Abu Bakr al-Baghdadi Foto: dpa

Der „Kalif Ibrahim“, wie sich der vormalige Abu Bakr al-Baghdadi seit Mitte des Jahres 2014 nennt, führt seine familiären Wurzeln bis auf den Propheten Mohammed zurück. Die noble Abstammung soll Baghdadis Anspruch untermauern, nicht nur der Chef der Terrororganisation Islamischer Staat (IS), sondern auf ganz besondere Weise zur Herrschaft in jenem Gottesstaat berufen zu sein, der inzwischen große Teile Syriens und des Iraks umfasst.

Weder Baghdadi noch die IS waren vor einem Jahr ein Faktor der Weltpolitik, sie waren weitgehend unbekannt. Bis heute ist es ein Rätsel, wie sich diese Abspaltung der Al-Kaida-Terrortruppe in frappierend kurzer Zeit zu einer so machtvollen, finanz- und schlagkräftigen, vor keiner Brutalität zurückschreckenden Organisation entwickeln konnte, dass sie inzwischen als eine der größten Gefahren für den Weltfrieden gilt. Es darf unterstellt werden, dass die sechsmonatige Gefangenschaft in Camp Bucca, einem Internierungslager der US-Streitkräfte im Irak, den als eher stille und äußerlich wenig beeindruckende Persönlichkeit beschriebenen Baghdadi im Jahr 2004 zusätzlich radikalisierte. Mit dem Spruch „Wir sehen uns in New York!“, verabschiedete sich Baghdadi von den amerikanischen Soldaten, die ihn bewacht hatten. Den USA galt er damals als Mitläufer, als wenig gefährlich. Heute hält Baghdadi Platz zwei der meistgesuchten internationalen Terroristen. Zehn Millionen US-Dollar sind als Belohnung für Informationen ausgesetzt, die zu seiner Festnahme oder Verurteilung führen.

Rainer Pörtner, Leiter des Politikressorts

Die Bankenaufsicht ist die Welt der Sabine Lautenschläger. Ihr gesamtes bisheriges Berufsleben stand im Zeichen dieses Themas, sei es bei der Bankenaufsicht Bafin oder bei der Bundesbank. Als Jens Weidmann, ihr damaliger Chef bei der Bundesbank, sie zur EZB verabschiedete, äußerte er die Hoffnung, sie möge im neuen Job ein wenig die Bundesbank-Perspektive in der Geldpolitik behalten. Sie enttäuscht ihn nicht. Zusammen mit Weidmann und wenigen anderen Verbündeten im EZB-Rat kämpft sie gegen die waghalsigen Pläne von EZB-Präsident Mario Draghi, im Kampf gegen die Krise in der Eurozone notfalls das Mittel des unbegrenzten Ankaufs von Staatsanleihen einzusetzen.

Michael Heller, Ressortleiter Wirtschaft

Abu Bakr al-Baghdadi

Abu Bakr al-Baghdadi Foto: dpa

Der „Kalif Ibrahim“, wie sich der vormalige Abu Bakr al-Baghdadi seit Mitte des Jahres 2014 nennt, führt seine familiären Wurzeln bis auf den Propheten Mohammed zurück. Die noble Abstammung soll Baghdadis Anspruch untermauern, nicht nur der Chef der Terrororganisation Islamischer Staat (IS), sondern auf ganz besondere Weise zur Herrschaft in jenem Gottesstaat berufen zu sein, der inzwischen große Teile Syriens und des Iraks umfasst.

Weder Baghdadi noch die IS waren vor einem Jahr ein Faktor der Weltpolitik, sie waren weitgehend unbekannt. Bis heute ist es ein Rätsel, wie sich diese Abspaltung der Al-Kaida-Terrortruppe in frappierend kurzer Zeit zu einer so machtvollen, finanz- und schlagkräftigen, vor keiner Brutalität zurückschreckenden Organisation entwickeln konnte, dass sie inzwischen als eine der größten Gefahren für den Weltfrieden gilt. Es darf unterstellt werden, dass die sechsmonatige Gefangenschaft in Camp Bucca, einem Internierungslager der US-Streitkräfte im Irak, den als eher stille und äußerlich wenig beeindruckende Persönlichkeit beschriebenen Baghdadi im Jahr 2004 zusätzlich radikalisierte. Mit dem Spruch „Wir sehen uns in New York!“, verabschiedete sich Baghdadi von den amerikanischen Soldaten, die ihn bewacht hatten. Den USA galt er damals als Mitläufer, als wenig gefährlich. Heute hält Baghdadi Platz zwei der meistgesuchten internationalen Terroristen. Zehn Millionen US-Dollar sind als Belohnung für Informationen ausgesetzt, die zu seiner Festnahme oder Verurteilung führen.

Rainer Pörtner, Leiter des Politikressorts

Conchita Wurst

Conchita Wurst Foto: AP

Was für eine Geschichte! Vor dem Eurovision Song Contest in Kopenhagen Anfang Mai machte sich der Boulevard noch lustig: Für den Wiener ORF tritt eine bärtige Drag Queen an, die sich zu allem Überfluss auch noch Conchita Wurst nennt! Ja, wie tief wollen die Österreicher denn noch sinken?! Doch dann legte der Gmundener Sänger Tom Neuwirth in seiner Rolle als hocherotischer Gender-Traum im Halbfinale einen derart atemberaubenden Auftritt hin, dass „die Wurst“ über Nacht zum Favoriten wurde. Prompt gab es in der Gala am 10. Mai anfangs ein leichtes aufgeregtes Zittern in der Stimme – aber dann steigerte sich Conchita in drei Minuten zum großen Star: „Rise like a Phoenix“ erwies sich ganz im Stil eines James-Bond-Songs auch musikalisch als derart strahlend hell, dass die ESC-Zuschauer in ganz Europa zu Wurst-Fans wurden: „Austria, twelve points“. Die Diva selbst widmete ihren Sieg dem Kampf gegen globale Dummheit und Diskriminierung. Damit schaffte sie es inzwischen bis zu Auftritten vor dem EU-Parlament und bei den Vereinten Nationen. Ihre Kunst und ihre Botschaft: Respekt!

Tim Schleider, Leiter des Kulturressorts

Alexander Gerst

Alexander Gerst Foto: dpa

Seine ersten Worte nach der Landung waren: „Gelandet. Die Erde riecht großartig. Und mir ist zum ersten Mal das Wort ‚Heimatplanet’ wirklich klar geworden.“ Alexander Gerst hat sie in den Block diktiert. Er hat sie unter dem Namen @Astro_Alex über Twitter verbreitet.

Es waren schon einige deutsche Astronauten im Weltall, Ulf Merbold etwa, Reinhard Furrer, auch der Reutlinger Ernst Messerschmid. Mit ihnen gereist sind unsere Sehnsüchte nach unendlichen Weiten und unerforschten Welten. Aber die Wissenschaftler waren – logisch – weit, weit weg. Nicht nur, was die Entfernung betraf. Außerhalb der Fachwelt kamen allenfalls sporadisch Ruckelbilder mit Grußbotschaften an.

Alexander Gerst ist uns trotz der gewaltigen Distanz ganz nahe geblieben. Jeden Tag schickte er von der Internationalen Raumstation aus Fotos von der Erde, von den Sternen, von seinem Leben dazwischen. Hunderttausende haben ihm auf Twitter und Facebook zugeschaut. Er hat seine Gedanken mit ihnen geteilt. Und so haben wir, ganz nebenbei, einen ganz neuen Blick auf die gute alte Erde bekommen.

Tobias Köhler, Onlineressortleiter

Ursula von der Leyen

Ursula von der Leyen Foto: dpa

Vor einem Jahr und zwei Wochen ist sie zum Dienst angetreten: die erste Frau im Amt des Bundesverteidigungsministers. Seither hat Ursula von der Leyen angekündigt, die Bundeswehr als familienfreundlichen Arbeitgeber zu profilieren, hat immer neue Hiobsposten über den maroden Zustand von Material und Ausrüstung kommuniziert, sich unerschrocken für die Anschaffung von Kampfdrohnen ausgesprochen, allerlei kriegführenden Parteien militärische Unterstützung zugesagt sowie zwei Staatssekretäre und einen Abteilungsleiter entlassen. Und worüber reden die Leute? Über blauen Blazer zur braunen Hose beim Kurden-Besuch. Über ein Video aus der Fernsehvorzeit, in dem die sehr junge Ursula mit Papa Ernst Albrecht etwas zur Gitarre trällert. Haben wir gelacht

Wie in den gut acht Jahren zuvor, als von der Leyen sich mit stählerner Gutgelauntheit auf wechselnden Kabinettsposten behauptete. Und wenn es mal nicht um ihre Frisur ging, fielen den im Übrigen jederzeit für Minderheitenschutz und gegen Sexismus eintretenden Beobachtern nach „Zensursula“ weitere lustige Namen wie „Truppen-Ursel“, „Panzer-Uschi“, poetisch „Dorn-Röschen“ oder unverblümt „Nato-Schlampe“ ein. Die schöne Tradition der Verunglimpfung des politischen Gegners wirkt regelrecht erfrischt, seitdem die Frauen in der Republik was zu sagen haben.

Julia Schröder, Chefin des Gesellschaftsressorts

Claus Weselsky

Claus Weselsky Foto: dpa

Wenn sich die deutsche Öffentlichkeit auf jemanden eingeschossen hat, dann kann derjenige nur noch die Ohren anlegen. Wenn sich nicht nur Boulevardmedien und hektische Onlineportale einig sind, sondern auch sämtliche Netzwerke („sozial“ wäre in diesem Fall euphemistisch), dann ist In-Deckung-Gehen nicht die schlechteste Taktik. Claus Weselsky hat nichts von alledem getan, als er in diesem Jahr fast schon zum Staatsfeind Nummer eins avancierte. Der „Bahnsinnige“, der als Anführer im Lokführer-Streik den Nah- und Fernverkehr nach Belieben lahm legte, zeigte im Tarifkonflikt zwischen der Deutschen Bahn und seiner Gewerkschaft der Lokführer (GDL) Rückgrat. Er hielt trotzig seinen Schnauzbart in den Wind und erklärte in seinem sächsischen Idiom jedem, der es hören wollte, dass er nicht anders könne als zu kämpfen, bis seine Ziele erreicht seien.

Weselsky ist kein Sympathieträger. In der Öffentlichkeit, so sie nicht aus Lokführern oder Zugbegleitern besteht, ist er unten durch. Denn die Streiktaktik war auf ein Höchstmaß an Ärger ausgerichtet, die Streikziele sind kaum vermittelbar. Seine Gegner im eigenen Lager bezeichnen Weselsky als Alleinherrscher, Mao oder Assad. Ihn selber ficht das nicht an, er will sich nicht verbiegen lassen. Trotz einer Teileinigung vor Weihnachten drohen im Januar neue Streiks. Claus Weselsky würde wohl auch diese durchstehen. Ob es uns gefällt oder nicht.

Michael Maurer, stellvertretender Chefredakteur

Huub Stevens

Huub Stevens Foto: dpa

Er lebt den Traum vieler Männer: jeden Tag im Trainingsanzug zur Arbeit und dort dann nur noch das Allernötigste reden. Dafür gibt es dann auch noch viel Geld. Aber das hat sich Huub Stevens als Trainer des VfB Stuttgart im Jahr 2014 auch wirklich verdient. Im Frühjahr hat er den Verein vor dem Abstieg bewahrt und springt – nach dem Rücktritt von Armin Veh – sechs Monate später wieder in der Not ein, um dem VfB die zweite Liga zu ersparen. Der Ruhestand kann warten, denkt sich der 61-jährige Niederländer.

Nicht nur wegen seiner im Stil der Siebziger zurückgepeitschten Haare wirkt Hubertus Jozef Margaretha Stevens wie ein Relikt aus vergangenen Fußball-Zeiten. Von ihm wird man nie Modebegriffe wie „vertikales Spiel“ und „gegen den Ball“ hören. Er verkompliziert den Fußball nicht unnötig. Die Null muss stehen, so lautet seine recht verständliche Defensivtaktik. Von Huub Stevens darf man natürlich keine fußballerischen Innovationen erwarten, aber die braucht der VfB im Moment auch nicht. Bewahren heißt das Motto, und dafür gibt es keinen Besseren als Huub Stevens.

Wenn er den VfB 2015 mal wieder gerettet hat, wird er sich erneut verabschieden. Er wird sich dann wieder ein paar Monate ausruhen, mit ein paar mehr Euro auf dem Konto. Und so lebt er auch den Traum vieler Männer.

Peter Stolterfoht, Leiter des Sportressorts