Das Jahr 2012 im Stuttgarter Norden war geprägt von Neubauprojekten – aber auch von Interessenkonflikten.

S-Nord - Der Stuttgarter Norden ist in einem Wandel begriffen. In den nächsten Jahren werden Wohnbauprojekte, die teilweise in Planung sind, teilweise in diesem Jahr beendet werden, und nicht zuletzt das Bahnprojekt Stuttgart 21 den Bezirk nachhaltig verändern. „Wir haben im Norden ein hohes Entwicklungspotenzial im Bereich Wohnungsbau“, sagt Bezirksvorsteherin Andrea Krueger und verweist auf Projekte, wie das rund ums Azenbergareal, das Areal von Auto Staiger, das das Siedlungswerk erworben hat.

 

Nach vier Jahren Planung und zwanzig Monaten Bauzeit, hat im November vergangenen Jahres die Killesberghöhe, das neue Stadtquartier auf dem ehemaligen Messegelände, eröffnet. Zwar sind noch nicht alle Läden und Lokale eingezogen, die restlichen Türen jedoch sollen sich bis zum Frühjahr öffnen, ebenso die der Kindertagesstätte, des Ärztehauses und der Lokale.

Das areal ums Bürgerhospital wird früher frei

Auch auf dem Areal des Bürgerhospitals an der Tunzhoferstraße kann früher als gedacht mit dem Bau von Wohnungen begonnen werden. Wie im November bekannt wurde, gibt das Klinikum das Bürgerhospital schon 2015 auf.

Unmut hat es im vergangenen Jahr wegen bestehender Wohnungen gegeben. Grund war der Verkauf von circa 21 000 Wohnungen der LBBW an die Augsburger Patricia Immobilien AG. 4000 der Wohnungen sind in Stuttgart, mehr als die Hälfte davon im Nordbahnhofviertel. Nur kurze Zeit nach dem Verkauf hat sich eine Mieterinitiative gegründet, die Versammlungen mit betroffenen Mietern abgehalten hat. Der Initiator und Vorsitzende ist Günter Krappweis, die Themen: die Angst vor einer Erhöhung der Mieten, Luxusmodernisierungen oder gar ein Verlust der eigenen vier Wände. Viele der Bewohner im Norden haben nur kleine oder mittlere Einkommen. „Den Punkt müssen wir im Auge behalten“, sagt Andrea Krueger, „wir brauchen auch Wohnungen für Menschen, die nicht viel Geld haben.“ Die Uneinigkeiten werden sich auch in diesem Jahr weiter fortsetzen.

Der Ärger um die Skateranlage bleibt

„Ein Dauerbrenner“, sagt Andrea Krueger, wenn es um die Skateranlage am Pragfriedhof geht, und: „Es gibt keine Lösung, die alle glücklich macht.“ Die Skateranlage wurde 2009 nach zehnjähriger Planungs- und Bauzeit eröffnet. Entworfen hat sie der Skateboard-Profi Matthias Bauer. Dementsprechend erfüllt sie so ziemlich alle Ansprüche, die die Brettsportler an eine derartige Anlage haben, in den Sommermonaten ist sie deshalb rege frequentiert. Die Skater freut’s, die Anwohner nicht.

Seit der Eröffnung hagelt es Beschwerden von Seiten des angrenzenden Hotels Best Western und der nahe gelegenen Wohnungen. Im vergangenen Jahr sind deshalb einige Baumaßnahmen als Lärmschutz diskutiert worden. Andreas Hellmann, Bezirksleiter des Garten-, Friedhofs- und Forstamts hat dazu entsprechende Vorschläge im Bezirksbeirat Stuttgart-Nord vorgestellt. Der hat sich auf eine zwar gestalterisch nicht ganz überzeugende aber finanzierbare Variante geeinigt. Nur wenig später aber wurde auch diese vom Arbeitskreis Spielflächen des Gemeinderats abgelehnt. Die 390 000 Euro würden in keiner Relation zu der Gesamtfläche mit ihren 1,7 Millionen Euro stehen, so die Begründung. Sowohl der Bezirksbeirat als auch Andrea Krueger wollen dennoch an einer Lärmschutzmaßnahme festhalten. „So kann man es nicht lassen“, sagt Krueger, „das Thema wird uns weiter beschäftigen.“

Einen weiteren Interessenkonflikt hat im vergangenen Jahr das Höhenfreibad Killesberg ausgelöst. 60 000 Liter Wasser versickern dort jeden Tag in der Erde, weil das große Mehrzweckbecken undicht ist. Auch die Fliesen lösen sich von der Beckenwand und vom Boden und müssen ausgetauscht werden. Deshalb soll das Becken 2013 generalsaniert werden. Das Bad im Höhenpark erfreut sich großer Beliebtheit, dass eine Sanierung notwendig ist, steht bei den Stammgästen und Dauerkartenbesitzern außer Frage. Einzig das Thema Badeattraktionen hat 2012 Diskussionen im Bezirksbeirat ausgelöst. Beschlossen wurden ein Wellenball mit Strömungskanal und Wasserspeier, eine neuartige Attraktion, die in Stuttgart einzigartig wäre, wie die Leiterin der Bäderbetriebe Anke Senne im Bezirksbeirat die Spielgeräte rechtfertigte. Die im Rathaus anwesenden Nutzer des Bads allerdings waren der Meinung, die Attraktionen störten beim Schwimmen. „Ihre Änderungen wollen wir gar nicht“, sagte eine Bürgerin. Ende 2013, mit dem Ende der Freibadsaison, soll mit der Sanierung, die 2,94 Millionen Euro kosten wird, begonnen werden. „Es gibt immer verschiedene Bevölkerungsgruppen mit verschiedenen Interessen und Bedürfnissen. Man muss auch in dieser Sache Kompromisse eingehen“, sagt Krueger zum Streit, „ein Kompromiss ist nicht immer ein fauler.“