Missgeschicke, Fehltritte und Peinlichkeiten? Die gibt es in der Politik zuhauf. Vor allem in einem Wahljahr. Aber auch unabhängig davon. Eine kleine Auswahl aus Deutschland und der weiten Welt.

Stuttgart - Bloß nicht zur falschen Zeit am falschen Ort grinsen, Scherze in ernsten Angelegenheiten machen oder verfrüht Erfolgsmeldungen rauspusten. Das führt schnell zu Verwicklungen - wie manche im Politikbetrieb im zu Ende gehenden Jahr lernen mussten:

 

Scherz im Wahllokal mit weitreichenden Folgen

Wahlen sind eine ernste Angelegenheit. Das hätte mal ein Wahlhelfer bei der Bürgermeister-Stichwahl im Mai im hessischen Bad Karlshafen befolgen sollen. Als dort ein Wähler aus der Wahlkabine heraus fragte, ob er auch unterschreiben müsse, hielt der Helfer dies für einen Scherz und bejahte die Frage lachend. Der Bürger unterschrieb, der Wahlzettel war ungültig. Das Problem dabei: Der parteilose Kandidat Marcus Dittrich gewann mit nur einer Stimme Vorsprung gegen die ebenfalls parteilose Petra Werner. Die Folge: Rund 1000 Bürger in dem betroffenen Wahlbezirk mussten im November nochmals an die Urnen. Nun setzte sich Dittrich mit 52 zu fast 48 Prozent der Stimmen durch.

Transportflugzeug mit Problemen

Ach ja, die Bundeswehr und ihr fahrendes, schwimmendes und fliegendes Gerät. Da sind Pannen garantiert. Diese schmerzliche Erfahrung musste Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen ausgerechnet bei ihrem ersten Einsatzflug mit einem A400M machen. Die CDU-Politikerin flog im Februar mit der supermodernen Transportmaschine nach Litauen - und zurück mit einer 50 Jahre alten Ersatzmaschine vom Typ «Transall». Der A400M war nämlich mit einem Triebwerkschaden in Kaunas liegen geblieben. Von der Leyen wollte in Litauen das von der Bundeswehr geführte Nato-Bataillon besuchen. Der A400M wurde damit einmal mehr seinem Ruf gerecht, zu den problematischsten Rüstungsprojekten der Bundeswehr zu gehören.

Innenminister als Diebstahlsopfer

Mehr als 200 Bootsmotoren werden pro Jahr allein in Mecklenburg-Vorpommern gestohlen. Im Oktober erwischte es auch den obersten Dienstherren aller Polizisten des Landes, Innenminister Lorenz Caffier: Diebe ließen auf der Insel Usedom Motor und Bordcomputer mitgehen - Gesamtschaden 8000 Euro. Sie hatten sich Zugang zu einem Feriengrundstück in Neppermin im Süden Usedoms verschafft. Dort stand das auf einen Trailer geladene Boot des CDU-Politikers samt Ausrüstung zur Abfahrt ins Winterlager bereit. Die Diebe zogen den Trailer vom Grundstück und bauten Motor und Computer aus. Immerhin: Das Boot verblieb dem CDU-Politiker.

Zur falschen Zeit am falschen Ort gegrinst

Besser dem Chef zuhören, wenn er spricht - das wird sich vielleicht auch die Berliner SPD-Bundestagsabgeordnete Eva Högl gedacht haben, als sie im Internet reichlich Ärger bekam. Der Anlass: Ein Video, das sie bei einer SPD-Veranstaltung in der Hauptstadt fröhlich lachend und winkend hinter Parteichef Martin Schulz zeigte, der sich gerade tief betroffen über den Terroranschlag von Barcelona äußerte. Niemand, der hinter Schulz stand, habe zunächst hören können, dass dieser über Barcelona gesprochen habe, entschuldigte sich Högl später auf ihre Homepage. Sie sei «entsetzt», dass wegen des Filmausschnitts «ein falscher Eindruck entsteht».

Verfrühte Erfolgsmeldung

Dem TV-Duell zwischen Angela Merkel und Martin Schulz Anfang September fieberte die ganze politische Republik entgegen - schließlich war dies das einzige direkte Aufeinandertreffen von Kanzlerin und Herausforderer im Wahlkampf. Bei der SPD stieg die Fieberkurve besonders hoch. Schon Stunden vor dem Schlagabtausch reklamierten die Genossen den Sieg für sich: «TV-Duell: Merkel verliert - klar gegen Martin Schulz - spd.de» war in einer Google-Anzeige zu lesen. Der SPD-Vorstand entschuldigte sich per Twitter für die Panne: «Dienstleister ist heute Nacht bei Google peinlicher Fehler unterlaufen. Nicht unser Stil. Verwirrung bitten wir zu entschuldigen.» Die Häme im Netz ließ trotzdem nicht lang auf sich warten.

Afrikanisches Musterland Nambia

Wo zur Hölle liegt eigentlich Nambia? US-Präsident Donald Trump erfand dieses afrikanische Land mal eben so am Rande der UN-Vollversammlung in New York. Vor afrikanischen Staatschefs führte er als Beleg für Fortschritte auf dem Kontinent die Verbesserung des Gesundheitssystems von «Nambia» an - und sorgte damit für viel Heiterkeit. In sozialen Netzwerken mutmaßten Nutzer zum Beispiel, dass es sich wohl um den Nachwuchs aus einer Mischehe mit den Eltern Gambia, Sambia und Namibia handeln müsse. In Namibia - dem Land, das bei dem Versprecher vermutlich gemeint war - entwickelte sich «Nambia» schnell zu einem der prominentesten Themen auf Twitter. «Brexit: Großbritannien hat das erste Handelsabkommen mit der stolzen afrikanischen Nation Nambia abgeschlossen», feixte ein User.