Bei einem Brand in Reichenbach sind am Freitag, 13. Dezember, zwei Menschen zu Tode gekommen. Foto: dpa/Kern
Tragische Unglücksfälle prägten das Jahr 2024 im Kreis Esslingen. Mehrere Personen, darunter eine Frau mit zwei Kindern, kamen bei zwei Aufsehen erregenden Verkehrsunfällen in Weil und Nürtingen ums Leben. Weitere Menschen starben bei Bränden.
Simone Weiß
27.12.2024 - 06:10 Uhr
Es blieb kaum Zeit zum Durchatmen. Unglücksfälle hielten die Rettungskräfte während des ganzen Jahres 2024 in Atem. Menschen fielen Verkehrsunfällen und Bränden zum Opfer.
Noch fehlen die genauen Zahlen der Unfallstatistik für das auslaufende Jahr: „Wir bilanzieren das Unfallgeschehen 2024 erst nach dem Jahreswechsel“, sagt Andrea Kopp, Pressesprecherin des auch für den Landkreis Esslingen zuständigen Polizeipräsidiums Reutlingen. Sie könne aber sagen, dass die Zahl der 2024 tödlich Verunglückten gegenüber dem Vorjahr deutlich angestiegen sei. 2023 waren laut Verkehrsunfallbilanz der Polizei bei 14 404 Verkehrsunfällen im Kreis Esslingen 1332 Menschen zu Schaden gekommen. 249 Personen wurden schwer, 1414 leicht verletzt. Fünf Personen starben - damit hat sich die Zahl der Verkehrstoten gegenüber 2022 halbiert, als zehn Menschen auf den Straßen ums Leben kamen. Bei 13 072 Unfällen entstand 2023 Sachschaden.
Die Anteilnahme war groß nach dem Unfall in Esslingen-Weil mit drei Toten . Foto: Roberto /Bulgrin
Sehr viel öffentliche Anteilnahme erregten die Unfälle in Esslingen-Weil und Nürtingen. „In beiden Fällen liegen die abschließenden Gutachten tatsächlich noch nicht vor, sodass wir uns noch in einem laufenden Verfahren befinden“, teilt Andrea Kopp mit. Sobald alle Unterlagen beisammen seien, würden die zusammen gestellten Akten der Staatsanwaltschaft Stuttgart vorgelegt: „Die strafrechtliche Würdigung der Ermittlungsergebnisse, die Bewertung des Sachverhalts und die Entscheidung über den weiteren Verfahrensverlauf wie etwa die Frage einer Anklageerhebung liegen in den Händen der Justiz.“
Tödliche Unfälle in Nürtingen und Weil
Bei einem Unfall am Dienstag, 22. Oktober, sind in Esslingen-Weil eine 39-jährige Frau und ihre beiden drei und sechs Jahre alten Kinder von einem Auto erfasst worden. Sie erlagen noch am Unfallort ihren schweren Verletzungen. Laut toxikologischer Untersuchung war der 54-jährige Unfallverursacher nicht unter dem Einfluss von Drogen oder anderen Rauschmitteln gestanden. Bei einem weiteren Unfall am 16. Juni in Nürtingen war ein 54-Jähriger ungebremst mit seinem Auto zuerst gegen eine Ampel und dann in eine Menschengruppe gefahren. Eine 27-Jährige und eine 28-Jährige starben. Der Fahrer und ein 16-Jähriger wurden schwer verletzt. Auch hier stand der Fahrer laut Gutachten nicht unter Alkoholeinfluss.
Nicht nur der Straßenverkehr forderte seine Opfer, es gab auch mehrere schwere Brände. Genaue Zahlen zu Verletzten, Toten und Sachschaden durch Feuer kann die Polizei nicht liefern. „Dazu gibt es keine Statistik“, erklärt Andrea Kopp. Im Polizeibericht wurden aber viele Brände aufgeführt. Nicht immer war die Brandursache so klar wie bei einem Vorfall Mitte September am Kirchheimer Bahnhof. Ein 62-jähriger Mann wollte offensichtlich keine Reise antreten, sondern einfach nur essen. Er entzündete ein offenes Feuer, um sich eine Mahlzeit warm machen zu können. Größerer Schaden entstand nicht. Der Mann, der im Kreis Esslingen lebt, hatte zuvor schon ein Hausverbot für den Bahnhof gehabt. Nun kam noch ein Platzverweis hinzu.
Tragischer waren die Folgen des Brands eines Wohnhauses in Reichenbach. Am Freitag, 13. Dezember, wurden eine 72-Jährige und ein 78-jähriger Bewohner durch das Feuer tödlich verletzt. Wie es zu dem Unglück kommen konnte, ist weiterhin unklar. Eine Fettexplosion war dagegen laut Polizei die Ursache für einen Brand am Samstag, 9. November, in Filderstadt-Harthausen. Das Feuer war in der Küche der Dachgeschosswohnung eines Mehrfamilienhauses am Neuffener Weg ausgebrochen. Dabei kam eine Frau ums Leben. Weitere Personen kamen nicht zu Schaden. Ein vermeintliches Feuer führte Ende Juli in Aichwald zum Auffinden einer Leiche. Einer Zeugin war im Sommer in der Strümpfelbacher Straße das Surren eines Rauchmelders in einer Doppelhaushälfte aufgefallen. Wenig später fand sie die Bewohnerin leblos in ihrer Wohnung vor. Rettungskräfte führten Animationsmaßnahmen durch, doch die Frau verstarb kurz darauf. Die Seniorin war laut Polizei während der Essenszubereitung an einer inneren Ursache verstorben. Weil das Essen auf dem Herd zu heiß geworden war und es kurz rauchte, wurde der Rauchmelder ausgelöst. Dadurch wurde das Geschehen vor der Entstehung eines Brandes entdeckt.
Zu Jahresbeginn war es zu einem Brand in der Esslinger Altstadt gekommen. Am Sonntagmorgen, 28. Januar, stand der Dachstuhl eines Mehrfamilienhauses in der Küferstraße in Flammen. Eine 51-jährige Frau konnte nur noch leblos aus dem Gebäude geborgen werden. Erst gegen Nachmittag hatte sich die Lage wieder beruhigt. Ein Übergreifen der Flammen auf Nachbargebäude in der dicht bebauten Innenstadt konnte verhindert werden. „Eine technische Ursache und ein Fremdverschulden wurde ausgeschlossen“, sagt Andrea Kopp. Nach dem Ergebnis der Ermittlungen sei davon auszugehen, dass die Verstorbene selbst den Brand auf unbekannte Weise verursacht hat. Ob dies vorsätzlich oder fahrlässig geschah, bliebe unklar: „Aufgrund des Todes der Verursacherin gibt es kein Strafverfahren.“