Brüder Andreas und Thomas Strüngmann, haben diese Fonds 2013 aus ihrem Privatbesitz auf die Bank übertragen. 2014 hatte es noch keine Ausschüttungen gegeben.

Die Bank im Zuge der Ausweitung des Geschäfts im vergangenen Jahr 20 Mitarbeiter eingestellt und will das Personal in diesem Jahr um weitere 14 Beschäftigte aufstocken. Die erhöhten Aufwendungen sind Kuhn zufolge gerechtfertigt. Schließlich habe man auch die Cost-Income-Ratio, einen Maßstab der Effizienz, von 64 auf 50 Prozent gesenkt. „Jetzt ist der Personalaufbau aber abgeschlossen“, sagte Kuhn.

Die großen Sprünge der beiden vergangenen Jahre glaubt die Südwestbank nicht wiederholen zu können. Jetzt werde die Privatbank „vom Sprint in den Dauerlauf“ übergehen, sagte Kuhn. Ende 2013 hatten die Strüngmanns das Eigenkapital um 386 Millionen Euro auf 727 Millionen Euro erhöht. Das gab der Bank die Möglichkeit zur Expansion. Insgesamt erwarte Vorstandssprecher Wolfgang Kuhn eine positive Geschäftsentwicklung für das laufende Jahr.

Gegen den Branchentrend agiert die Südwestbank bei ihren Filialen. Während viele Banken sich von Filialen trennen, wollen die Stuttgarter ihre Präsenz aufrechterhalten. Bei den 28 Standorten im Südwesten ändern sich Kuhn zufolge mancherorts lediglich die Öffnungszeiten, einige Filialen seien nur noch Beratungsbüros.

Ihrem Ursprung bleibt die Südwestbank treu. 1922 war sie als Landwirtschaftsbank gegründet worden. Im vergangenen Geschäftsjahr nahmen Agrarkunden noch rund 530 Millionen Euro Kreditvolumen in Anspruch. Dieser Betrag verteilt sich auf etwa 1500 landwirtschaftliche Betriebe.