Es hat eine Weile gedauert, bis die Verantwortlichen erkannten: da kommen immer mehr Flüchtlinge, und sie werden noch längere Zeit kommen. In fliegender Eile zimmerten Landesregierung und Kommunen ein Notquartier nach dem anderen zusammen. Kasernen verwandelten sich in Landeserstaufnahmeeinrichtungen – ein Begriff, den bis dahin außerhalb des zunächst allein zuständigen Regierungspräsidiums Karlsruhe kein Mensch kannte. So kam der Sommer, und die Bundespolitik mitsamt der Bundeskanzlerin an der Spitze hatten das Thema noch immer nicht auf dem Schirm. Flüchtlingsunterbringung? Das ist doch Aufgabe der Länder, dachten sie in Berlin. Wenn die nur gewusst hätten . . . Am Ende des Sommers beschloss die Angela Merkel dann, der Welt ein freundliches Gesicht zu zeigen, womit sie sich die Zuneigung des Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann erwarb, die eigene Partei aber arg strapazierte. Wo das alles endet, weiß derzeit niemand.