Es gibt Schlagzeilen, die nur ein einziges Mal oder nur für kurze Zeit aufploppen. Es gibt aber auch Themen, die das ganze Jahr über wichtig waren – und die mutmaßlich auch das Jahr 2020 beherrschen werden.

Kreis Göppingen -

 

Unwägbarkeiten bei Klinikneubau Mit dem größten Bauprojekt in der Geschichte des Landkreises Göppingen ist es stetig vorangegangen: Anfang April hat der Neubau der Klinik am Eichert in Göppingen begonnen, der 2024 eröffnet werden soll. Die Bodenplatte des neuen Gebäudes ist fertig. Auf der Westseite der Großbaustelle wurde bereits mit dem Rohbau begonnen und auf einem kleinen Teilstück die Decke des ersten Stockwerks eingezogen. Die Bauarbeiten liegen bisher im Zeitplan. Etwas anders sieht es mit dem Kostenrahmen aus. Im Mai hatten die Verantwortlichen von Landkreis und Alb-Fils-Kliniken eine neue Kostenschätzung für das ursprünglich auf 370 Millionen Euro veranschlagte Großprojekt präsentiert. Demnach steigt die Gesamtsumme von zuletzt 405 Millionen Euro auf nun mehr 427,6 Millionen. Ob der Bau am Ende tatsächlich so teuer werde, sei offen, sagte der Kliniken-Geschäftsführer Wolfgang Schmid. Denn den größten Brocken mache der Topf für Baupreissteigerungen und Unvorhergesehenes aus. „Wenn ich jetzt sagen würde, dass wir die gesamte Summe brauchen oder dass es weniger wird oder vielleicht auch mehr, wäre das Kaffeesatzleserei“, erklärte Schmid. Für den Neubau selbst rechnen die Planer nun mit 303 Millionen statt der ursprünglich veranschlagten 288 Millionen Euro. Das liegt allerdings in weiten Teilen daran, dass noch zusätzliche Arbeiten aufgenommen wurden. Rund sechs Millionen Euro wird ein Anbau im zweiten Stock verschlingen, in dem auf gut 800 Quadratmetern die Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie untergebracht wird. Die renommierte Abteilung wechselt von den Esslinger Kreiskliniken an die Alb-Fils-Kliniken und soll auf lange Sicht auch ein Gewinnbringer werden.

Stadt steckt für Teamviewer zurück Ein anderes Neubauprojekt liegt ebenfalls bisher im Zeit- und Kostenrahmen, hat allerdings bereits zu Beginn des Jahres mit einem kompletten Wechsel der geplanten Nutzung überrascht. Die Rede ist von dem als Verwaltungsgebäude der Stadt Göppingen geplanten Neubau westlich des Bahnhofs. Dort werden im kommenden Sommer nicht wie geplant das Göppinger Bauamt und einige andere Abteilungen der Stadtverwaltung einziehen. Stattdessen werden sich dort die rund 400 Mitarbeiter des weltweit bekannten IT-Unternehmens Teamviewer tummeln. Denn im Frühjahr war bekannt geworden, dass Teamviewer – einer der wichtigsten und bekanntesten Arbeitgeber in der Stadt – auf der Suche nach einem neuen Domizil war. Die Neubaupläne des Unternehmens auf dem Müller-Areal am Fischbergle hatten sich verzögert, und die Firma wuchs so schnell, dass sie nicht länger auf ein größeres Gebäude warten wollte. Um sicherzustellen, dass das Unternehmen Göppingen erhalten bleibt, gab die Stadt ihr Verwaltungszentrum an die Kreissparkasse ab, die es wiederum an Teamviewer vermieten wird. Die Kommune plant nun ihrerseits, auf dem Müller-Areal zu bauen. Wann genau das sein wird, ist noch offen.

Die Rechtspopulisten kommen In Mai haben die Kommunalwahl und die Veränderungen, die sie gebracht hat, viele Lokalpolitiker und Bürger in Atem gehalten. Speziell in der Stadt Göppingen und im Landkreis stellten sich viele die bange Frage, ob es die rechtspopulistische AfD in den Kreistag und den Göppinger Gemeinderat schaffen würde, und wie das die künftige Zusammenarbeit in den Gremien beeinflussen würde. Und tatsächlich ist es am Sonntag, 26. Mai, gekommen, wie die meisten erwartet hatten: Die AfD errang 10,3 Prozent der Stimmen für den Göppinger Gemeinderat und zog mit vier Sitzen in das Gremium ein. Im Kreistag eroberten die Rechtspopulisten sechs Sitze. Die von vielen befürchteten ständigen Auseinandersetzungen sind – von gelegentlichen Scharmützeln – weitestgehend ausgeblieben. Auch eine Debatte darüber, wer im Göppinger Sitzungssaal künftig neben den Rechten sitzen würde, ist inzwischen vergessen. Die Stadtverwaltung hatte die AfD einfach rechts neben die FDP-Fraktion platziert. Doch die Liberalen befürchteten, die Sitzordnung könne den Anschein erwecken, sie stünden der AfD nahe und seien rechts der politischen Mitte einzuordnen. Der Protest der FDP brachte allerdings nicht viel, denn auch die anderen Fraktionen wollten lieber nicht neben den Rechten sitzen. Inzwischen scheinen sich die Kommunalpolitiker mit ihrer Sitzordnung abgefunden zu haben. Tatsächlich scheinen sich die einzelnen Stadträte zumindest gut genug zu verstehen, um während den Sitzungen ab und zu fraktionsübergreifend miteinander zu tuscheln.

Pfusch am Bau Das Sanierungsdrama um das teilweise einsturzgefährdete Geislinger Michelberg-Gymnasium bedeutet für die finanziell stets klamme Stadt Geislingen vor allem auch ein wirtschaftliches Desaster. Sage und schreibe 21 Millionen Euro Schaden sind der Kommune durch die völlig missglückte Sanierung der Schule entstanden, die eigentlich ein ökologisches Vorzeigeprojekt hätte werden sollen. Das ganze Ausmaß von Pfusch sowie umfangreichen Rechen- und Planungsfehlern ist noch gar nicht bekannt. Es gibt schwebende, gerichtliche Verfahren, die sich zunächst gegen den Siegener Architekten Horst Höfler und einen Fachplaner wenden. Weitere Schadenersatzklagen werden vorbereitet. Nachdem bereits im September 2018 der naturwissenschaftliche Trakt der Schule wegen akuter Einsturzgefahr gesperrt werden musste, steht nun die Schließung der gesamten Schule bis Juli 2020 an, so hat es ein Brandschutz-Sachverständiger verfügt. Nur eine personelle Verstärkung der Brandwache und die Öffnung der Fassade an zahlreichen Punkten, die der Feuerwehr im Brandfall den Löschangriff ermöglichen soll, konnten eine noch frühere Räumung der Schule verhindern. Die Ursache für die Räumung liegt in der wohl völlig unsachgemäßen Ausführung der Anlagen und baulichen Vorkehrungen zum Brandschutz, die das gesamte Gebäude betreffen.

Die Bürger haben das Wort Mit einem hauchdünnen Vorsprung von nur drei Stimmen haben die Bürgerinnen und Bürger in Zell unter Aichelberg im April für eine Erweiterung des Sportgeländes um einen Kunstrasenplatz und leichtathletische Anlagen samt einer 400-Meter-Rundbahn gestimmt. Mit dem Bürgerentscheid hat die Bevölkerung den ebenso knapp ablehnenden Beschluss des Gemeinderats vom Oktober 2018 gekippt. Auch in Uhingen sollen die Bürger eine wichtige Entscheidung treffen: Jüngst hat der Gemeinderat den Termin für den Bürgerentscheid zum geplanten – aber höchst umstrittenen – interkommunalen Gewerbepark Fils endgültig auf den 26. Januar 2020 festgelegt. Die Gemeinderäte und die Verwaltung, allen voran der Bürgermeister Matthias Wittlinger (CDU), sind sich einig, dass der in dieser Frage tief gespaltene Ort durch den Entscheid befriedet werden soll. Wie sehr der Haussegen in Wäschenbeuren beim Thema Wohngebiet Heubeund-West schief hängt und ob es dazu einen Bürgerentscheid geben wird, ist noch unklar. Derzeit sammeln Bürger Unterschriften für das vorausgehende Bürgerbegehren.